Netphen. Die Verwaltung der Stadt Netphen lehnt stationäre Luftfilterungsanlagen weitestgehend ab. Sie setzt auf das Lüften und eine andere Lösung.

„Lüften ist die einzig vernünftige Variante“, sagt Andreas Fresen, Beigeordneter in Netphen. Zu diesem Schluss kommt er im Schulausschuss in Netphen – damit lehnt er den Neueinbau stationärer raumlufttechnischer Anlagen (RLT) in Schulen weitestgehend ab. „Wir sehen da keinen konkreten Nutzen.“ Das sorgt im Ausschuss für Diskussionen.

Netphen: Verwaltung will keine Fördermittel für Luftfilteranlagen beantragen

Fresen bemisst das Investitionsvolumen für den Einbau von RLT-Anlagen allein bei der Ingenieurleistung auf 90.000 Euro. Die Verwaltung will von einer Beantragung von Fördermitteln für Luftfilterungsanlagen absehen, wie aus einem Schreiben des Bürgermeisters an die Ratsmitglieder hervorgeht. Andreas Fresen spricht sich vielmehr für CO2-Ampeln aus, mit denen er bereits in der Zeit vor der Pandemie in einer anderen Stadt positive Erfahrung gesammelt habe.

+++ Lesen Sie auch: Siegener Schulen im Luftfilter-Wettbewerb +++

„Sobald die Ampel auf gelb springt, sagen die Schüler, dass gelüftet werden soll.“ 180 Euro koste eine CO-Ampel, 195 möchte die Verwaltung davon anschaffen. Aktuell ist die Verwaltung dabei, flächendeckend alle Unterrichtsräume der Schulen in Trägerschaft der Stadt Netphen auszurüsten, heißt es in der Vorlage. Andreas Fresen bezieht sich bei seiner Argumentation für die CO-Ampeln und gegen die RLT-Anlagen auch auf die Bürgermeister-Konferenz. Dort seien sich die Kommunen einig gewesen, dass Räume, wo natürlich gelüftet werden kann, keine Lüftungsanlagen bräuchten.

Netphen: Ausschussmitglied wünscht sich,Schulen „lüftungstechnisch fit“ zu machen

Marc Seelbach (SPD) möchte die Ablehnung der RLT-Anlagen nicht so einfach hinnehmen: „Wo würde sich denn die Installierung einer solchen Anlage anbieten?“, fragt er. Als Lehrer wünsche er sich, dass die Grundschulgebäude „lüftungstechnisch fit“ werden. Diese Anlagen seien in den Grundschulen nicht vorgesehen, entgegnet Fresen. „Bei Neubauten könnten wir über Fördergelder nachdenken.“

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

„Ich möchte davor warnen, dass wir hier Technik und Kosten gegenüberstellen und vergessen, was Corona anrichtet“, sagt Manfred Heinz (SPD). „Die Bürgermeister-Konferenz ist nicht die Spitze der Wissenschaft, ich würde mich da gerne auf andere verlassen.“ Er plädiert daher dafür, die Schulen anzuhören.

Schulausschuss Netphen diskutiert mobile Luftfilter

Ausschussvorsitzende Silvia Glomski (Grüne) regt an, dass man „kleinere mobile Filter“, wie sie etwa das Evangelische Gymnasium in Siegen (Evau) für die fünfte und sechste Klasse benutzt (wir berichteten), anschaffen könne. Sie habe sich mit der Evau-Schulleiterin in Verbindung gesetzt, die schilderte, dass sie mit der Lösung der mobilen Filter „sehr zufrieden“ sei. Die Anschaffung der mobilen Geräte würde die Verwaltung für die Grundschulen sowie fünfte und sechste Klassen allerdings rund 200.000 Euro kosten, so Glomski.

Sandra Groos (CDU) sieht das Ganze diplomatisch: „Im Moment gibt es nicht den einen Weg“, sagt sie. Die Wissenschaftler seien unterschiedlicher Meinung, was Lüftungsanlagen und das Lüften angeht. „Ich wünsche mir, dass die CO2-Ampeln zügig kommen.“

+++ Lesen Sie auch: Lüften im Corona-Winter: Schüler dürfen Decke mitbringen +++

Da mehrere Ausschussmitglieder die Sicht der Schulen auf die Lüftungsfrage interessiert, werden im Ausschuss die Schulleiter gehört. Andrea Benito von der Sekundarschule Netphen findet es „ganz schrecklich, wenn Kinder mit Wolldecken in der Klasse sitzen“. Mit CO2-Ampeln gebe es an ihrer Schule allerdings bisher „wenig Erfahrungswerte“. Klaus Kettelhoit, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums Netphen, schließt sich dem an und ist ebenfalls von einer Luftfilter-Lösung „nicht überzeugt“.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

+++Täglich wissen, was in Siegen und dem Siegerland passiert: Hier kostenlos für den Newsletter anmelden!+++