Siegerland. Der Corona-Check: nicht nur Zahlen. Sondern auch Geschichten der Menschen in Siegen und im Siegerland, oft bedrückend, aber auch zuversichtlich.

Corona zerstört Lebenswege und Schicksale. Wem es vor der Pandemie gut ging, dem geht es oft auch weiter gut, während des Dauerlockdowns. Einigermaßen. Aber denen, die zu kämpfen hatten, die oft kurz davor waren, den Boden unter den Füßen zu verlieren – die werden in den Abgrund gerissen. Viel zu oft. Freunde, Familie, ein stabiles Netz können in der Krise Halt geben. Wer allein ist, nur wenige Menschen um sich hat, verliert oft fast alles.

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Der Corona-Check dieser Zeitung – das sind nicht nur nackte Zahlen. Die sprechen eine eindeutige Sprache: Dass die Siegerländerinnen und Siegerländer ganz persönlich unter dieser Krise leiden. Dass ältere Menschen in der Region Kulturveranstaltungen vermissen, lieb gewonnene Veranstaltungen und Feste, während die Jüngeren das Reisen und das Feiern fehlt.

Viele Menschen in Siegen und Umgebung kommen klar, irgendwie – aber nicht alle

Und allen miteinander, Freunde und Familie treffen zu können. Dass sich das Verhältnis zu diesen Freundinnen und Freunden leider oft auch verschlechtert hat. Und dass die meisten die Hoffnung aber doch nicht aufgegeben haben, zumindest einigermaßen optimistisch in die Zukunft schauen, obwohl das Krisenmanagement von Land und Bund als insgesamt für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so gerade noch ausreichend war und ist.

Aber da sind eben auch die durcheinandergewirbelten Lebensläufe und Schicksale hinter all den Zahlen. Viele Menschen kommen irgendwie klar, sind in der Krise „resilient“, wie die Psychologie das bezeichnet. Aber viele wissen nicht mehr weiter. Sie haben kaum noch Hoffnung und sie erzählen uns freimütig davon. Das zu lesen, macht betroffen. Angst vor Covid-19, Unverständnis über Maßnahmen, Traurigkeit über Denunziantentum und fehlende Empathie.

Bedrückende Berichte: „Es wäre mir mittlerweile egal, ob ich an Corona sterbe“

Eine psychisch kranke Frau beschreibt freimütig, wie ihr in ihrer beengten Wohnsituation die Decke auf den Kopf fällt. „Ich muss viel härter kämpfen als sonst, um seelisch einigermaßen fit zu bleiben“, schreibt eine Person, die sich aus der Verschwörungserzähler-Szene befreien konnte und früher unter starken Depressionen litt. Der immergleiche Alltagstrott aus Arbeiten und Einkaufen, ohne Abwechslung. Eine Person mit starker Hörschädigung kann seit Monaten der Maskenpflicht wegen kaum noch mit anderen kommunizieren.

Eine Grundschullehrerin berichtet von der ständigen Angst, sich aufgrund unzureichender Maßnahmen bei der Arbeit zu infizieren, medizinisches Personal erzählt vom permanenten Druck, an vorderster Front der Pandemiebekämpfung zu stehen. Viele durften ihre alten Eltern in den Seniorenheimen nicht besuchen, einige konnten sich nicht verabschieden. „Die Ehe hat Corona nicht überlebt“, schreibt ein Mann. Ein anderer: „Ich habe meinen Job verloren, 10 Kilo zugenommen und eine schwere Depression entwickelt. Es wäre mir mittlerweile egal, ob ich an Corona sterbe.“

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