Grissenbach. Wiederholt verschiebt der Männergesangverein „Freude“ Grissenbach seine Jubiläumsfeier. Immerhin eine Tombola sorgt trotz Corona für Stimmung.

Hundert Jahre persönliche Erinnerungen und feste Freundschaften. Der Männergesangverein „Freude“ aus Grissenbach wollte 2020 sein Jubiläum feiern. Doch wegen Corona wurde alles verschoben. Selbst der neu festgelegte Termin am 9. Mai diesen Jahres: zu optimistisch. Kommendes Jahr soll die Feier nun nachgeholt werden. Wenigstens eine Tombola-Ziehung konnte am Sonntag in Grissenbach stattfinden: Mit guter Laune trotz Einschränkungen.

Ziehung von Tombola-Losen unter Corona-Schutzmaßnahmen

Nicht mehr als 30 Leute hatten sich auf dem eigens für diesen Anlass abgesperrten Dorfplatz neben der katholischen Kapelle einfinden dürfen – zur Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen. „Kein Kaffee, kein Kuchen. Schon schade, aber eben aktuell nicht möglich“, so Bernd Rüdiger Kiefer, Geschäftsführer des Vereins. Die Tombola hätte nicht noch mal verschoben werden können. „Die Mitspieler haben ja auf ihre Gewinne gewartet.“ 599 Lose hatte der Verein drucken lassen und für fünf Euro das Stück verkauft.

Mit Megafon begrüßte der Vereinsvorsitzende Erwin Müller die verteilt stehenden Gäste. Darunter: Ortsbürgermeisterin Annette Scholl und Netphens Bürgermeister Paul Wagener, der die Gewinn-Lose zog. Trotz Distanz kam dabei Stimmung auf, immerhin ging es um große Preise. Über den ersten und hochwertigsten freute sich Hans-Jürgen Wagener: Eine Urlaubsreise im Wert von 1000 Euro. Den zweiten Platz – ein Wochenende mit einer Nobelkarosse – nahm Karl Heinz Hillnhütter entgegen. Nur der Gewinner des dritten Platzes mit der Nummer 453 war nicht vor Ort. Er solle sich beim Vorstand melden – nicht dass er sich ein Gourmet-Frühstück für zwei Personen in Glashütte entgehen lässt.

Nach den Preisübergaben war das Programm schon wieder beendet: „Wir mussten das ja im kleinen Rahmen halten“, sagt Bernd Rüdiger Kiefer. Auf Anekdoten aus der Vereinsgeschichte wurde deshalb verzichtet.

Geschichte des MGV „Freude Grissenbach“

Die beginnt in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg – und hat allerhand Höhen und Tiefen.

1920: Gründungsjahr

Die Gründung: Keine Ausnahmeerscheinung. Im Siegerland sprossen damals viele Gesangsvereine aus dem Boden. 23 Männer gründeten den Verein unter der Leitung eines Musikpädagogen. Die ersten Jahre waren nicht ohne finanzielle Schwierigkeiten – nach und nach erst schaffte es der Verein auf einen grünen Zweig.

1935: Vereinspause

Dann aber führte die Krankheit des damaligen Dirigenten zum Ausfall vieler Proben. Auch der Einfluss der Nationalsozialisten wurde spürbar. Warum genau jedoch das Vereinsleben zum Ruhen kam, ist in der Chronik nicht festgehalten.

1955: Nachkriegsproben

Zum Volkstrauertag trug der Verein Lieder vor – die ersten Proben für die Männer nach diesem Krieg. Die Mitgliederzahl stieg: Ein Klavier wurde angeschafft – später, in dem 60er Jahren dann eine richtige Sängerhalle. Anfang der 70er Jahre reichte diese für Proben nicht mehr aus. Stattdessen wurde das Bürgerhaus errichtet.

1980: Meisterchorwürde

Die in diesem Jahr errungene Meisterchorwürde wurde oft verteidigt: in Hagen, Bergisch-Gladbach und Langenfeld. In diesen Jahrzehnten gewann der Verein zahlreiche Wettstreite. Zudem wurde er als gemeinnützig anerkannt.

2011: Festkonzerte

Zur 700-Jahr-Feier von Grissenbach trat der Verein auf. Auch beim Festkonzert „150 Jahre Chor-Verband NRW“ in der Beethovenhalle in Bonn gab es einen Auftritt. Bald darauf fand, neben dem traditionellem Frühlings- und Sommerfest, das erste „Kaffeekonzert“ im Bürgerhaus statt – ganz im Stil der „goldenen“ 20er Jahre.

2019: Jubiläumsauftakt

Ein Dezember-Konzert in der evangelischen Kirche in Deuz war Auftakt für die 100-Jahr-Feier: Mit hochkarätigen Gästen – wie unter anderem Operntenor Johannes Groß aus Dortmund.

Fehlender Nachwuchs für Vereinszukunft

2020 sollte es genauso weiter gehen: Mit einem Festkommers in der Mehrzweckhalle Nenkersdorf – zusammen mit Chören aus der Region. Ein Festabend mit Tanzmusik, ein ökumenischer Gottesdienst und anschließendes Frühschoppen: Alles war genaustens geplant. Die Musikkapelle Walpersdorf und der Shanty-Chor der Marienkameradschaft Siegen waren schon angefragt, das Fest musikalisch zu begleiten – doch dann kam Corona. Jetzt wird die Jubiläumsfeier weit in das Jahr 2022 hinein verschoben.

Bernd Rüdiger Kiefers Wunsch für die Zukunft: „Bis heute prägt der Verein die Ortsgemeinschaft.“ Der Zusammenhalt sei groß, obwohl wegen Corona alle Veranstaltungen ausfielen. „Was uns aber ganz klar fehlt, ist der Nachwuchs.“

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