Struthütten. Sebastian Ebener aus Struthütten mag Uhren – und erfüllt sich einen Wunsch: Er entwirft die Armbanduhr. Und bringt sie in den Handel.

Seit Jahrzehnten schafft es ein japanischer Automobilhersteller mit dem Statement „Nichts ist unmöglich“ in die Top-Ten der beliebtesten Werbeslogans. Dabei flimmerte der Clip bereits Mitte der 1980er Jahre erstmals über die bundesdeutschen Bildschirme. Die optimistisch-motivierende Aussage ist zu einem geflügelten Wort geworden. Und es kann nicht schaden, sie zu beherzigen. Einer, der allen Widersprüchen zum Trotz, an diesen Slogan, vor allem aber an sich selbst geglaubt hat, ist Sebastian Ebener.

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Der Auslöser

     Er hat allen Grund stolz zu sein. Vier Jahre, viel Durchhaltevermögen und jede Menge Enthusiasmus hat es gebraucht. Nun hat Sebastian Ebener aus Struthütten seine erste Uhr auf den Markt gebracht.
    Er hat allen Grund stolz zu sein. Vier Jahre, viel Durchhaltevermögen und jede Menge Enthusiasmus hat es gebraucht. Nun hat Sebastian Ebener aus Struthütten seine erste Uhr auf den Markt gebracht. © Unbekannt | Gemeinde Neunkirchen

„Ich hatte schon immer einen Uhrentick“ , bekennt sich der 23-Jährige zu seinem Faible für Luxusuhren. „Ich erkenne die Modelle sofort und wollte auch immer eine besondere Uhr haben.“ Nach seinem bestandenen Abitur am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium möchten seine Eltern ihm diesen lange gehegten Wunsch erfüllen. Um eine hochwertige Markenuhr auszusuchen, fahren sie gemeinsam in ein Siegener Fachgeschäft. Der damals 18-Jährige ist erschlagen von der Vielfalt vor Ort. „Die Produktpalette war riesig. Von der Fashion- bis zur Taucheruhr decken die Kollektionen der Uhrenhersteller die komplette Sortimentsbreite ab. Mir fehlte die Einzigartigkeit.“ Bevor er mit seiner ersten Tissot am Handgelenk zurück gen Neunkirchen fährt, äußert er in dem Juweliergeschäft seine Idee: „Ich erwähnte, dass es mein Traum sei, irgendwann gern eine eigene Uhr herzustellen, eine Uhr, die genau meinen Vorstellungen entspricht.“

Der Anfang

Von dem ungläubigen Schulterzucken, das er als Reaktion erhält, lässt sich Sebastian Ebener nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Parallel zu seinem BWL-Studium in Marburg beginnt er 2016 damit, erste Uhrenmodelle zu entwerfen. „Begonnen habe ich damit, auf Papier zu zeichnen.“ Das Ergebnis hat Sebastian Ebener immer klar vor Augen: „Eine Alltagsuhr sollte es werden, besonders und dennoch dezent, hochwertig und modern.“Ebener erstellt einen Businessplan für sein Projekt und wird bei mehreren Kreditinstituten in der Region vorstellig. Dabei kristallisiert sich schnell heraus, dass er den Preisrahmen herunterregulieren muss. „Das erste Modell lag in einem Preissegment von etwa 600 bis 700 Euro pro Uhr. Da ich als Student jedoch keinerlei Rücklagen hatte, war die Förderbank nicht bereit, mir einen entsprechenden Kredit zu gewähren.“

Erste Prototypen

Doch Ebener lässt sich nicht entmutigen. Statt einer Automatikuhr, plant er mit einem batteriebetriebenen Quarzuhrwerk weiter, änderte das Metallarmband in ein Lederband und überlegt, wie er Kosten einsparen kann, ohne dabei den angestrebten Charakter der Uhr zu verändern. Insbesondere an der Linienführung des Edelstahlgehäuses möchte er festhalten. Nachdem die Finanzierung steht und 2-D-Designs vorliegen, findet er über das Internet in den USA einen Freelancer, der die Zeichnungen in 3-D-Modelle umsetzt, die dann zur Erstellung erster Prototypen an den Hersteller weitergeleitet werden. Parallel dazu „baut“ er seinen Bachelor in BWL und schreibt sich für den Master mit dem Schwerpunkt Finanzen ein.

Produktion

Körperlich hält er sich beim Tennisclub Ludwigseck in Salchendorf fit und heuert – nach dem Kauf eines Rennrads – beim Team Kettensprenger an. Internationale Kontakte zu möglichen Herstellerfirmen gestalten sich dank des World Wide Webs als relativ unproblematisch. Doch nicht immer läuft alles glatt. Dennoch: Ebener schafft es Rückschläge dank seines ungebrochenen Optimismus, seiner Zielstrebigkeit und der großen Leidenschaft für sein Projekt wegzustecken. Erfolge feiert er umso mehr: „Die Erfahrungen, die ich während der letzten Jahre gemacht habe, möchte ich nicht missen“, so der junge Unternehmer. „Ich habe viel fürs Leben gelernt. Und es hat mit großen Spaß gemacht.“

Nachdem Zeichnungen hin und Prototypen der einzelnen Komponenten hergeschickt worden sind, findet er in Pforzheim eine Firma, die seine Marke zusammenbaut und das Qualitätsmanagement übernimmt, um schlussendlich Made in Germany zertifizierte Uhren für rund 200 € anbieten zu können.

Bestellungen möglich

Im April dieses Jahres war es dann so weit: Sebastian Ebener hält das Ergebnis erstmals in den Händen: Eine Ebener, mit einer Auflage von 200 Stück. Davon wurden einhundert Stück mit einem weißen, die anderen Einhundert mit einem schwarzen Zifferblatt gefertigt. Erhältlich ist die Unisex-Uhr ab Ende des Monats über die Website: www.ebenerwatches.com.

Perspektiven

Dass insbesondere bei Jugendlichen heutzutage häufig das Mobiltelefon als Uhr fungiert, sieht Sebastian Ebener gelassen. Für ihn ist eine Uhr mehr als ein Zeitmesser. Sie ist ein Schmuckstück. „Eine Uhr bietet die Möglichkeit, seinen Charakter und Stil zu unterstreichen und das Outfit insgesamt abzurunden. Die Schönheit einer Uhr kann selbst durch sehr filigrane Details erreicht werden, das ist in meinen Augen bei anderen Kleidungs- sowie Modeartikeln deutlich seltener in diesem Ausmaß möglich.“

Dass die „Ebener“ sein letzter Coup gewesen sein soll, ist schwer vorstellbar. Dennoch möchte sich der Jungunternehmer nun zunächst dem Abschluss seines Studiums widmen. Aktuell absolviert er in Frankfurt ein Praktikum im Bereich Transaktionsberatung. Als Abschluss des Masterstudiengangs plant er ein Auslandsemester an der Partneruni in Athen. Und dann sehen, was die Zeit bringt…

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