Siegen. Dieter Falk verzaubert die Zuhörer im Leimbachstadion in Siegen. Veränderte Band überzeugt mit kraftvollem Sound

Es gibt Schlüsselerlebnisse, die sich tief ins Gedächtnis von Musikfreunden eingraben. Wer jemals den Film „Jazz an einem Sommerabend“ gesehen hat, der über das Newport-Festival 1958 gedreht wurde, weiß das. Alle Jazz-Stile bekommen ihren Platz, dazu Gospel, Rock, Rhythm & Blues. Größen wie Chuck Berry, Dinah Washington, Louis Armstrong und Mahalia Jackson geben sich auf der Festivalbühne die Ehre und die untergehende Sommersonne zaubert eine unvergleichliche Stimmung. Diese besondere Atmosphäre herrscht auch am Samstagabend im Leimbachstadion in Siegen, als Dieter Falk und seine Musiker ein musikalisches Feuerwerk zünden, wie es hierzulande nicht alle Tage erlebt werden kann.

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Sobald er in die Tasten seines weißen Flügels haut, hört man: Diese Akkorde kann nur einer: Dieter Falk, der in Geisweid aufgewachsene und inzwischen mit seiner Familie in Düsseldorf lebende Komponist, Arrangeur, Produzent und Tastenzauberer, der daneben noch zwei Hochschul-Lehrstühle innehat. Wobei Dieter Falk seine Improvisationen stets so gestaltet, dass man sofort immer auch das Original heraushört. Das sind oft Kompositionen von Johann Sebastian Bach, aber auch Choräle und Volkslieder. Das Schöne an Falk-Konzerten ist: Er fängt sein Publikum sofort ein, so auch in Siegen, als er die Zuhörer schon beim zweiten Titel zum Mitklatschen bringt, völlig unaufdringlich. Man kann sich seinem Charme einfach nicht entziehen. Es geht wie von selbst.

Neue Band um Siegener Musiker Dieter Falk

Zumal Dieter Falk seine Band deutlich verändert hat. Mit den „Jayhorns“ aus Holland, dem Trompeter Rik Mol und dem Posaunisten Jel Jongen, die schon mit Stars wie Adele, James Morrison und Michael Bublé auf der Bühne standen. Die Beiden geben den Falk-Arrangements mit ihren Jazzakkorden und messerscharfen Riffs einen neuen, kraftvolleren Sound. Am Bass ist mit Paul Wunder ein neuer Musiker an Bord, während für den Rhythmus wie schon seit vielen Jahren Dieters ältester Sohn Max als Schlagzeuger verantwortlich ist.

Vieles, was Dieter Falk und seine Band an diesem Abend präsentieren, meint man, irgendwo und irgendwie schon einmal gehört zu haben. Hat man auch, aber noch nie so. So machen die Musiker aus der Hymne „Lobe den Herren“ einen Gospel, der auch von Falks großem Idol Edwin Hawkins hätte stammen können. In ganz jungen Jahren spielte Dieter Falk Piano in dessen Band und sagt: „Hawkins hat mein ganzes musikalisches Gerüst verändert.“ Aus Paul Gerhards „Befiel du deine Wege“ wird bei Falk ein Rock-Swing. Und beim Volkslied „Hejo, spann den Wagen an“ merkt das mitsummende Publikum, welch wunderbarer Klang auch unter einem Tribünendach entstehen kann.

Doch die absoluten Markenzeichen eines jeden Falk-Konzerts sind Bachs Toccata D-Moll, und unverzichtbar auch dessen „Gloria“, an sich ein Weihnachtslied, aber in der Abendsonne des Stadions mindestens genau so eindrucksvoll wie unter dem geschmückten Baum. Und Musik geht in die Beine. Wie das funktioniert? Dieter Falk macht es vor und alle im Publikum stehen auf und tanzen mit.

Judith Adarkwah aus Kreuztal überzeugt an der Seite von Dieter Falk

Eine völlig andere Note bekommt der Abend durch Judith Adarkwah, die mit Dieter Falk vieles verbindet: Beide stammen aus dem Siegerland, wohnen inzwischen im Rheinland und haben schon einige Konzerte gemeinsam gestaltet: Natürlich ist ihr musikalischer Start ein souliger Gospel. Damit ist sie schließlich groß geworden. Doch sie kann weit mehr: Mit samtweicher Stimme in eine Ballade starten, sich zu einem stimmlichen Vulkanausbruch steigern, um dann wieder ganz sanft zu landen.

Das weitere Programm

Dieter Falk spielt im Rahmen des Freilicht-Festivals noch einmal am Dienstag, 29. Juni. Restkarten können telefonisch reserviert unter 0271 / 770277-20 und an der Kasse im Foyer des Apollo-Theaters sowie an der Abendkasse im Stadion erworben werden.

Am Mittwoch, 30. Juni, wird „Und es war Flutlicht“ noch einmal gezeigt, ab Donnerstag, 8. Juli, läuft an fünf Abenden „Siegen heißt gewinnen“. Alle Veranstaltungen beginnen um 20.45 Uhr.

Dieter Falk nutzt die Gelegenheit, das Eröffnungsstück seines neuen Musicals „Bethlehem“ zu präsentieren. Judith Adarkwah interpretiert ohne falsches Pathos den Text Michael Kunzes und Falks eingängige Melodie über eine Stadt, in der drei Religionen zu Hause sind. Und viele im Publikum singen mit, denn sie gehören zu dem großen Falk-Chor, der dann irgendwann, wenn es wieder möglich ist, „Bethlehem“ in die großen Hallen und Stadien Deutschlands bringt. Doch am stärksten beeindruckt die Sängerin bei Carol King`s Ballade „You’ve got a friend“. Das kann man nicht besser machen. Judith Adarkwah hat ihre Gesangskunst und ihre Ausstrahlung im Laufe der Jahre stetig weiterentwickelt und sich immer neue stimmliche Welten erschlossen.

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Die Zugaben fassen den Abend besser zusammen als jedes Schlusswort: „In mir ist Freude“ aus dem evangelischen Gesangbuch, natürlich in einer Pop-Version und „Der Mond ist aufgegangen“ von Matthias Claudius. Das singt Judith Adarkwah so schlicht und schön, dass mancher aus dem mitsummenden Publikum danach ein wenig schlucken muss.