Weidenau. Buchhandel hat die Begegnung mit den Kunden vermisst. Vor allen an kleineren Standorten wurde fleißig weiter bestellt.

„Heute ist ein toller Tag!“ Es war am vergangenen Freitag zu hören und zu spüren, wie glücklich Claudia Neef darüber ist, die Tür zu ihrem Buchladen wieder für alle und nahezu uneingeschränkt öffnen zu dürfen. „Das ist einfach schön, wenn wieder zehn, 15 Kunden gleichzeitig im Laden sind“, sagt die Leiterin der MankelMuth-Filiale im Weidenauer Einkaufszentrum. Ein Kunde auf 20 Quadratmetern, das ist jetzt möglich – und eröffnet Möglichkeiten auch für den ganz spontanen Bücherbummel.

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Immer wieder hat sich Claudia Neef mit ihrem Team auf immer wieder neue Verordnungen einlassen müssen – je länger je mehr war manches für sie kaum mehr zu verstehen, geschweige denn nachzuvollziehen. „Es war immer die Frage: Was dürfen wir jetzt noch? Das hat einen so mürbe gemacht.“

Ermutigendes gab es regelmäßig aus der Kundschaft, die via „Click & Collect“ Ware bestellt und abgeholt hat. Gehandelt wurde an der Hintertür, kontaktlos, aber doch auf Sicht und mit der Gelegenheit zu einem Gespräch auf Abstand. Zuweilen sei es regelrecht gruselig gewesen in der unbelebten Mall, sagt Claudia Neef. „Das war wie in einer Geisterstadt.“

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Online-Buchhandel hat zugelegt

Im Laden selbst fehlten die Kolleginnen und Kollegen, die in die Kurzarbeit entlassen worden waren. Durchgearbeitet haben die beiden Auszubildenden an der Seite der Filialleiterin. Für die beiden „tollen Frauen“, so Claudia Neef, habe sich in der Zeit des Lockdowns tatsächlich eine Chance ergeben: „Sie konnten viel mehr Verantwortung übernehmen, sehr schnell sehr viel lernen.“ In dem Brandbrief von Buchhandel-Azubis, der Ende März an das Börsenblatt ging, hätten sie sich nicht wiedergefunden, sondern sogar in einer Antwort darauf ihre eher positive Sicht geschildert, berichtet Claudia Neef.

Verdoppelt, wenn nicht verdreifacht hat sich in der Corona-Krise das online betriebene Geschäft. Die grundlegende Systematik von Bestellvorgang via Homepage sowie Auslieferung oder Postversand war allerdings bereits vorhanden und eingespielt. Was bei den Buchhandlungen von Mathias Mankel und Magnus Muth im vergangenen Jahr zu beobachten war: dass bei den kleineren Filialen in Kreuztal und in Bad Berleburg der Umsatzrückgang (zunächst unvermutet) überschaubar geblieben ist; dort konnten die Buchhändler auf ihre reguläre Stammkundschaft setzen. Das konnte Claudia Neef in Weidenau auch, doch blieb hier die Laufkundschaft aus – ähnlich wie in der Filiale auf dem Uni-Campus am Haardter Berg und dem Laden in Betzdorf.

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Pandemie prägt Lektüreauswahl

Nun machen die sinkenden Inzidenzwerte Hoffnung – auf ein Ende der noch verkürzten Öffnungszeiten, auf die Rückkehr der Kolleginnen und Kollegen aus der Kurzarbeit, auf die unmittelbare Begegnung mit Kunde und Kundin. Letztere übrigens beschäftigten sich in der Pandemie gern auch lesenderweise mit der Pandemie: kauften „Die Pest“ von Albert Camus oder John Ironmongers „Der Wal und das Ende der Welt“, vertrieben sich mit Rätselbüchern, Puzzles oder Spiele das Mehr an freier Zeit oder ließen sich mit Do-it-yourself“-Ratgebern hobbymäßig auf Neues ein.

Danach gefragt, ob sie eine Leseempfehlung für die nun anbrechende Zeit eines Aufatmens hätte, gibt Claudia Neef diese beiden Tipps: „Zuversicht – Selbst unter widrigsten Bedingungen nicht den Lebensmut verlieren“ von Ulrich Schnabel und „Schnell mal weg! Die 500 besten Ideen für den Kurzurlaub“. Die Bücher sind zu haben – die Ladentür ist offen.

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