Siegen-Wittgenstein. Im Siegener Impfzentrum fallen nur wenige Termine aus – aber auch das bedeutet mehr Aufwand. Arztpraxen impfen nur ihre eigenen Risikopatienten.

Die Frage, Impfpriorisierungen aufzuheben, stelle sich in Siegen-Wittgenstein nach wie vor nicht. „Wir werden absehbar den Mai noch brauchen, um die Gruppe 2 durchzuimpfen“, sagte Landrat Andreas Müller im Kreisausschuss. Die Gruppe 3 – beispielsweise Lehrer, Feuerwehrleute, Busfahrer, Beschäftigte im Einzelhandel – stünden noch nicht auf der Tagesordnung. „Wir sind noch nicht so weit.“

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Nach wie vor würden im Siegener Impfzentrum nur wenige Termine nicht wahrgenommen, so der Landrat – ein Bruchteil der Termine etwa im Vergleich zu Olpe, wo zeitweise so viele Menschen nicht kommen, dass die Beschäftigten alle Mühe haben, die so übrig gebliebenen Vakzine zu verimpfen. Dort, wo es eine geringere Bereitschaft unter den Senioren gebe, könnten weitere Gruppen natürlich früher in den Blick genommen werden, erläuterte der Landrat. In der Spitze seien an einzelnen Tagen mal 10 Prozent der Termine ausgefallen, derzeit seien es 5 bis 6 Prozent. „Manche sagen ab, einige tun das auch nicht“, was durchaus eine organisatorische Herausforderung sei. Zu den Gründen – die Verwaltung bemühe sich bei den Betreffenden um Erklärung – zähle, dass diese Personen auch einen Impftermin beim Hausarzt hatten und lieber diesen wahrgenommen hätten.

Im Impfzentrum Siegen-Wittgenstein 90 Prozent der Vakzine für über 70-Jährige

Derzeit seien laut Erlass 90 Prozent des Impfstoffs für die Über-70-Jährigen zu verwenden, die restlichen 10 Prozent für alle anderen. Man beobachte zudem eine deutliche Verjüngung bei den Neuinfizierten, ergänzte Thiemo Rosenthal, Leiter des Corona-Krisenstabs im Kreishaus.

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Ob die Impfquote in Siegen-Wittgenstein, die meist leicht unter NRW-Schnitt liegt, auch mit der geringeren Praxendichte im Kreis zusammenhänge, wollte Laura Kraft (Grüne) wissen. Wisse man nicht, antwortete der Landrat, weil man nicht wisse, welche Praxen überhaupt teilnehmen würde. Der Erfolg hänge in der Tat von der Zahl der niedergelassenen Impfärzte ab, weil das Land den zur Verfügung stehenden Impfstoff auf die Praxen aufteile. „Aber die Zahl der Praxen wird uns nicht mitgeteilt.“

Siegen-Wittgensteiner Hausärzte impfen ihre Risikopatienten – die anderen nicht

Gleiches gilt auch für die Personen, die von den Hausärzten geimpft werden – der Kreis hat keinerlei Kenntnis darüber, zu welchen Priorisierungsgruppen diese gehören. Die Ärzteschaft nehme nicht an der Priorisierungsmeldung teil, sagte Müller. Hier gebe es durchaus auch eine gewisse Ungerechtigkeit: „Die Hausärzte kennen ihre Patienten – aber nur die eigenen.“ Risikopatienten, deren Hausarzt nicht impft, hätten somit ein Problem – allerdings gebe es ja genau für solche Fälle nun auch die Möglichkeit, Termine im Impfzentrum zu machen.

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Derzeit 10.000 bis 12.000 Impfungen pro Woche würden in Siegen-Wittgenstein durchgeführt – „wir könnten ein Vielfaches leisten“, sagt Landrat Müller. Nach wie vor hänge es an der Frage der Impfstoffmenge – „bei uns kann ich kein Nadelöhr erkennen.“

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