Siegerland. Nur an wenigen Stellen sind neue Angebote für die Kinderbetreuung erforderlich. Offen ist, ob Siegerländer Eltern sich an die Prognosen halten.
In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Kinderbetreuungsplätze im Bereich des Kreisjugendamtes von 5.419 im Kindergartenjahr 2012/2013 auf 7.260 im laufenden Kindergartenjahr 2021/22 gestiegen. In den kommenden Jahren geht die Kreisverwaltung von einer insgesamt weiter moderat steigenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen aus.
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In zehn Jahren hundert neue Kita-Gruppen
Das geht aus der Infrastrukturplanung für das Kindergartenjahr 2022/2023 hervor, die am Dienstag, 30. November, im Jugendhilfeausschuss beraten wird. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir immer allen Eltern, die ein Betreuungsangebot für ihre Kinder haben wollten, ein entsprechendes Angebot machen konnten. Das wird auch in Zukunft so bleiben“, betont Landrat Andreas Müller. Die Schaffung von rund 1.840 zusätzlichen Betreuungsplätzen in einem Jahrzehnt sei eine „Mammutaufgabe“ gewesen.
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Von den neuen Plätzen sind rund 1.500 in Kindertageseinrichtungen geschaffen worden. Das entspricht etwa 100 neuen Gruppen. Eine Vielzahl dieser Gruppen wurde durch die Erweiterungen von vorhandenen Einrichtungen geschaffen, viele aber auch durch den Neubau von Kitas, betont der Landrat: „Dafür mussten Grundstücke, Bauherren und Träger gefunden werden, was oft nicht leicht war. Am Ende haben wir es aber immer wieder geschafft.“ Jetzt sei eine Phase der Konsolidierung erreicht. Über die bereits geplanten Ausbaumaßnahmen hinaus seien nur noch wenige Baumaßnahmen erforderlich.
Bei den Zahlen der Infrastrukturplanung handelt es sich um Prognoserechnungen. Ob der Bedarf tatsächlich so hoch sein wird, wie errechnet, wird sich erst mit der nächsten Bedarfsplanung konkretisieren. Das Anmeldeverhalten der Eltern sei im u3-Bereich schwer vorherzusagen, heißt es in der Pressemitteilung des Kreises. In der Vergangenheit habe es immer wieder Abweichungen von den Prognosen gegeben.
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Vor allem in Kreuztal gibt es noch Bedarf
In seiner Infrastrukturplanung geht das Kreisjugendamt von folgenden Entwicklungen in den zehn Städten und Gemeinden aus, für die der Kreis Jugendhilfeträger ist:
Für Bad Berleburg rechnet das Kreisjugendamt im kommenden Kitajahr mit relativ konstanten Betreuungszahlen, während im Jahr darauf ein starker Rückgang um 37 Kinder im ü3-Bereich (über Dreijährige) erwartet wird. Im Zentrum von Bad Berleburg wird der Neubau einer 2-gruppigen DRK-Kita geplant.
44 Plätze fehlen noch
In der Prognose für 2022 fehlen kreisweit noch 44 Betreuungsplätze: Es fehlen 101 Plätze für unter Dreijährige, dem gegenüber steht ein Überhang von 57 Plätzen für über Dreijährige.Das größte Defizit an 80 Plätzen besteht in Kreuztal. Ebenfalls noch Bedarf haben Burbach, Hilchenbach und Netphen.2022 werden 5264 Kinder über drei Jahren und 2790 unter drei Jahren im Kita-Alter sein, 82 weniger als 2021. Burbach, Kreuztal, Neunkirchen und Wilnsdorf haben gegen den Trend noch steigende Zahlen bei den über Dreijährigen, Burbach und Freudenberg bei den unter Dreijährigen.
In Bad Laasphe ist von leicht sinkenden Kinderzahlen auszugehen. Im Bereich Fischelbach/Hesselbach kann aber dennoch ein zusätzlicher Betreuungsbedarf entstehen.
In Burbach steigen die Kinderzahlen – auch perspektivisch – leicht. Im Hickengrund ist die Schaffung von zwei zusätzlichen Gruppen bereits beschlossen. In Burbach selbst könnte ein höherer Bedarf bestehen, der über Tagesmütter gedeckt werden kann. Auch in Würgendorf könnte ein zusätzlicher Bedarf vorhanden sein.
In Erndtebrück ist von einer leicht sinkenden Kinderzahl auszugehen. Ausbaubedarf besteht im Moment nicht. Mit einer angenommenen Anmeldequote von 88,7 Prozent ist das die höchste u3-Nachfragequote (unter Dreijährige) im gesamten Kreisgebiet.
Für Freudenberg wird die Zahl der Kinder im Alter von ein bzw. zwei Jahren um 12 Prozent steigen. Die ü3-Kinderzahlen bleiben relativ konstant. Die aktuell neu entstehende 3-Gruppen-Kita in Lindenberg wird nicht alle u3-Bedarfe abdecken können.
Auch in Hilchenbach geht das Kreisjugendamt rechnerisch für das kommenden Kitajahr von einer steigenden Nachfrage von elf zusätzlichen u3- und neun weiteren ü3-Plätzen aus. Ü3-Plätze fehlen rechnerisch vor allem in Müsen und Vormwald. Aus dem Einzugsbereich Müsen kann nach Dahlbruch verwiesen werden, Verweise nach Hilchenbach Zentrum sind aus Sicht des Jugendamtes aufgrund der Entfernung sowohl von Vormwald als auch von Müsen aus nicht zumutbar.
In Kreuztal errechnet das Kreisjugendamt einen zusätzlichen Bedarf an 50 u3- und 30 ü3-Plätzen. Im Zentrum und Buschhütten besteht rechnerisch ein Überangebot an u3-Plätzen. Allerdings hat die Kreisverwaltung die Erfahrung gemacht, dass gerade in Kreuztal die tatsächliche Inanspruchnahme von Betreuungsangeboten in der Praxis deutlich unter der ursprünglichen Nachfrage lag.
In Netphen sinken die Kinderzahlen leicht. Trotzdem ist ein zusätzlicher Bedarf an zehn u3- und 18 ü3-Plätzen zu erwarten. Defizite bei der Betreuung über Dreijähriger bestehen besonders in Herzhausen, Eckmannshausen und Salchendorf. Unter anderem soll geprüft werden, ob die geplante DRK-Kita „Wunderland“ auf dem Sterndill in Deuz nicht drei statt der bisher geplanten zwei Gruppen erhalten kann.
In Neunkirchen geht die Zahl der Kinder zurück. Rechnerisch besteht über die geplante Erweiterung der DRK-Kita Salchendorf hinaus kein weiterer Ausbaubedarf. Eine mögliche Reduzierung der Plätze in der DRK-Kita Altenseelbach sollte von der Entwicklung der tatsächlichen Nachfrage abhängig gemacht werden, so die Empfehlung des Kreisjugendamtes.
In Wilnsdorf besteht rechnerisch kein Ausbaubedarf. Die angenommene u3-Nachfragequote ist in den letzten Jahren mit rund 74 Prozent relativ konstant.
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