Siegen. Die FDP hält die Rolle Fissmers in der Nazi-Zeit für ungeklärt und macht einen eigenen Vorschlag für die Text-Tafel.

Die FDP-Fraktion hat einen eigenen Vorschlag für den Text eingebracht, mit dem auf einer Acryltafel an Ort und Stelle erklärt werden soll, wer der Namensgeber der Alfred-Fissmer-Anlage war. Vorher hatten bereits sechs Ratsfraktionen einen neuen Text beantragt, der ebenfalls von der Fissmer-Darstellung aus dem Stadtarchiv abweicht. Es geht jeweils um die Rolle des ehemaligen Oberbürgermeisters, der von 1919 bis 1945 im Amt war, während der Nazi-Zeit. Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland

Nach dem Willen der FDP sollen insbesondere die im Sechs-Fraktionen-Antrag vorgesehenen Hinweise auf Beichte, „dass er sich für Verfolgte des NS-Regimes eingesetzt hat und immer wieder in Konflikt mit führenden Siegener Nationalsozialisten geriet“, entfallen. „Die Vermutung, dass Fissmer sich für Verfolgte eingesetzt habe, ist Teil der mündlichen Überlieferung, möglicherweise zutreffend, aber durch historische Belege derzeit nicht gedeckt. Dass führende Nationalsozialisten sich untereinander bekriegten, gehörte zum Herrschaftsprinzip des NS. Diese Aussage ist weder be- noch entlastend.“

Garnison „allenfalls Sekundärziel“

Auch die Annahme, dass Fissmers viel gewürdigtes Bunkerbauprogramm ohne Fissmers Einsatz für eine Garnison in Siegen gar nicht erforderlich gewesen wäre, geht der FDP zu weit. „Siegen hätte wahrscheinlich überhaupt keine Chance gehabt, sich angesichts der verkehrsgünstigen Lage der Ansiedlung einer Garnison zu entziehen.“ Die alliierten Bombardements hätten der Schwerindustrie und den Verkehrswegen gegolten, die Kasernen seien „allenfalls ein Sekundärziel“ gewesen.

Der Rat spricht am Mittwoch, 14. April, über das Thema – der offizielle Stadt-Text war als „beschönigend“ kritisiert worden. Wenn es zu keiner Einigung komme, so die Forderung der FDP, müsse sich der Arbeitskreis Straßennamen mit der Fissmer-Anlage befassen. „Wir als Stadt haben uns noch immer nicht darauf verständigt, wie unsere Erinnerungskultur wirklich aussehen sollte.“

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.