Siegen. Das Apollo Freilicht-Festival im Leimbachstadion beginnt mit dem Stück „Und es war Flutlicht“. Gut 300 Besucher besuchen die Premiere

20.45 Uhr, Champions League-Zeit. Und das im Leimbachstadion, wo doch der Fußball (noch) ruht. So ganz aber eben doch nicht. Das Freilicht-Festival des Apollo-Theaters Siegen hilft dem einen oder anderen Fußball-Fan, diese trübe Zeit zu überbrücken. Die Kultur-Schaffenden unter dem Krönchen lassen das Flutlicht leuchten. „Und es war Flutlicht“, heißt die „Heimatkomödie mit Inzidenzen“, von Apollo-Intendant Magnus Reitschuster zu Papier gebracht, von Jürg Schlachter inszeniert. Komödie mit ein bisschen Drama, leicht tragischen Tendenzen und einem Hauch Klamauk in der Fußball-Arena. Auch mit einer gewissen Länge, die wir mal als unnötige Nachspielzeit bei 4:0-Führung bezeichnen wollen. Ein Fußballspiel dauert zwar 90 Minuten, doch dieser Abend im Stadion bescherte runde 20 Minuten Überlänge.

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Nun denn, es war angenehm warm, gut zudem, dass die Maskenpflicht den gut 300 Besuchern auf der Tribüne spontan erlassen wurde. Wie die Fußballer hatte auch das Theatervolk auf diesen Abend gewartet. „Wir werden in Sommer und Herbst vieles von dem nachholen, was wir und Sie im Frühjahr und Winter verpasst haben“, begrüßte Magnus Reitschuster das Publikum. Und aus gegebenem Anlass würdigte er die tätige Mithilfe am Freilicht-Projekt des kürzlich gestorbenen Sportfeunde-Ehrenpräsidenten Manfred Utsch. Reitschuster: „Wir widmen diesen Abend Manni Utsch.“

Siegener Derby um den Abstieg

Der hätte seine Freude gehabt am „Sportfreund“, der auf seinem Balkon mit Stadionblick, die Umzugskartons zum Abholen bereit, mit seinem langjährigen Freund, dem „Käner“, an seinem 70. Geburtstag das Siegener Fußball-Derby verfolgte. Beide Seiten vom Abstieg bedroht. Sinnbildlich die Situation des Sportfreunds, von Martin Hofer glänzend umgesetzt, der seinen Stadionblick-Balkon im letzten Haus der Sackgasse bald mit dem des Seeblicks im Sauerland vertauschen muss. Altenheim an der Bigge statt Fußball aus der Loge. Und das, „wo ich seit 26 Jahren kein Spiel verpasst habe, auch kein Geisterspiel...“

So sehr ihm sein Käner Freund, dargestellt vom Kölner Andreas Kunz, den Positionswechsel auch schmackhaft macht, der Sportfreund mag sich einfach nicht trennen. Die mit ins Spiel gebrachten Corona-Einsprengsel, die in der Impf-Verweigerung des Sportfreunds und letztlich in dessen positivem Testergebnis gipfeln, würzen die Darstellung des Duos.

Werner Hahn als Radioreporter im Leimbachstadion

Unterstützung leistet Werner Hahn vom Hagener Stadttheater, der gemeinsam mit dem Jungen Apollo mit „Siegen heißt gewinnen“ eine Revue rund um den Frauenfußball in Kürze auf die Rasenbühne bringen wird. Seine Einwürfe als Radioreporter versetzen die beiden Streithähne immer wieder in die fußballerische Realität. Als das Derby unentschieden endet, beide in den sauren Abstiegsapfel beißen müssen, die mitgebrachte Geburtstagstorte des aufgebrachten Sportfreunds im Gesicht des Käners landet, wäre die Sache eigentlich rund gewesen. Spiel gelaufen.

Weitere Termine

„Und es war Flutlicht“ wird am Montag und Dienstag, 21. und 22. Juni, erneut gezeigt.

„Beschwingt in den Sommer“ mit der Philharmonie Südwestfalen findet am Donnerstag und Freitag, 24. und 25. Juni, statt.

„Von Bach bis Pop“ von Dieter Falk & Co. ist am Samstag, Sonntag und Dienstag, 26., 27. und 29. Juni, zu sehen.

„Siegen heißt gewinnen“ läuft am Freitag und Samstag, 9. und 10. Juli, sowie am Montag und Dienstag, 12. und 13. Juli.

Das Auftauchen der Enkeltochter des Sportfreunds, der seine Lena, gespielt von Stefanie Winner, in der inzwischen kurzweilig verstrichenen Stunde immer wieder als leuchtenden Stern seiner zerbrochenen Fußballfamilie preist – sie wird ja einen Vertrag beim FC Barcelona erhalten – gibt dem Stück einen allzu philosophischen Touch, woran letztendlich auch die Trainer-Spielerin-Beziehung (oder ist da vielleicht sogar mehr) zu „Kloppo“ auch nichts mehr zu ändern vermag.

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„Irgendwann ist alles nur noch Schalke“ mag man dem zu diesem Zeitpunkt längst in die Stadion-Katakomben eingetauchten Käner am Ende zustimmen.