Siegen. Gute Bezahlung, spannende Arbeitsfelder – und trotzdem wenig Frauen: Eine Studie der Uni Siegen konstatiert im MINT-Bereich altbekannte Probleme.

Junge Frauen machen noch immer einen geringen Anteil in MINT-Berufen aus, obwohl sie generell gute Karrierechancen diesem Bereich haben. Zu diesem Schluss kommt das Forschungsprojekt „MINTdabei“ an der Universität Siegen.

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„Attraktive Vergütungsmodelle und spannende Arbeitsfelder prägen die Berufe im MINT-Bereich, also der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik“, heißt es in einer Mitteilung der Uni. Dennoch seien zahlreiche Stellen unbesetzt und es fehle insbesondere an weiblichen Fachpersonal. Das unter Leitung von Prof. Dr. Friederike Welter durchgeführte Forschungsprojekt MINTdabei untersuchte den Berufseinstieg und -aufstieg von selbstständigen und im Mittelstand beschäftigten sogenannten Young Women MINT Professionals – also jungen Frauen im MINT-Bereich – mit einem besonderen Fokus auf der Selbst- und Fremdwahrnehmung.

Studie der Uni Siegen: Rahmenbedingungen machen Frauen die MINT-Berufe schwerer

„Wir wissen aus unserer Unternehmerinnen-Forschung, dass die Selbst- und Fremdwahrnehmung entscheidenden Einfluss darauf hat, was ich mir zutraue und welchen Karriereweg ich einschlagen möchte“, erklärt Prof. Dr. Kerstin Ettl, Projektkoordinatorin. „Wir wissen, dass Frauen, selbst wenn sie in MINT gut qualifiziert sind, in dem Bereich später seltener Karriere machen als Männer. Dem wollten wir mit dem Forschungsprojekt auf den Grund gehen.“

Ergebnisse in Podcasts

Ursprünglich planten die Forscherinnen im März 2020 eine Abschlusstagung zu dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt. Diese musste allerdings aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt werden.

Um dennoch die Ergebnisse besprechen zu können, veröffentlichten sie fünf visualisierte Podcasts, die auf der Website www.mintdabei.de abgerufen werden können. Ein Ergebnisüberblick zum Forschungsprojekt steht dort ebenfalls zum Download bereit.

Hierzu führte das Forschungsteam, dem noch Julia Schnittker angehört, bundesweit zahlreiche Interviews mit Unternehmerinnen, in mittelständischen Unternehmen angestellt tätigen Frauen sowie Fachleuten mit Bezug zu MINT und werteten mit dem Institut für Mittelstandsforschung in Bonn vorhandene Daten aus. Beim Berufseinstieg und –aufstieg sind die Herausforderungen, denen Frauen in MINT begegnen, den Ergebnissen zufolge unabhängig von MINT. „Vielmehr liegen die erlebten Herausforderungen meist in den Rahmenbedingungen, die sich zum einen aus ihrem direkten sozialen Umfeld und zum anderen aus gesamtgesellschaftlichen Aspekten zusammensetzen“, sagt Julia Schnittker. „Kompetenzorientierte und vorurteilsfreie Arbeitsumfelder machen eine Karriere in MINT für Frauen attraktiver und ihren Verbleib in diesen Berufen wahrscheinlicher.“

Forschungs-Projekt der Uni Siegen: Stereotype im MINT-Bereich noch ein Problem

In mittelständischen Unternehmen tätige Frauen haben den Eindruck, mehr leisten und sich stärker beweisen zu müssen als ihre männlichen Kollegen. Neben diesem erhöhten Leistungsdruck äußerten einige außerdem das Gefühl, von ihren Kollegen nicht ernst genommen zu werden. Sowohl die im Rahmen der Studie befragten angestellten als auch die selbstständigen jungen Frauen in MINT-Berufen sahen ihren Karriereweg häufig von Stereotypen beeinflusst und eine Schwierigkeit darin, sich vor diesem Hintergrund fachlich zu positionieren und in ihrer Rolle oder Position wahrgenommen zu werden. Viele bezeichneten die Tätigkeit in einem männlich dominierten Umfeld als Herausforderung, weil von ihnen erwartet wird, dass sie sich an die herrschende männliche Kultur anpassen.

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Jedoch bringt die Digitalisierung nach Einschätzung der Interviewten neue Chancen in MINT mit sich. Die befragten jungen Frauen in MINT-Berufen betonten die Notwendigkeit, dass mehr Frauen diese Chancen und somit die Möglichkeit ergreifen, die Zukunft aktiv mitzugestalten. Weiter kristallisierte sich heraus, dass soziale Kompetenz und das Selbstvertrauen entscheidender sein können als fachliche Kompetenz. Gerade in den Anfängen der Karriere ist daher ein selbstbewusster Umgang mit den persönlichen Fähigkeiten wichtig.