Siegen. Um Hinterbliebenen beim Abschied von Verstorbenen mehr Möglichkeiten zu bieten, hat das Krematorium Siegen ein Luftreinigungsgerät angeschafft.

„Viele Menschen haben wenig Möglichkeiten gehabt, von den Verstorbenen Abschied zu nehmen“, sagt Felix Schmidt vom Krematorium „Peter & Schmidt“. Den Bestattern liegt es am Herzen, ihren Kunden die ohnehin schwierige Situation zu erleichtern – und ihnen dabei bestmögliche Sicherheit zu gewähren. Deshalb hat das Krematorium Siegen nun ein Luftreinigungsgerät angeschafft, wie es auch in Schulen und Kitas zum Einsatz kommt.

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Die Nachfrage nach den Geräten sei hoch, das Krematorium Siegen sei deshalb deutschlandweit das erste, das diese Technik für Bestattungen nutzt, erklärt Felix Schmidt. Uwe Peter, der das Institut gemeinsam mit Peter Schmidt gegründet hat, ist auch im Elektrogewerbe tätig und konnte deshalb eines der begehrten Geräte beschaffen.

Krematorium Siegen: Luftreinigungsgerät verspricht 99,995 Prozent Luftfilterung

An der gesetzlichen Vorschrift ändert der Luftreiniger zunächst nichts. Fünf Personen dürfen bei Peter & Schmidt an einer Trauerfeier teilnehmen, drei Personen an einer Einäscherung. Doch erstens sollen diese Menschen sich so sicher wie möglich fühlen, erklärt Felix Schmidt, und zweitens wollen die Bestatter vorbereitet sein, wenn demnächst Lockerungen kommen.

Das hygienische Luftreinigungsgerät kann die Luft acht Mal in einer Stunde komplett filtern. 99,995 Prozent Luftfilterung verspricht der Hersteller, ein Zertifikat der Akkreditierungsstelle „Hybeta“ aus Münster bescheinigt eine „partikuläre und mikrobiologische Reduktion der Raumluft.“

Zu heiß für Viren

Eine Einäscherung dauert insgesamt etwa drei Stunden. Der Leichnam wird dazu im Sarg in einen der zwei computergesteuerten Öfen gefahren.

Die Öfen, die innen aus feuerfesten Schamottesteinen bestehen, erreichen Temperaturen von mehr als 1000 Grad. Auf mehreren Ebenen wird der Leichnam zersetzt, bis nur noch die Asche bleibt.

Schadstoffe und Gase werden in einem Extra-Ofen verbrannt, Viren oder Bakterien können bei diesen Temperaturen nicht überleben.

Hygiene spielt beim Krematorium ohnehin eine wichtige Rolle, nicht nur beim Umgang mit den Leichnamen. Desinfektion ist an der Tagesordnung. Früher habe man nach jeder Trauergesellschaft die Klinken geputzt, nun wird eben auch die Luft gereinigt, erklärt Felix Schmidt.

Luftreinigungsgerät kann in verschiedenen Räumen des Krematoriums Siegen stehen

Für die Betreiber des Krematoriums ist neben dem Hygieneaspekt vor allem auch die Mobilität des Geräts wichtig. In dem Institut auf dem Lindenberg gibt es einen Raum für Trauerzeremonien, einen Aufenthaltsraum mit mehreren Tischen – und den Raum vor den Öfen, wo die Hinterbliebenen der Feuerbestattung beiwohnen können. Das Gerät kann zwischen den Räumen problemlos bewegt werden. Außerdem ist es sehr leise und stört so den Ablauf nicht.

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„Es war ein Anstieg da“, bestätigt Felix Schmidt im Hinblick auf die Bestattungen in der Corona-Zeit – im Sommer noch war das nicht zu spüren. „Gerade in der Corona-Zeit hat sich der Vorteil der Feuerbestattung gezeigt“, sagt der 24-Jährige. Generell wurde diese Form der Bestattung in letzter Zeit immer beliebter. Die Urne mit der Asche des Verstorbenen kann bis zu sechs Wochen aufgehoben werden, bis die Beisetzung erfolgen muss, so regelt es das Landesrecht. Es ist aber möglich, diese Frist mit einem Antrag noch zu verlängern.

Krematorium Siegen möchte erweitern – doch das gestaltet sich schwierig

Felix Schmidt verstärkt das Team des Krematoriums Siegen seit einem halben Jahr. Er studiert Wirtschaftsingenieurwesen und unterstützt seinen Vater und dessen Partner in der Betriebsleitung. Das Krematorium Siegen hat bereits seit geraumer Zeit den Wunsch zu wachsen, aufgrund der steigenden Nachfrage soll ein dritter Ofen gebaut werden. Die Erweiterung des Grundstücks gestaltet sich aber weiterhin kompliziert. „Das Bestreben besteht nach wie vor“, sagt Felix Schmidt, spruchreif ist aber noch nichts.