Siegen-Wittgenstein. In Siegen-Wittgenstein öffnen am Sonntag viele Biergärten – für Geimpfte, Genesene oder Getestete. Jetzt muss die Gastronomie kurzfristig planen.
Ein Schritt nach vorne für die Außengastronomie: Sie darf ab Sonntag im Kreis Siegen Wittgenstein wieder öffnen – für Genesene, Geimpfte und Gäste mit negativem Testergebnis. Die Innenbereiche bleiben weiterhin geschlossen bis die Inzidenz unter 50 fällt. Manche befürchten, dass das Wetter an Pfingsten dem Biertrinken unter freiem Himmel einen Strich durch die Rechnung machen könnte und fragen sich, ob ein Öffnen schon lohnt. Andere sind optimistisch. Auch die Krombacher Brauerei zeigt sich gut aufgestellt für eine Nachfrage an Fassbier.
Krombacher Brauerei ist vorbereitet
Von auffällig großen Bier-Bestellungen könne noch nicht die Rede sein. „Wir gehen aber davon aus, dass die Nachfrage an Fassbier jetzt wieder steigt“, sagt der Unternehmensprecher der Krombacher Brauerei Peter Lemm. Die Brauerei sei gut vorbereitet: Sie habe die Bedarfsplanung in den letzten Wochen so ausgerichtet, dass sie jetzt lieferfähig sei. „Es ist ja auch nicht so, als hätten wir überhaupt kein Fassbier auf dem Hof stehen. Wir haben uns in der Hoffnung auf den Sommer so vorbereitet, dass auch wieder mehr konsumiert werden kann.“ So sei in den letzten Wochen wieder mehr gebraut und abgefüllt worden.
Getränkefachgroßhändler wurden zwar auch in den vergangenen Monaten beliefert. Natürlich füllte die Brauerei aber weniger Fassbier. „Deshalb würden wir uns natürlich freuen, wenn sich dahingehend die Nachfrage wieder erhöht“, so Peter Lemm. Insgesamt sei es aber nicht so, dass jetzt wieder alles komplett neu in Gang gesetzt werden müsse „Die Lieferketten sind ja nicht abgerissen, man ist ständig im Gespräch.“ Die Bestellungen könnten dementsprechend auch ohne größere Verzögerungen bearbeitet – und das Bier dann natürlich neu gebraut und frisch ausgeliefert werden: „Unser Fassbier hat eine Haltbarkeit von neun Monaten. Wenn es länger beim Gastronomen oder Getränkegroßfachhandel liegt und abläuft, nehmen wir das zurück und tauschen es aus.“
Gästehaus Engel in Wilnsdorf wartet noch eine Woche mit Öffnung
Dass nach langer Zeit der Schließung vieles das Haltbarkeitsdatum überschritten habe, stellt auch Stefan Engel beim Blick in die Kühlschränke fest. Der Biergarten des Gästehaus Engel in Wilnsdorf am Hilchenbach wird am Sonntag noch nicht öffnen – dafür erst am 21. Mai. „Das ist ja alles sehr kurzfristig, wir brauchen schon noch eine Woche Vorbereitung.“ Sechseinhalb Monate seien eine lange Zeit. Cola, Fanta, Sprite – alles sei abgelaufen: „Man fängt im Endeffekt bei null an. Man muss ja so einen Betrieb auch erstmal wieder ans Laufen bringen.“
Eigentlich seien es zwei Festbeschäftigte und acht Minijobber im Gästehaus Engel, „wovon nicht alle wiederkommen, die haben sich auch zwischenzeitlich andere Arbeiten gesucht.“ Das Personal müsse er erstmal wieder aufstocken. „Schlimm ist das auch für unsere Azubine, die hat sieben Monate lang keine Ausbildung genossen“, fügt Stefan Engel hinzu. Seine Sorge: „Wir holen die Leute aus der Kurzarbeit zurück – dann gibt es auch logischerweise kein Kurzarbeitergeld mehr – und dann spielt das Wetter nicht mit.“ In einer Woche hofft er, dass das Wetter sich beständiger zeige und der Biergarten durchgängig aufbleiben könne. Zum Glück gibt es einen überdachten Bereich – und jetzt schon ein paar Reservierungen.
Viele Reservierungen im Wirtshaus Schloss Stüberl im Schlossgarten Siegen
So wie auch im Wirtshaus Schloss Stüberl im Schlossgarten: „Unser Telefon steht nicht mehr still wegen Reservierungen. Die Leute haben echten Nachholbedarf“, sagt Gastronomin Angela Rzinski. Vor allem die Stammgäste freuten sich riesig. Auch das Personal habe man schon ein wenig aufgestockt. Doch auch das Wirtshaus Schloss Stüberl legt eine gewisse Vorsicht an den Tag: „Wir machen jetzt am Sonntag erstmal nur einen Probelauf, weil so einen großen Laden kriegen Sie nicht innerhalb von drei Tagen hochgefahren.“ Die Ware müsse bestellt und eingekauft werden – so kurzfristig funktioniere das nicht. „Wir haben auch dann erstmal nur eine kleine Speisekarte. Das muss jetzt erstmal langsam alles nach oben gehen.“
Das Wetter „soll ja am Wochenende auch nicht so prickelnd werden. Aber wir warten mal ab, vielleicht bleibt es ja trocken“, sagt Angela Rzinski nicht ohne eine etwas Skepsis. Normalerweise seien es 270 Plätze, die sie anzubieten hätten – jetzt sei es nur die Hälfte, um die Hygieneregeln einhalten zu können. Ansonsten bleibe „im Prinzip alles wie vorher“, nur dass noch zusätzlich kontrolliert werden müsse, ob die Leute getestet, geimpft oder genesen seien: „Das ist natürlich schon etwas mehr Aufwand und auch nicht mal eben so schnell gemacht.“
Gründels Biergarten in Geisweid bleibt vorerst geschlossen
Frank Gründels Blick auf die Wetterlage ist weniger optimistisch. „Überlegen Sie mal: Ich hab draußen 20 Gäste, die Essen bestellt haben und es fängt an zu regnen. Was mach ich dann mit den Leuten? Ich kann die ja nicht in den Innenraum reinlassen – dann steh ich da.“ Der Biergarten des Gründels am Hans-Böckler-Platz in Geisweid bleibe deshalb zu. Erst wenn die Inzidenz unter 50 falle und wieder eine Bewirtung in den Innenräumen möglich ist, möchte Frank Gründel öffnen. Die Stammkundschaft blieben bislang treu – Bestellen von Speisen sei ja noch möglich. Da käme es jetzt auf ein paar Wochen Warten auch nicht mehr an.
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Auch das Personal habe Frank Gründel bislang erfolgreich halten können. Er habe eine Festangestellte und mehrere 450-Euro-Kräfte. „Die hab ich immer versucht mit in die Küche reinzunehmen in der letzten Zeit, um die eben ein bisschen einbinden zu können.“ Mit Personalmangel habe er also keine größeren Schwierigkeiten. Vielmehr sehe er logistische Probleme was die kurzfristigen Belieferungen angehe: „Man schnippt ja nicht einfach mit dem Finger und sagt, man kann aufmachen. Da gehört ja auch sehr viel dazu.“
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