Siegen. Wegen Drogendelikte wird ein 31 Jahre alter Mann zu fünf Jahren und zwei Monaten verurteilt. Den Maßregelvollzug nutzt er in Siegen zur Flucht.

„Im Grunde war das hier ne kurze Sache“, stellt Amtsrichterin Dr. Hanne Grüttner nach dem Urteil im Siegener Amtsgericht fest.

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Zu Beginn der Verhandlung gegen den 31-jährigen K. ist sie eine gute halbe Stunde im Verzug. Danach hat sie noch eine Viertelstunde Zeit bis zum nächsten „Patienten“. Der allerdings gar nicht kommt. Nur eine Zeugin wartet noch vor der Tür. Bei K. ist es um unerlaubten Drogenbesitz und eine Sachbeschädigung im März 2021 gegangen. In jeder Hinsicht Kleinigkeiten für einen Menschen, der bereits 16 Eintragungen im Strafregister aufweisen kann. „Ich war schon viermal im Gefängnis“, sagt K., was das wahre Ausmaß aber gar nicht deutlich macht.

Gericht Siegen: Mehr als zehn Jahre in Haft

Der gebürtige Olper hat bereits mehr als ein Drittel seines Lebens in Haft verbracht. Auf die Frage nach seiner letzten Adresse gibt er Siegen an, „das ist aber schon lange her“. Im Oktober 2019 hatte er wegen zahlreicher Drogendelikte, unter anderem auch mit Einsatz von Waffen, fünf Jahre und zwei Monate bekommen.

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Die sitzt er noch bis Juni 2023 ab. Dazu werden Bewährungen kommen, die vor dem Widerruf stehen und ein weiteres Jahr ausmachen dürften. Zwischenzeitlich ist K. in den Maßregelvollzug gekommen und hat die Gelegenheit zur Flucht benutzt.

Auf freiem Fuß in Siegen unterwegs

So erklärt sich, dass er am 2. März 2021 auf freiem Fuß in Siegen unterwegs ist und von der Polizei beim Berufskolleg mit 0,11 Gramm Marihuana erwischt wird. „Gute vier bis fünf Wochen“ sei er da auf der Flucht gewesen, bestätigt der junge Mann, der ansonsten „das Wort meinem Verteidiger“ überlässt.

Anwalt Jörn Menzel gibt den Besitz der sehr kleinen Menge zu, ebenso die Beschädigung eines Autos, die allerdings nicht absichtlich geschehen sei. K. hatte versucht, den Polizisten zu entkommen und war dabei über einen im Weg stehenden Wagen gesprungen.

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Dabei wurde dessen Motorhaube leicht beschädigt. Die Staatsanwältin liest 815,40 Euro als Reparatursumme vor. Dafür hat K. kurz vor der Verhandlung ein Schuldeingeständnis zur Versicherung geschickt.

Richterin in Siegen gibt Bonuspunkte bei der Strafe

Er möchte die weitere Haft für eine Ausbildung nutzen, Maler und Lackierer werden, „statt meine Zeit weiter verplempern“. Vorher sei dafür nie Gelegenheit gewesen: „Sie haben ja meine Strafen vorgelegen…“ Das gibt Bonuspunkte bei der Strafe, die am Ende mit fünf Monaten beantragt und auch ausgeurteilt wird. Im letzten Wort hat der Angeklagte geschwiegen. Zunächst.

Dann schaut er zur Eigentümerin des beschädigten Autos und ändert seine Meinung. „Doch, es tut mir leid für all die Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen bereitet habe“, sagt K. überraschend und mit ehrlichem Ton. Dann geht es zurück in die Haftanstalt.

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