Weidenau. 50.000 Euro brauchte der Unverpackt-Laden in Siegen-Weidenau, um seinen Betrieb für 2021 zu sichern. Das Spendenziel wurde nun sogar übertroffen.

Der Unverpackt-Laden hat sein Spendenziel von 50.000 Euro erreicht – und mehr. Ende März rief das Lebensmittelgeschäft zur Spendenaktion auf – zu hoch waren die Betriebskosten für den Laden, der während der Pandemie nicht den im Wirtschaftsplan angepeilten Umsatz machen konnte. Auch das ab Sommer erweiterte Serviceangebot stand auf der Kippe. Das Team um Geschäftsführerin Lena Hüttebräucker gab nicht auf und das Konzept wurde belohnt, die Resonanz sei sehr groß und sehr positiv gewesen, sagt sie.

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Die 50.000 Euro sollen für den Rest des Jahres eine zuverlässige finanzielle Basis bilden. Erreicht wurde das Spendenziel bereits am 7. April, es floss weiter Geld – fast 62.000 Euro stehen nun zur Verfügung. „Ich bin super froh darüber, weil es für uns ein Zeichen ist, dass unser Konzept so sehr angenommen wird, und dass wir erwarten können, dass sich die Umsätze mit der Zeit gut stabilisieren. Die Kampagne war auch eine Marktforschung für uns, wir haben uns auch viel Feedback geholt – der Laden wird gewollt“, freut sich Hüttebräucker über das Überleben des Unverpackt-Ladens.

Unverpackt-Laden in Siegen-Weidenau: Erfolgreiche Spendenaktion spricht fürs Konzept

Dem Lastenrad „Radieschen“, dem Unverpackt-Lieferdienst, dem Foodsharing-Verteiler im Laden und auch dem Gemüsekisten-Abo steht nun nichts mehr im Wege. Besonders Letzteres trifft auf Zustimmung der Kundschaft: Die freien Gemüsekisten-Abos sind ausgebucht, Unverpackt führt bereits eine Warteliste für nachrückende Interessenten. Und die hätten sich durch die Spendenaktion vervielfacht, erklärt die Geschäftsführerin: „In den letzten Wochen waren unsere Umsätze vergleichsweise hoch, viele Leute kamen zum ersten Mal, sind durch Social Media, Presse und Mundpropaganda auf uns aufmerksam geworden.

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Das Team sieht auch im Erfolg der Spendenaktion eine Bestätigung des eigenen Konzepts: Der Unverpackt-Laden ist nicht ausschließlich auf Profit aus, sondern möchte sich lokal einbringen, Weidenau lebenswerter gestalten und umweltfreundliche Alternativen zu fertig abgepackten Nahrungsmitteln anbieten. „Wir haben ja auch eine Verantwortung gegenüber der Genossenschaft, unserem Personal und natürlich unseren Kunden. Wir wollten nicht so einfach aufgeben“, so Hüttebräucker. „Wir möchten hier auch gesellschaftliche Nähe durch diese Unterstützungsnetzwerke herstellen. Man hilft sich halt, es entsteht eine persönliche Beziehung zwischen allen, die mitmachen“, sagt Hüttebräucker.

Unverpackt-Laden: Team hat in Siegen-Weidenau noch viel vor

Soziales Denken zeige sich nicht nur in der Spendenaktion: Wer das Unverpackt-Angebot nutzen möchte, ist dazu eingeladen, sich dafür einzusetzen, dass es weiter existiert. Zeitweise gab es die Sorgen, dass sich das Konzept in Siegen nicht halten würde – die sind nun Geschichte: „Wir sind super dankbar für die positive Resonanz. Und jeder kann über unsere Genossenschaft mitwirken, wenn er oder sie noch Wünsche und Verbesserungsvorschläge hat.“

Gut für die Umwelt

Das Prinzip des Unverpackt-Ladens: Kundinnen und Kunden bringen eigene Behältnisse mit, um ihre Einkäufe abzufüllen. Das spart jedwede Einwegverpackung.

Hält der Unverpackt-Laden nun die Corona-Zeit durch, können sich Gäste dort auch zum Kaffee treffen. Das Team plant eine Sitzecke mit kleinem Außenbetrieb, wo der angebotene Kaffee vor Ort frisch gemahlen und gebrüht wird, dazu Kekse und Kuchen direkt vom Unverpackt-Laden, gemütlich serviert an Tischchen zwischen Hochbeeten, in denen Gemüse angepflanzt werden soll. Ob das in diesem Sommer schon umsetzbar sein wird, ist in Anbetracht der Pandemielage fraglich, aber Hüttebräucker bleibt dennoch optimistisch: „Wir haben viele Pläne für den Laden, auch nach Corona – und Bock, dies auch umzusetzen“, sagt sie mit Blick auf das angegliederte Café oder Workshops.

Man sei froh über den Standort, die Ladenfläche ist groß, Parkplätze sind direkt daneben, es gibt einen großen Lagerraum und separaten Platz etwa für Workshops. „Unser Konzept braucht einfach ein bisschen mehr Platz“, sagt Lena Hüttebräucker.