Kreuztal. Eine beeindruckende Aufführung haben die Tanzschule Spitzentanz und das Tanztheater Kreuztal in der Otto-Flick-Halle auf die Bühne gebracht.

Das Bühnenbild, schon lange vor Beginn der Veranstaltung zu sehen, wirft Rätsel auf: Ist es eine Installation aus bunten Kleidern, die da auf dem Boden in Kreuztal verstreut herumliegen? Und erst, nachdem das Saallicht gedimmt wird und sich nach und nach Figuren aus dem scheinbaren Durcheinander erheben, sich recken und strecken, weiß der Zuschauer: Das alles sind Menschen, die sich aus einem Tiefschlaf erhoben haben.

Das Tanz- und Theaterprojekt der städtischen Tanzschule Spitzentanz und das Tanztheater Kreuztal präsentierten jetzt ihre Version des Corona-Lockdowns. Die Choreographin Britta Papp hat mit ihren 30 Tänzerinnen und einem Tänzer zunächst über Zoom – direkte Kontakte waren ja nicht möglich – und dann auch in direkten Proben ein sehr persönlich geprägtes Bühnenprogramm entwickelt, dem sie den Namen „Your Story – Die dunkle Tür“ gaben. Es ist eine Kombination aus gesprochenen und getanzten Szenen, durch die alle Beteiligten auch ein Stück von sich selbst preisgeben.

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Allen gemeinsam ist: Sie sind eingeschlossen. Doch alle haben ein individuelles Schicksal, eine persönliche Einstellung dazu. Da ist das junge Mädchen, schwer atmend, das nach einem lindernden Asthmaspray sucht. Da sind viele, die zu verdursten und zu verhungern fürchten und nach langer Suche eine Kiste und den dazugehörigen Schlüssel finden. Sie enthält Wasser und Nahrung. Und da ist die Gottesfürchtige, die das alles für eine Prüfung des Himmels hält. Um das Ende vorwegzunehmen: Der Schlüssel zur dunklen Tür wird gefunden und alle streben zur vermeintlichen Freiheit, aber schon ahnend, dass damit noch lange nicht alles vorbei ist.

Kreuztal: Wechsel zwischen Sprech- und Tanztheater bei „Your Story“

Eine düstere Vision. Aber wie Britta Papp und Regisseur Lars Dettmer, der auch die Texte koordiniert hat, daraus einen durchaus hellen, vielseitigen Theaterabend gemacht haben, ist bewundernswert. Ein stetiger Wechsel aus gesprochenen und getanzten Szenen bringt Abwechslung. Wobei es immer eine Gratwanderung ist, wenn Sprech- und Tanztheater kombiniert werden. Eine immense Stärke des Abends ist die Musik, die die Tanzszenen untermalt. Eine Mischung aus sphärischen Klängen und Discomusik, einem Megahit des Venezianers Antonio Vivaldi und musikalischen Einfällen des Duos „2wei“. Wie dieses Duo den Pop-Klassiker „Wonderful World“ interpretiert: Nach zehn Sekunden Eingewöhnungszeit einfach nur großartig. Der Meister der Barockmusik trifft auf der Kreuztaler Bühne auf innovativen Pop der Gegenwart, Lars Dettmers glücklicher Hand sei Dank.

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Noch beeindruckender allerdings ist die tänzerische Umsetzung. Ein ständiger Wechsel zwischen synchronen Bewegungen der Tanzgruppen, die große Bilder zaubern, und solistischen Parts, bei denen die jungen Ensemblemitglieder viel Raum bekommen, auch ihr Improvisationstalent zu präsentieren. So entsteht Ästhetik pur, die den vielen Gästen in der Otto-Flick-Halle noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Wobei auch am Misch- und Beleuchtungspult absolute Könner am Werk sind. Sie schaffen es mit ihren optischen und akustischen Einfällen eine Atmosphäre zu erzeugen, die aus einem Theaterabend einen großartigen Tanztheaterabend macht.

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