Siegen. Julian Mikli aus Albanien hat als Erster das Projekt „Pflege kennt keine Grenzen“ durchlaufen. Jetzt arbeitet er als Krankenpfleger in Siegen.

Stolz und überglücklich hält Julian Mikli sein Abschlusszeugnis in den Händen. Der junge Albaner, seit 2015 in Deutschland, ist nun examinierter Altenpfleger und damit der Erste, der das Projekt „Pflege kennt keine Grenzen“ der Diakonie in Südwestfalen in allen Stufen durchlaufen hat.

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Dirk Hermann, Initiator und Referent für Freiwilligendienste, unterstützt in dem Projekt seit vier Jahren junge Flüchtlinge dabei, eine Ausbildung in der Pflege zu finden und begleitet sie auf ihrem Weg. Gemeinsam mit Andrea Wolf, Lehrerin im Pflegebildungszentrum Siegen und ehemals Qualitätsbeauftragte der Diakonischen Altenhilfe Siegerland, hatte er im Jahr 2016 die Idee. „Weil 2015 viele Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, haben wir gemeinsam überlegt, wie wir einen Beitrag zur Integration leisten und dem Fachkräftemangel entgegenwirken können“, erzählt Dirk Hermann.

Siegen: Am Anfang von „Pflege ohne Grenzen“ steht ein Freiwilliges Soziales Jahr

Dass das Projekt gute Früchte trägt, zeigt Julian Miklis Werdegang, wie es in einer Mitteilung der Diakonie heißt. Zu Beginn machen die Teilnehmer für 12 bis 18 Monate ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Dabei sammeln sie dreimal in der Woche praktisches Wissen im Diakonie Klinikum oder in Einrichtungen der Diakonischen Altenhilfe Siegerland. An den anderen Tagen lernen sie Deutsch, um die offiziellen Sprachprüfungen zu bestehen. Die Prüfungen sind Voraussetzung für die spätere Ausbildung.

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Um die Flüchtlinge auf den Einbürgerungstest vorzubereiten, stehen auch Politik und Sozialkunde auf dem Stundenplan. „Im FSJ können sie den Pflegeberuf kennenlernen. Die meisten entscheiden sich dann auch für eine Ausbildung in der Pflege“, sagt Dirk Hermann.

Erfahrungen im Diakonie Klinikum Jung-Stilling verstärkten Interesse am Pflegeberuf

Julian Mikli erfuhr von einem Freund von dem Projekt und begann im Oktober 2016 ein FSJ im Haus Obere Hengsbach, einem Seniorenpflegeheim der Diakonischen Altenhilfe. „Julian sprach kein Wort Deutsch. Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt“, erinnert sich Dirk Hermann. Umso stolzer macht ihn die Entwicklung, die der junge Albaner durchlaufen hat.

Zahlen

Sieben junge Menschen haben die Ausbildung innerhalb des Projekts „Pflege kennt keine Grenzen“ der Diakonie in Südwestfalen bereits abgeschlossen. 23 Flüchtlinge befinden sich aktuell in der Ausbildung.

Zwölf Teilnehmer machen derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr mit Aussicht auf einen Ausbildungsplatz in den Einrichtungen der Diakonie in Südwestfalen.

Mit Beginn des FSJ begann für Julian Mikli der Sprachunterricht in Deutsch. Nach erfolgreich abgeschlossener schriftlicher und mündlicher Sprachprüfung erlangte er ein Zertifikat der Stufe B2, das ihm Deutschkenntnisse auf fortgeschrittenem Niveau bescheinigt. Im Dezember 2017 startete er seine Ausbildung zum Altenpfleger im Haus Obere Hengsbach. Fremdeinsätze im Diakonie Klinikum Jung-Stilling und in der Ambulanten Pflege festigten seinen Wunsch, in der Pflege beruflich Fuß zu fassen. „Es macht mir Spaß, alten und kranken Menschen helfen zu können. Spannend finde ich vor allem den medizinischen Bereich“, berichtet der 24-Jährige. Deshalb entschied er sich nun, in der Krankenpflege weiter zu arbeiten.

Siegen: Nach erfolgreicher Abbildung nun Vollzeit im Jung-Stilling beschäftigt

Heute ist er mit einer unbefristeten Vollzeitstelle in der Inneren Medizin im Jung-Stilling-Krankenhaus beschäftigt. Die Ausbildung zu Corona-Zeiten war eine besondere Herausforderung, denn seit März gab es für den jungen Mann keinen Präsenzunterricht mehr. So musste er von zu Hause lernen und Aufgaben lösen. „Es war manchmal schwierig, weil ich zu Hause allein war und nicht mit meinen Mitschülern sprechen konnte“, erzählt er. Auch die technischen Voraussetzungen für den Heimunterricht stellten ihn vor ein Problem.

Hilfe und Unterstützung bekam er von der Diakonie in Südwestfalen. Die praktische Abschlussprüfung fand nicht wie üblich mit einem echten Bewohner statt, sondern wurde für alle Auszubildenden an einer Puppe nachgestellt. Für Julian Mikli etwas bedauerlich: „Ich hätte gerne am echten Menschen gezeigt, was ich gelernt habe.“ Doch nicht nur die Abschlussprüfungen, auch alle sprachlichen und sonstigen Herausforderungen hat er gemeistert.

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Dirk Hermann ist davon überzeugt, dass das Projekt ein Erfolg ist. Dafür sprächen nicht nur die Zahlen der vermittelten Ausbildungsstellen, sondern auch die Reaktionen der Flüchtlinge. „Sie sind motiviert und engagiert und dankbar für die Chance. Es ist schön zu sehen, dass ihnen die Arbeit Spaß macht und sie sich gut integrieren.“