Trupbach/Gao. Ulrich Zwania aus Siegen ist als Feldpostler in Krisengebieten im Einsatz. Er sorgt dafür, dass Soldaten ihre Briefe aus der Heimat bekommen.

Im Krisengebiet, weit weg von zu Hause, ist ein handgeschriebener Brief ein Schatz. „Es ist schön zu sehen, wie die Soldaten sich über Post aus der Heimat freuen“, sagt Ulrich Zwania. Der Siegener Paketzusteller ist regelmäßig als Feldpostler im Ausland. Nun steht sein neunter Einsatz bevor: Vier bis fünf Monate wird er im westafrikanischen Mali beschäftigt sein.

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„Angst muss man ausblenden; sonst darf man da nicht hingehen“, sagt der 49-Jährige. „Und man muss beides lieben: Die Post und die Bundeswehr.“ Der Trupbacher ist seit 1988 bei der Post, absolvierte zwischenzeitlich seinen Wehrdienst, war dann als Fahrer für Überland-Post unterwegs. Seit 1997 ist er Zusteller in Siegen. Wie alle Feldpostler – im Jahr 2019 hatte die Deutsche Post davon 266 – ist er auch Soldat. Ulrich Zwania ist Oberfeldwebel, und bei seiner Arbeit im Einsatzgebiet trägt er Uniform. Die militärische Ausbildung ist Voraussetzung. Und sie ist wichtig – denn auch wenn „die Arbeitsabläufe in jedem Land gleich sind“, wie er erläutert, so sind die Gegebenheiten vor Ort doch völlig andere: „Im Ernstfall müssen wir uns verteidigen können.“

Siegener Ulrich Zwania: Keine Angst vorm Einsatz als Feldpostler in Mali

2009 übernahm er die Aufgabe zum ersten Mal, damals im Kosovo. Drei weitere Male war er dort, außerdem einmal in Afghanistan, drei Mal bisher in Gao in Mali, wo es ihn nun wieder hinführt. Seit fast zehn Jahren gibt es in dem afrikanischen Staat gewaltsame Auseinandersetzungen, die auf einer „Kombination verschiedener Konfliktlagen“ beruhen, wie auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung erläutert ist. Dort wurde der Einsatz in Mali noch im vergangenen Juli auch „als derzeit gefährlichste Bundeswehr-Mission“ bezeichnet.

Bundeswehr in Mali

Mali liegt in Westafrika. Dort leben etwa 19,5 Millionen Menschen.

Ziel der Mission ist die Sicherung des Friedens in Mali“, heißt es auf der Seite der Bundeswehr über den Einsatz. Schwerpunkt sei „der Beitrag zur Einhaltung der Waffenruhe und zur Umsetzung des Abkommens für Frieden und Aussöhnung“.

Ulrich Zwania bringt das nicht aus der Ruhe. Er lächelt entspannt, wenn er von seinen Einsätzen spricht. „Man sieht natürlich die Spuren des Krieges“, sagt er über seine Erfahrungen aus dem Kosovo. Aber wenn er mit Angst an den Job denken würde, „würde ich nicht zum neunten Mal gehen“. Alle Feldpostler melden sich freiwillig. Er selbst hatte ursprünglich über einen Flyer von der Möglichkeit erfahren.

Von Siegen in diverse Krisengebiete: Ulrich Zwania übernimmt neunten Feldpost-Einsatz

Im Militär-Camp in Gao arbeitet er in einer Art kleiner Poststation. Bis zu 30 Container mit Briefen und Paketen kommen dort pro Woche an, diese Sendungen müssen dann an die Adressaten im Camp verteilt werden. Ein Brief sei etwas Anderes als etwa eine WhatsApp-Nachricht, „viel persönlicher“. Viele Soldaten würden diese Botschaften ihrer Lieben bei sich tragen. Viele – gerade jüngere – Menschen würden in dieser Situation auch neu oder wieder lernen, wie man überhaupt einen Brief schreibt. Hinzu komme, dass die Post in den Einsatzgebieten oft überraschend und ein Grund zur Freude sei, während im Alltag in Deutschland die Leute meist wüssten, was sie bestellt haben – oder eben alltäglichen Schriftverkehr im Briefkasten vorfänden.

Bis zu 30 große Container mit Postsendungen kommen pro Woche im Camp in Gao an – und müssen dann an die Soldaten im Lager verteilt werden.
Bis zu 30 große Container mit Postsendungen kommen pro Woche im Camp in Gao an – und müssen dann an die Soldaten im Lager verteilt werden. © Ulrich Zwania | Privat

„Das Arbeiten macht einfach Spaß. Es ist wie eine große Familie“, beschreibt der 49-jährige, der in Mali seinen 50. Geburtstag feiern wird. Viele Soldaten kämen auch zu den Feldpostlern, um über persönliche Dinge zu sprechen. Doch es ist nicht nur das, was ihn reizt. „Man glaubt gar nicht, wie schön diese Länder sind“, sagt er. Afghanistan etwa habe großartige Landschaften, „Wie die Alpen ohne Schnee“. Und er schwärmt vom Sternenhimmel über Afrika. Er mag Mali. „Da ist es schön warm. Jeder Feldpostler hat so seine Ecke.“

Seine Frau und seine Tochter hätten sich daran gewöhnt, dass er regelmäßig jeweils monatelang unterwegs ist. Mehr als 1000 Tage Dienst hat er bisher im Ausland geleistet, 420 davon in Afrika. Fünf Mal war er über Weihnachten weg, zuletzt 2020. Er könne gut abschalten während seiner Einsätze, sagt Ulrich Zwania. Die ersten vier Wochen vergehen mit Ankommen und Einarbeiten, die letzten vier Wochen „ist man schon fast wieder zuhause. Nur in der Mitte hat man manchmal einen Durchhänger.“

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