Hainchen. Der Siegerländer Burgenverein will im Zukunftsprojekt mit dem Wald über der Wasserburg Hainchen Tourismus und Klimaschutz miteinander verbinden

Die Remise ist der Ort, wo Besucherinnen und Besucher der Wasserburg Hainchen einkehren. Der Siegerländer Burgenverein will die Gastronomie jetzt erweitern – das wiederentdeckte Ausflugsziel boomt. Hainchen, sagt Burgenvereinsvorsitzender Paul Breuer, sei inzwischen wohl „einer der meistbesuchten Plätze in der Region“. Bis zu 1000 Menschen kommen hier an einem sonnigen Wochenendtag zusammen.

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Der Neustart aus dem Dornröschenschlaf

Mit der Gestaltung des Außengeländes, in die der Verein mit Förderung des Landes am Ende etwa eine Dreiviertelmillion Euro investiert hat, wurde die Burg 2018/19 aus dem Dornröschenschlaf erweckt – sie wurde vor allem wieder sichtbar. In dem zuletzt zugewachsenen Gelände entstand ein Bewegungspark mit einem Krämerwagen als Spielgerät. Oberhalb der Burg, im Waldstück, wo eins eine Vorburg stand, wurde eine Erlebniswelt mit Wasserlauf, Schaukeln und Spielgeräten gestaltet. Und in der Remise wurde die Gastronomie wiedereröffnet.

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Das Remise-Projekt: Eine Etage mehr für die Gastronomie

Eine ehemalige Wohnung im Dachgeschoss soll nun ebenfalls Teil des Restaurants werden. An den Kosten von 80.000 Euro für den Umbau in dem denkmalgeschützten Gebäude soll sich der Kreis mit einem Zuschuss von 30.000 Euro beteiligen. Das jedenfalls schlägt Landrat Andreas Müller dem Kulturausschuss vor, der darüber am Montag, 6. Dezember, berät : „Das Areal aus Burggebäude, Außengelände und der Remise mit ihrer Gastronomie bietet eine Erlebnis- und Bürgerbegegnungsstätte für alle Generationen und hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region entwickelt. Weite Teile des Geländes sind barrierefrei beziehungsweise barrierearm und werden daher auch von älteren und behinderten Menschen als Erholungsareal geschätzt“, so der Landrat in der Vorlage der Kreisverwaltung.

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Paul Breuer spricht von einer „enormen Entwicklung“, die die Burg in Hainchen nimmt: Großeltern und Enkel fänden hier gemeinsam ein attraktives Ausflugsziel, das zudem weitgehend barrierefrei oder barrierearm gestaltet ist. Ihre Autos kommen auch aus dem benachbarten Hessen und sogar aus dem Kreis Olpe. Auch aus dem übrigen Siegerland kommen die Leute immer wieder gern, erst recht, wenn sie Besuch haben: „Sie wollen ihren Gästen ja etwas zeigen“, hat Paul Breuer beobachtet: „Die einzige noch funktionale Wasserburg in Südwestfalen.“

Chronik

1290 wird das Schloss in Hainchen erstmals in einer Urkunde erwähnt. Es gehört der Familie vom Hain, die es den Grafen von Nassau überlässt, die die Burg 1315 Konrad von Bicken zu Lehen geben.

1715 geht der Besitz an Ernst von Kochenheim, drei Jahre später an Georg Philipp von Fleischbein über. Dieser verkauft 1747 an Fürst Wilhelm Friso, Prinz von Oranien.

1815 wird die Wasserburg preußischer Staatsbesitz. Die Burg verfällt, wird Försterei und Kinderheim.

1957 wird der Realschulzweckverband Netphen neuer Eigentümer.

1976 wird der Siegerländer Burgenverein Eigentümer und beginnt, zusammen mit dem 1970 gegründeten Verein zur Erhaltung der Wasserburg Hainchen, mit der Sanierung. Es wird zu einer Begegnungsstätte zunächst in der Trägerschaft der AWO, dann von 1993 bis 2017, der Lebenshilfe.

Nur die Möglichkeiten zum Einkehren haben abgenommen, fast im gleichen Maße, wie der Besucherzustrom gewachsen ist. In Werthenbach und Salchendorf haben Gaststätten aufgegeben, andere Lokale haben ihre Öffnungszeiten verkürzt. In diese Bresche soll die Remise springen. Denn der Burgenvereinsvorsitzende ist sich sicher, dass die Orientierung zur Erholung in der Nähe bleibt: „Wandern ist Trend. Und Radfahren auch.“ Im nächsten Frühjahr wird an der Wasserburg eine Ladestation für E-Bikes ans Netz gehen.

Als  Krämerwagen ist das große Spielgerät vor der Wasserburg  Hainchen gestaltet
Als Krämerwagen ist das große Spielgerät vor der Wasserburg Hainchen gestaltet © WP | Jennifer Wirth

Die Zukunft: Begegnungsstätte mit Heimatkultur

Der Siegerländer Burgenverein ist in Hainchen längst noch nicht fertig. Damit die Weiterentwicklung auch baurechtlich möglich wird, werde allerdings der Bebauungsplan der Stadt aus den 1970er Jahren geändert und ein neues Sondergebiet ausgewiesen werden müssen, schätzt Paul Breuer. Damals hatte die Gemeinde Netphen ein „Behindertendorf“ geplant, „eine Perspektive in Verbindung mit der Burg war überhaupt nicht zu erkennen.“

Da ist das Burggebäude selbst, das nach und nach renoviert wird. Als Gästehaus mit derzeit noch 31 Betten, das in Zukunft als Begegnungsstätte mit heimatkulturellem Schwerpunkt auch erlebbar sein soll: Da wird es Zimmer geben, in denen zum Beispiel das benachbarte Heiligenborn vorgestellt wird, und Flure, in denen Geschichten zu Namen erzählt werden: natürlich auch zum frommen Heinrich Georg Philipp von Fleischbein, der die Burg im Jahr 1718 kaufte und in Deuz Kanonen produzierte. Aktuell liegt das Interesse der Eigentümer allerdings im Keller, im Gewölbekeller: Dort muss weiter saniert und der in den 1970er Jahren angebrachte Putz entfernt werden: „Der ist feucht und kommt runter“, berichtet Paul Breuer.

Im Wald über der Wasserburg Hainchen können Tourismus und Klimaschutz mit einem neuen Projekt verbunden werden.
Im Wald über der Wasserburg Hainchen können Tourismus und Klimaschutz mit einem neuen Projekt verbunden werden. © WP | Hendrik Schulz

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Im Außenbereich möchte der Burgenverein – langfristig – den Hain über der Burg, außerhalb des längst verschlammten zweiten Grabenrings gestalten, der Hainchen seinen Namen gab. Und zwar so, dass der Waldboden Wasser aufnehmen kann, zusammen mit einem Reservoir, das bei Bedarf gefüllt und nach und nach abgelassen werden kann. Denn bei Starkregen ist die Burg gefährdet – was der in Netphen lebende Prof. Dr. Jürgen Jensen, Wasserbauer an der Siegener Uni, dem Burgenvereinsvorsitzenden bestätigt hat: „Da muss dringend etwas geschehen.“ Da der heutige Erlebniswald auch Haincher Geschichte erzählt, könnten hier Projekte für Tourismus und Klimaschutz miteinander verbunden werden, sagt Paul Breuer. „Wir wollen da auch mal Archäologen dran lassen.“

Zukunftsmusik? Eine Weile wohl noch. In den nächsten Wochen geht Burgherr Paul Breuer Geld sammeln. Wieder einmal. Bisher war er da ziemlich erfolgreich.

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