Weidenau. Die „Schlüsselstelle“ in Weidenau ist als Boulderhalle nicht nur eine Sportstätte: Sie ist ein Ort der Begegnung, der im Lockdown vielen fehlte.

Bunte Kletterwände und entspanntes Ambiente. Gemeinsam mit anderen eine gute Zeit verbringen und sich dabei sportlich betätigen. „Sich austauschen und gemeinsam Lösungen finden – das zeichnet das Bouldern aus“, sagt Daniel Jung, Inhaber der „Schlüsselstelle Jung‘s Boulderhalle & Café“ an der Bismarckstraße.

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Frederik Lüling ist erst vor einigen Monaten aus dem Sauerland nach Siegen gezogen. Eine der ersten Sachen, die er getan hat, war es, sich hier eine Halle zum Bouldern zu suchen. Bouldern ist Klettern ohne Kletterseil und -gurt. An den Hallenwänden sind Griffe in unterschiedlichen Formen und Farben in bis zu 4,50 Meter Höhe angebracht, an denen sich die Boulderer für ihre kurzen Kletterrouten orientieren können. Die Farben kennzeichnen den Schwierigkeitsgrad der Route.

Bouldern in Siegen-Weidenau: In der „Schlüsselstelle“ finden die Gäste schnell Anschluss

In der ehemaligen Dreherei der Metallgießerei Charlottental ist Frederik Lüling fündig geworden. Bereits im Sauerland ist er regelmäßig mit Freunden Bouldern gewesen. An dem Sport schätzt er vor allem, dass man in der Halle immer wieder neuen Menschen begegnet. „Hier kommt man ins Gespräch und tauscht sich darüber aus, wie die Routen am besten geklettert werden können.“ Bei Fragen helfe einem jeder gerne weiter. Diese Offenheit habe ihm den Start in der neuen Stadt erleichtert und er habe schnell neue Kontakte geknüpft. Anschluss finde in der „Schlüsselstelle“ jeder in kürzester Zeit. Frederik Lüling ist froh darüber, dass solche Begegnungen jetzt unter Einhaltung der#Corona-Maßnahmen wieder möglich sind.

Zur Serie „Wie wir uns wiedersehen“

Unser Miteinander hat sich in den letzten anderthalb Jahren in vielen Bereichen des täglichen Lebens verändert. Vom Büro über den Besuch im Supermarkt, bei Freunden oder in der Kneipe: Viele von uns begegnen sich anders, oft vorsichtiger als zuvor.

Manche Arten der Begegnung haben sich durch Corona von Grund auf verändert, andere waren schon dabei, sich zu verändern und Corona hat diesen Prozess weiter beschleunigt.

Mit eben diesen „Begegnungen im Wandel“ befasst sich unsere große Serie „Wie wir uns wiedersehen“. In den nächsten Wochen berichten wir davon, wie sich das Miteinander in unserer Heimat verändert hat – vielleicht sogar für immer.

Begleitend wollen wir von Ihnen wissen, wie sich Ihre Begegnungen verändert haben, was Sie in diesem Zusammenhang vermissen oder sich wünschen. Hier können Sie teilnehmen waz.de/nrz.de/
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Alle Serienteile finden Sie gesammelt auf unserer Homepage unter waz.de/nrz.de/wp.de/wr.de/ikz-online.de/begegnungen

In der Schlüsselstelle könne jeder einfach vorbeikommen und für sich üben, aber eben auch in der Gruppe gemeinsam eine spaßige Zeit verbringen, so Daniel Jung, der selbst Wettkampfkletterer ist. Beim Bouldern haben die Leute an einer Wand unterschiedlich schwierige Kletteraufgaben. „Das heißt, hier kann man an einem Ort gemeinsam bouldern und jeder hat seine persönliche sportliche Herausforderung“, erklärt der Inhaber.

Siegen: In der Boulderhalle in Weidenau spielt die offene Atmosphäre eine große Rolle

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Die Freunde Moritz Schawalder und Martin Rosen aus Siegen kommen regelmäßig vorbei. Moritz Schawalder findet es schön, einen so zentralen Ort zu haben, an dem man gemeinsam einer geselligen sportlichen Aktivität nachgehen kann. Bouldern ist eine sehr kommunikative Sportart. Für Moritz Schawalder ist es hier sehr einfach, in Kontakt mit anderen zu kommen, weil hier alle das Gleiche machen und eine Leidenschaft teilen. „Das ist nicht wie beim Kraftsport, wo jeder nur auf sich selbst fokussiert ist“, erzählt Martin Rosen.

Moritz Schawalder beim Bouldern an einer der Kletterwände in der „Schlüsselstelle“. Die Farben der Wandelemente geben den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Routen an.
Moritz Schawalder beim Bouldern an einer der Kletterwände in der „Schlüsselstelle“. Die Farben der Wandelemente geben den Schwierigkeitsgrad der einzelnen Routen an. © Verena Schlüter

Auch, wenn jemand alleine seine Routen in die Schlüsselstelle finde, kämen die Besucher unheimlich schnell ins Gespräch, sagt Daniel Jung – da die meisten Menschen hier sehr aufgeschlossen seien. „Vielen, die hier bouldern kommen, gefällt die lockere Atmosphäre sehr gut, auf die wir viel Wert legen“, sagt der Inhaber.

„Schlüsselstelle“ in Siegen: Immer wieder neue Herausforderungen für die Boulderer

Die Brüder Daniel und Markus Jung, beide Inhaber, haben sich damals – die Halle eröffnete im Winter 2014 – sehr gefreut, für ihr Projekt eine alte Fabrikhalle gefunden zu haben. Sie haben darauf geachtet, dass der rustikale Industrie-Charme erhalten bleibt, und die Kletterstationen lediglich dazu gebaut. „Wir wollten keine Sporthallen-Atmosphäre, sondern eher ein entspanntes Ambiente“, berichtet Daniel Jung. Ihn freut es, dass die Kundschaft das auch so wahrnehme und schätze. Besonders viel Mühe geben sich die Brüder beim Anordnen der Griffe. „Wir schrauben immer wieder neue Herausforderungen für die Boulderer an die Wände.“

Inhaber Daniel Jung  in der „Schlüsselstelle Jung‘s Boulderhalle & Café“ in Weidenau.
Inhaber Daniel Jung in der „Schlüsselstelle Jung‘s Boulderhalle & Café“ in Weidenau. © Verena Schlüter

Wichtig ist ihnen dabei, dass die Halle für alle Leistungsgruppen ansprechend und abwechslungsreich ist. „Wenn man zu uns Bouldern kommt, hat man verschiedene Möglichkeiten“, erklärt Daniel Jung. So bietet die Schlüsselstelle Kurse für Einsteiger und Kinder, aber auch technische Lehrgänge für fortgeschrittene Boulderer an. Auch regelmäßige Yogakurse sind fester Bestandteil des Konzepts. Im dazugehörigen Café können Kindergeburtstage und andere Feiern ausgerichtet werden – oder die Besucherinnen und Besucher können einfach nur nach dem Training zusammen mit anderen entspannen. Das Angebot sei von Anfang an sehr gut angenommen worden.

Boulderhalle in Siegen: Großes Wiedersehen nach den Lockdowns

Während des letzten Lockdowns musste die Schlüsselstelle sieben Monate geschlossen bleiben. In dieser Zeit haben die Inhaber von allen Seiten mitbekommen, dass die Halle sehr vermisst wird. Mehr als der Sport fehlte vielen die Gemeinschaft. Daniel Jung fand es sehr schade, plötzlich nicht mehr von so vielen netten Menschen umgeben zu sein. Es sei aber ohne Frage wichtig gewesen, Kontakte einzuschränken. „Wir haben uns während der zwei Lockdowns ziemlich viele Sorgen gemacht, gehofft und gebangt.“

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Als die Boulderhalle im Sommer wieder öffnen durften, hat sich Daniel Jung riesig gefreut, alle wieder zusehen und auch neue Leute kennenzulernen. „Es herrscht wieder ein schönes Miteinander bei uns, natürlich unter Beachtung der aktuellen Regeln.“ Trotz der Einschränkungen ist die Stimmung super. „Die Leute sind motiviert, treffen sich, lernen neue Menschen kennen und haben eine gute Zeit miteinander – genau wie früher, nur mit etwas mehr Abstand.“

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