Kreuztal/Hilchenbach. Bürgermeister und Parteien bekunden den mit Grablichtern bedrohten Kreuztaler Ärzten ihre Solidarität. Am Wochenende wird weitergeimpft.
Die Bedrohung der Kreuztaler Impfärzte hat Empörung ausgelöst – ihnen waren am Wochenende Grablichter mit der Aufschrift „Impfopfer“ vor die Türen von Praxen und einer Privatwohnung gestellt worden.
Kreuztals Bürgermeister verurteilt „perfide Bedrohungen“
Am Dienstag stand auch vor dem Kreuztaler Rathaus ein Grablicht. Er verurteile solche Bedrohungen und Beleidigungen aufs Schärfste, sagt dazu Bürgermeister Walter Kiß.
Mit sehr großem Engagement der lokalen Ärzteschaft würden besonders in Kreuztal umfangreiche Impfaktionen auch in Zusammenarbeit mit der Kreuztaler Stadtverwaltung angeboten. „Wir unterstützen dieses Engagement ganz bewusst, weil wir davon überzeugt sind, dass Impfen bei der Pandemiebekämpfung das Gebot der Stunde ist“, stellt Walter Kiß fest. „Ich freue mich sehr darüber, dass wir derart engagierte Ärzteteams vor Ort haben, die sich über die Maßen mit ihren Mitarbeitenden in den Dienst der Allgemeinheit stellen und in kurzer Zeit sowie sehr unkompliziert einer Vielzahl von Menschen zu ihren Impfungen verhelfen. Das ist sicher nicht selbstverständlich und gebietet höchste Anerkennung,“ Die Stadt Kreuztal werde die Kreuztaler Hausärzte auch in Zukunft unterstützen: „Daran werden auch perfide Bedrohungen und persönliche Angriffe in feiger Anonymität nichts ändern.“
Parteien äußern sich: „Unfassbarer Vorgang“
Von einem „unfassbaren Vorgang“ sprach am Dienstag Tibor Zachar, Vorsitzender des FDP-Stadtverbandes Kreuztal: „Es ist an der Zeit, dass die Politik und alle demokratischen Kräfte mit allen vorhanden Möglichkeiten gegen solche oder ähnliche Taten vorgehen.“ Auf ihrer Facebook-Seite äußert sich die Kreuztaler SPD „zutiefst erschüttert“. Die Einschüchterungsversuche seien „völlig inakzeptabel“, scheibt die Kreuztaler CDU. Und die Kreuztaler Linken: „Wir verurteilen die Einschüchterungsversuche gegen die beiden Hausärzte in Kreuztal aufs Schärfste und sprechen ihnen unsere Solidarität aus.“
Hilchenbach berät über Resolution: „Uneingeschränlkte Solidarität“
Die Grünen haben in den Hilchenbacher Rat den Entwurf einer Resolution eingebracht, über die am Mittwoch, 15. Dezember, beschlossen werden soll.
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In der Resolution heißt es: „Die Hetze gegen die zu unserem gemeinsamen Versorgungsgebiet gehörenden Kreuztaler Ärzte verurteilen wir entschieden und erklären unsere uneingeschränkte Solidarität mit den Bedrohten. Wir danken Ärzten, Pflegepersonal, den Betreibern von Teststationen und allen, die sich verantwortungsvoll um die Bekämpfung der Folgen der Pandemie verdient machen, für ihre Arbeit, ihren Mut und ihren persönlichen Einsatz. Wir erklären uns mitverantwortlich für die Aufklärung über die Folgen der Pandemie, den verantwortungsbewussten Umgang mit ihr und schließen uns dem nahezu einhelligen Urteil der Fachleute an, dass die Bereitschaft, sich gegen das Virus impfen zu lassen, die wirksamste Methode zum (Selbst-) Schutz vor Ansteckung bzw. dem Schutz vor schweren Krankheitsverläufen ist.“ Die Resolution schließt mit den Appell „an die Menschen in unserer Stadt, miteinander im Gespräch zu bleiben, zu streiten, wenn nötig, Verständigung zu erzeugen, wo möglich, respektvoll miteinander umzugehen und in dieser angespannten Zeit das Entscheidende zu bewahren: den Zusammenhalt aller Menschen guten Willens.“
Staatsschutz ermittelt
Weitere Grablichter mit der „Impfopfer“-Aufschrift wurden jetzt auch vor einer Apotheke und einer Arztpraxis in Geisweid aufgestellt.Bei der Polizei werden die Ermittlungen jetzt beim Staatsschutz geführt.
Am nächsten Wochenende Impfaktionen in Kreuztal
Unterdessen setzen die Stadt Kreuztal und die Hausärzte ihr Engagement beim Impfen gegen Corona verstärkt fort:
Am kommenden Wochenende finden im Kreuztaler Stadtgebiet erneut großangelegte Impfaktionen statt: Die Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen stehen für alle zur Verfügung – ausdrücklich auch für Nicht-Patienten der jeweiligen Hausärzte.
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Am Samstag und Sonntag, 18. und 19. Dezember, impft das Team um den Ferndorfer Hausarzt Jan Khalil in Zusammenarbeit mit der Stadt Kreuztal erneut jeweils ab 8 Uhr morgens und bei Bedarf bis 22 Uhr in der Kreuztaler Otto-Flick-Halle durch. Verimpft werden die mRNA-Stoffe BioNTech/Pfizer und Spikevax/Moderna. Interessenten melden sich über die hausärztliche Webseite www.praxis-gute-zeit.de an. Die Impfungen erfolgen nach Terminvergabe. Um Wartezeiten und Schlangenbildung möglichst zu vermeiden, wird darum gebeten, pünktlich zum Termin zu erscheinen. Auf dem Parkplatz in der Roonstraße stehen kostenfreie Parkplätze zur Verfügung.
Auch in der gemeinschaftlichen Hausarztpraxis Dr. Inacker und Dr. Jabbour findet am Samstag, 18. Dezember, eine große Impfaktion statt. Von 8 bis 16 Uhr können auch Kurzentschlossene eine Impfung mit BioNTech, Moderna oder Johnson&Johnson erhalten – eine vorherige Terminvereinbarung ist nicht notwendig. Die Impfungen werden im Praxisgebäude vorgenommen, Marburger Straße 157 in Ferndorf.
Zudem bietet das Team der Gemeinschaftspraxis familydocs in Kooperation mit der Krombacher Brauerei weiterhin Impfungen in der Krombacher Erlebniswelt durch. Verimpft werden dort BioNTech und Johnson&Johnson. Die nächsten Termine sowie die Möglichkeit zur Anmeldung sind über die Webseite https://www.familydocs.de/krombacherbrauerei.html möglich.
Boostern nach fünf Monaten möglich
Personen, die ihren bereits bestehenden Impfschutz mit einer weiteren Impfung auffrischen wollen („Booster-Impfung“), können dies rund fünf Monate nach der zweiten Verabreichung tun. Wer eine Johnson&Johnson-Impfung erhalten hat, kann bereits nach 4 Wochen eine Auffrischung in Anspruch nehmen. Booster-Impfungen mit BioNTech sind für alle ab 18 möglich, Erst- und Zweitimpfungen mit BioNTech ab 12 Jahren. Wer mit Moderna geimpft werden möchte, sollte gemäß Stiko-Empfehlung mindestens 30 Jahre alt und nicht schwanger sein.
Hier geht’s zum Kommentar: Die Ernte der Hetzer wird in Kreuztal eingefahren
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