Geisweid. Nicht alle Kinder, die kurz vor der Einschulung stehen, können gut genug Deutsch. Der Bedarf ist aktuell vor allem in Siegen-Geisweid.

Kinder, die vor der Einschulung stehen, sollten gut genug Deutsch können. Das ist aber nicht bei allen Kindern der Fall; insbesondere in Geisweid gibt es einen erhöhten Bedarf an Sprachförderung. Das betrifft vor allem Kinder, die das Kindergarten-System nicht erreicht, aus verschiedenen Gründen. Die Stadt Siegen hat den Bedarf schon länger erkannt und reagiert mit einer gezielten Sprachförderung für diese Kinder im Stadtteil.

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Grundsätzlich haben alle Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Dass einige den nicht wahrnehmen, liegt nicht an zu wenig Kapazitäten, sondern dass sie darauf verzichten – bewusst oder weil sie kaum davon wissen. Laut Verwaltungsvorlage betrifft das überwiegend Kinder Geflüchteter und aus osteuropäischen Ländern, „viele Familien haben schon mit der Anmeldung Schwierigkeiten“, sagt Isabella Klempau, Arbeitsgruppenleiterin der städtischen Kita-Verwaltung. Kinder beispielsweise aus Syrien würden häufig keinen geregelten Betreuungsalltag kennen, „da ist es nicht normal, dass die Kinder jeden Tag in die Kita gehen und dort mit anderen Kindern spielen.“

Kinder, die nicht gut genug Deutsch sprechen, müssen an Sprachförderung teilnehmen

Ein anderer Grund kann sein, dass die Wunsch-Kita schon voll war, die Familien es scheuen, eine andere Einrichtung zu wählen, die Kinder dann gar nicht zur Kita gehen. „Sie sollen nicht ins Leere laufen“, betont Klempau.

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Stellt das Gesundheitsamt bei Kindern, die vor der Einschulung stehen, ungenügende Deutschkenntnisse fest, verpflichtet das Schulamt die Eltern dazu, die Kinder an einem Sprachförderangebot teilnehmen zu lassen. Dafür sind die Kitas zuständig – sofern die Kinder einen Platz haben. Es gibt ein Recht, aber keine Pflicht auf Kita-Besuch – in diese Lücke zielt das Brückenprojekt, das örtliche Jugendamt ist dann für die Förderung konkret zuständig.

Projekt zur Sprachförderung wird in Siegen-Geisweid gut angenommen

Ziel von „Kinderbetreuung in besonderen Fällen für Kinder aus Flüchtlingsfamilien und vergleichbaren Lebenslagen“ ist es, die Familien mit dem Bildungssystem in Deutschland vertraut zu machen, Kindern vor allem im Alter von 4 bis 6 Jahren ein Betreuungsangebot zu unterbreiten, auch Eltern zu unterstützen. Es handelt sich um niederschwellige Betreuungs- und Sprachförderung, die die Stadtverwaltung über das Jugendamt parallel zur Kindergartenarbeit anbietet – Eltern-Kind- oder eben Sprachfördergruppen, je nach Anforderung.

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Das Projekt läuft bereits seit einiger Zeit in Geisweid, wo es auch gut angenommen werde, wie Isabella Klempau berichtet – wobei sich der Stadtteil im Lauf der Zeit durchaus wieder ändern könne. Vor Jahren lag der Schwerpunkt dieser Arbeit noch in Eiserfeld. Die zusätzlichen Angebote richtet die Stadt nach dem Bedarf aus, der sich aus den bei den Schuleingangsuntersuchungen festgestellten Sprachkenntnissen der Kinder ergibt. Idealerweise erreiche man die Kinder früh – je länger sie und ihre Eltern mit der Sprache und dem System vertraut gemacht werden könnten, desto besser gelinge an dieser Stelle die Integration. „Sonst sitzen sie in den Schulen und müssen zurechtkommen“, sagt Isabella Klempau.

Stadt Siegen überbrückt Förderlücke beim Brückenprojekt

Für aktuell zehn Kinder gibt es in Geisweid das Förderangebot, der Bedarf geht aber darüber hinaus, daher beantragt die Stadt Siegen bei der Politik eine Aufstockung und Weiterführung des Projekts bis 2022.

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Grundsätzlich sind Förderanträge beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) möglich, da der Bedarf aber aktuell gedeckt werden muss – erfahrungsgemäß werden die Mittel erst im ersten Drittel des neuen Jahres bewilligt – braucht es für eine lückenlose Fortführung des Projekts aktuell 93.600 Euro aus dem städtischen Haushalt. Der Rat entscheidet am Mittwoch, 27. Oktober.