Siegen. Im Einsatzdienst der Feuerwehr Siegen arbeiten 112 Leute – kann man sich nicht ausdenken. Beim „Twittergewitter“ zeigen die Retter ihren Alltag.
Dass bei der Feuerwehr Siegen im Einsatzdienst 112 Beschäftigte arbeiten – kann man sich nicht ausdenken. Ist Zufall, ist aber so. 24 Stunden am Stück versehen sie Dienst in der hauptamtlichen Wache an der Weidenauer Straße, 48 Stunden die Woche. Sie löschen Brände, versorgen und transportieren Verletzte, sichern Unfallstellen – sorgen für die Sicherheit der Bevölkerung. Zum Tag des Notrufs am Freitag, 11. Februar, beteiligt sich die Siegener Feuerwehr erstmals am sogenannten „Twittergewitter“ in den Sozialen Netzwerken und zeigt im Netz 12 Stunden lang, von 8 bis 20 Uhr, was sie den ganzen Tag so tut.
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7.30 Uhr, die Wachabteilung des Tages tritt an. Dabei werden die anstehenden Aufgaben besprochen: Ausbildung, Wartung, Reparaturen, Desinfektion der Fahrzeuge, wer welchen Rettungswagen besetzt, zum Beispiel. Immer vorausgesetzt, es passiert nichts. Wenn der Pieper geht, lassen die Einsatzkräfte alles stehen und liegen und brausen los.
Siegener Berufsfeuerwehrleute können löschen, retten, reparieren
Die Siegener Berufsfeuerwehrleute sind fast alle auch rettungsdienstlich ausgebildet, sie können gleichermaßen Brände löschen wie Verletzte medizinisch versorgen, entsprechend verteilen sie sich auf Rettungs- und Brandschutzdienst. Außerdem haben sie eine handwerkliche Ausbildung absolviert: Funkgeräte warten, Atemschutzmasken überprüfen, Rettungswagen reparieren – können sie alles selber an der Weidenauer Straße. Die Wache hat diverse gut ausgerüstete Spezialwerkstätten für alle möglichen Zwecke rund ums Feuerwehr- und Rettungswesen.
7.55 Uhr: Alle vier besetzten Rettungswagen sind im Einsatz, einer davon mit Notarzt. Es scheint ein fordernder Tag zu werden.
Sven Kosch, der neue Pressesprecher der Feuerwehr, hat sich zusammen mit den Kollegen vorgenommen, verstärkt über Einsätze zu informieren und auch Warnhinweise über die sozialen Netzwerke an die Bevölkerung abzusetzen. Schon die Ankündigung des Twittergewitters habe zahlreiche neue Nutzer zum Profil der Feuerwehr geführt, sagt er.
Wachabteilung der Feuerwehr Siegen 24 Stunden am Stück im Dienst
8.01 Uhr, ein „E-Call“, der automatische Notruf eines Autos, hat die Feuerwehr alarmiert, zusammen mit Einheiten der Hammerhütte und aus Kaan-Marienborn geht es zur Einsatzstelle an der Berliner Straße. Fehlalarm, wie sich vor Ort herausstellt.
Eine Wachabteilung besteht aus 26 Leuten, drei davon gibt es auf der Feuer- und Rettungswache. Sie sind 24 Stunden am Stück im Dienst, verteilt auf Rettungsdienst und Brandschutz. Jede Wachabteilung ist in sich hierarchisch organisiert, an diesem Tag hat Wachabteilungsleiter Ingo Gutsch Dienst und kümmert sich ums operative Geschäft: Wer besetzt welches Fahrzeug, wer übernimmt welchen Dienst.
9.14 Uhr: Weiterer Einsatz für Rettungswagen mit Notarzt – Krampfanfall. Keine halbe Stunde später, 9.42 Uhr, der nächste internistische Notfall. 9.55 Uhr folgt ein Kindernotfall.
Auch wichtig: Zum Twittergewitter gibts bei der Feuerwehr Siegen Pizza
Jeden Tag müssen stehen Fahrzeuge und Ausrüstung zur Überprüfung an, auch die der Freiwilligen Löscheinheiten, dazu kommen Übungen und Fortbildungen, die Einsatzkräfte müssen sich fit halten – es gibt ein eigenes Fitnessstudio. Aber es gibt auch Ruheräume zur Verfügung – richtig schlafen ist nicht – und Aufenthaltszimmer, in die sich die Wachabteilung zurückziehen kann. Immer vorausgesetzt, es passiert nichts.
9.45 Uhr. Durchschnaufen, Briefing im Speisesaal. Dienstablauf besprechen – erstmal steht Arbeitsdienst auf dem Plan. Und, ganz wichtig: Was gibt’s heute zu essen? Pizza. Ein Kollege fährt später los, einkaufen. Erstmal geht der Pieper, zwei Mann, die Besatzung des zuständigen RTW, springt auf. Momente später entfernt sich das Martinshorn von der Wache.
Die Beschäftigten der hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache sind ausgebildete Berufsfeuerwehrleute, aber Siegen hat streng genommen keine Berufsfeuerwehr. Ist halt administrativ so geregelt. „Wir brauchen die Freiwillige Feuerwehr“, betont Jonas Sobotka, der an diesem Tag Sven Kosch beim Twittergewitter unterstützt: „Unser klarer Auftrag ist Menschenrettung“. Die hauptamtlichen Kräfte sind in der Regel als erste vor Ort, je nach Art des Einsatzes legen die Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr dann bei Eintreffen den Fokus zum Beispiel auf die Brandbekämpfung.
Impfpflicht bei der Feuerwehr Siegen – alle werden täglich getestet
10.48 Uhr: Die RTWs müssen komplett desinfiziert werden. Alles raus, alles säubern, alles wieder rein. Ziemlich aufwendig, das dauert ein paar Stunden, sagt Jonas Sobotka.
Auf der hauptamtlichen Feuer- und Rettungswache herrscht einrichtungsbezogene Impfpflicht, alle Beschäftigten werden tagesaktuell getestet. In der Corona-Zeit haben die RTW-Einsätze zugenommen, berichtet Sven Kosch – und das bedeutet auch mehr Arbeit. Denn nach jeder Fahrt muss der RTW desinfiziert werden.
10.57 Uhr, der nächste Einsatz für den Rettungsdienst. Es folgen zahlreiche weitere. Im Schnitt sind es 40 am Tag – im Jahr 2021 waren es mehr als 12.000, berichtet Sven Kosch. Dieser Freitag entwickelt sich aber vergleichsweise ruhig.
Langeweile gibt es nicht bei der Feuerwehr Siegen – es passiert nicht nichts
Keine Einsätze bedeutet keineswegs Däumchendrehen. Die Dienstpläne sorgen schon dafür, dass den Einsatzkräften nicht langweilig wird: Im Untergeschoss gibt es eine Atemschutzübungsstrecke, die die Einsatzkräfte in voller Montur müssen; daneben den Brandraum, wo die Bekämpfung etwa von Zimmerbränden geübt werden kann. Vom Kontrollpult aus kann zum Beispiel auch ein sogenannter Flashover (deutsch: „Feuersprung“) simuliert werden, wenn sich ein Feuer oft schlagartig auf den ganzen Raum ausdehnt. Ziemlich genau darüber steht der Schlauchturm, an dem die Feuerwehrleute Einsätze mit der Drehleiter üben.
12.30 Uhr, das Mittagessen steht pünktlich auf dem Tisch. Bei der Feuerwehr wird jeden Tag selbst gekocht. Bereits zehn Rettungsdienst-Einsätze sind gefahren, zwei davon mit Notarzt, einer von der Feuerwehr.
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Es gibt keinen Tag, an dem nichts passiert, auch wenn nur wenige Einsätze eintrudeln. Internistischer Notfall, psychischer Notfall, um 16.11 Uhr wird ein RTW zu einem Verkehrsunfall auf die Koblenzer Straße alarmiert, etwa eine Stunde vorher war die Drehleiter aus Eiserfeld zur Aushilfe in Rinsdorf. Ansonsten Übungen, Reparaturen. Irgendwann ist für diesen Twittergewitter-Artikel Redaktionsschluss. Für die Feuerwehr niemals. Die ist rund um die Uhr im Einsatz, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.