Siegen. Nachbarn mit Axt bedroht, Benzin in seine Richtung gegossen und angezündet – die Polizei war bei der Verhaftung des Siegeners sehr vorsichtig.

Mit einem „Was wollt ihr hier“ seien sie sie vom Beschuldigten ‚begrüßt’ worden, erinnert sich ein Polizist an den Nachmittag des 5. Oktober 2020. Mit einem Kollegen war er da auf die Autobahn gefahren, auf der Suche nach dem Mann, der zuvor in Siegen einen Nachbarn mit einer Axt bedroht und Benzin in dessen Richtung gegossen und angesteckt hatte. Die Beamten trafen an einer Nothaltebucht auf den Beschuldigten und nahmen ihn unter schwierigen Bedingungen vorläufig fest.

Der Bericht dieser Umstände deckt sich mit den Angaben jener Polizisten, die bereits am Dienstag, 4. Mai, ausgesagt haben. Neu ist die Perspektive, weil der Zeuge der erste am Ort war, in einem Zivilwagen, und daher mit seinem Kollegen darauf bedacht, den Beschuldigten möglichst schnell und ohne Risiken für alle Beteiligten von der Autobahn zu schaffen. Der Streifenwagen nicht gekennzeichnet, sie auch in Zivilkleidung, da sei es schon etwas ungewiss gewesen, ob die vorbeifahrenden Autos reagierten, sagt der Zeuge. Zudem habe der Verdächtige mehrfach Zeichen Richtung Fahrbahn gemacht.

Im Streifenwagen der Siegener Polizei fixiert – zu aggressiv

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Später im Auto, nach langwierigem Einsteigemanöver, sei er selbst als Skinhead und rechtes Arschloch beschimpft worden. „Wohl wegen meiner Frisur, spielt er auf seine Glatze an, „dazu die üblichen Ausdrücke“. Er habe den Mann wegen dessen Aggressivität an der B-Säule des Wagens fixiert.

Nicht mehr persönlich angetroffen hatten den Beschuldigten jene Polizisten, die zu dessen Wohnanschrift gefahren waren, nachdem sie wegen der Axt und später Benzin-Attacke alarmiert worden waren. Sie habe den Mann aber von einem früheren Vorfall im Mai 2020 in dunkler Erinnerung, sagt eine Zeugin. Da ging es um die Bedrohung mit dem kleinen Taschenmesser, als der Beschuldigte seinem Nachbarn sagte, ihm den Kopf abschneiden zu wollen. „Er hat mich mal wieder provoziert“, sei damals die Erklärung gewesen, als die Polizistin das Messer sicherstellte. Und: „Er soll meine Mutter und mich doch einfach in Ruhe lassen“, habe der 49-Jährige noch gesagt.

Grundlose Drohung gegen Nachbarn: Mit Eisenstange auf Auto einschlagen

Das psychisch auffällige Verhalten sei ihr beim zweiten Einsatz wieder eingefallen. Am 5. Oktober vernahm sie einen Bekannten des Nachbarn, der nach der Bedrohung mit der Axt umgehend die Polizei gerufen hatte. Sie hätten gemeinsam auf den Verdächtigen gewartet, ob dieser möglicherweise zurückkehre und sie in seine Garage lasse. Dann sei der Einsatz für die Kollegen auf der Autobahn gekommen.

Der Mann (27), der den Notruf absetzte, ist bereits am Dienstag gehört worden. Da zeigte er sich aufgeregt und vom Beschuldigten zumindest beunruhigt. Schon einige Zeit vor dem Vorfall vom 5. Oktober habe er seinen Bekannten mehrfach zu Hause besucht und sei dem Beschuldigten begegnet, dem er nach Möglichkeit aber „aus dem Wege gegangen“ sei. Der habe einmal ohne jeden Grund gedroht, mit einer Eisenstange auf sein Auto einzuschlagen. Worauf der Zeuge schnell einstieg, davonfuhr und danach anderswo parkte. „Ich habe es nicht verstanden. Ich will keinem Menschen etwas Böses und habe den Fehler erst einmal bei mir selbst gesucht“, versicherte er.

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