Siegen-Wittgenstein. Neben dem E-Tarif kommt auch ein neuer Fahrplan: Der Intercity erfordert Veränderungen, die Hellertalbahn wird „revitalisiert“.

„Wir kriegen die einfachsten Dinge nicht hin.“ Ulrich Haas (SPD) wiederholt im Mobilitätsausschuss des Kreistags – „auch wenn es nervt“ – seine Kritik an dem Tarifwirrwarr für Bahnfahrgäste, sobald sie Ländergrenzen überwinden. Diesmal jedoch perlt sie fast ab. „Das Problem ist gelöst“, stellt Landrat Andreas Müller fest. Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS), spricht sogar von einer „Revolution“. Veränderungen gibt es nicht nur im Tarif, sondern auch im Fahrplan.Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland

Der E-Tarif

CiBo ist eine Abkürzung, die für die Abkehr vom gewohnten Fahrscheinkauf steht. „Check-in, Be-out“ heißt, dass der Computer den für den Fahrgast günstigsten Fahrpreis ermittelt, sobald er am Ziel angekommen ist. Dazu checkt er nach dem Einsteigen elektronisch ein, am besten mit der aufs Smartphone geladenen App. 1,40 Euro werden in diesem Moment abgebucht, und dann weitere 27 Cent je Kilometer Luftlinie. Dazu gibt es Zuschläge für mitreisende Kinder, weitere mitgenommene Personen, das Fahrrad und die 1. Klasse. Und einen „Deckel“. Festgelegt werden Höchstpreise je Fahrt innerhalb einer Stadt und im gesamten Tarifgebiet.

Siegen-Marburg: Vorbei

Die Blütenträume sind vorerst ausgeträumt: Nach dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2021 wird es keine durchgehenden Züge zwischen Siegen und Marburg mehr geben. Im Rahmen eines „Markttests“ waren samstags zwei Zugpaare der Oberen Lahntalbahn mit der Rothaarbahn verbunden worden. „Aus vergaberechtlichen Gründen“, so der NWL, ist das dann wieder vorbei.

In der langfristigen Konzeption des Zweckverbandes Westfalen-Süd spielt die Verbindung aber durchaus eine Rolle: Züge aus Siegen sollen in Erndtebrück geteilt werden – ein Zugteil nach Bad Berleburg, der andere nach Bad Laasphe und Marburg. Dafür soll in die Strecke und an den Kreuzungsbahnhöfen investiert werden.

Die ZWS-Verbandsversammlung wird am Mittwoch, 17. März, über das E-Ticket beraten. Zunächst wird das neue Angebot von „Gelegenheitsfahrern“ genutzt, denn die analogen Fahrkarten wird es noch eine ganze Weile ebenfalls geben. Auch aus diesem Grund wurde intensiv gerechnet: Zum einen wollen die Verkehrsunternehmen unterm Strich nicht draufzahlen, zum anderen sollen Fahrgäste möglichst wenig zusätzlich belastet werden. Irgendwo zwischen 2 und 2,20 Euro soll der Höchstpreis für eine Fahrt im Siegener Stadtgebiet festgesetzt werden. Bei 2,20 Euro würden sich 36 Prozent der Fahrgäste besser, 64 Prozent aber schlechter stehen. Denn grundsätzlich macht das E-Ticket die Kurzstrecke deutlich teurer, die mittlere Strecke „mitunter“ – so die Vorlage – billiger. Bis Jahresende, frühestens zum 1. August, soll der E-Tarif eingeführt werden.

Der IC-Fahrplan

Ab Dezember sind Siegen und Kreuztal Intercity-Stationen. Auch das wird Veränderungen für den Nahverkehr auf der Schiene bringen, mit denen sich die Zweckverbandsversammlung des Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) am Donnerstag, 18. März, befasst:

Der RE 16 Essen-Hagen-Siegen fährt zwischen Letmathe und Siegen nur noch alle zwei Stunden. Der IC Dortmund-Frankfurt, ebenfalls alle zwei Stunden, kann zwischen Letmathe und Dillenburg auch mit Nahverkehrsmitteln genutzt werden. Nicht für den Nahverkehr freigegeben werden die beiden Zugpaare von und nach Münster/Norddeich (statt Dortmund), die zwischen Siegen und Letmathe auch weniger halten. In diesen Stunden fährt dann der RE 16 zusätzlich.

Die RB 95 Siegen-Dillenburg fährt nur noch zweistündlich. In den anderen Stunden bedient der RE 99 (Siegen-Gießen-Frankfurt) alle Halte, ebenso an den Sonntagen, an denen die RB 95 gar nicht mehr fährt.

Die Hellertalbahn

Die Hellertalbahn Betzdorf-Burbach-Dillenburg zeichnet sich durch Pünktlichkeit aus. Die Linie habe aber auch „das mit Abstand schlechteste Angebot in ganz NRW“, stellt der NWL fest – teilweise liegen drei Stunden zwischen den einzelnen Fahrten. „Die Fahrgastzahlen spiegeln das schlechte Angebot wider.“ An manchen Tagen würden insgesamt weniger als 100 Fahrgäste gezählt, so wenige wie auf keiner anderen Linie in Westfalen. Mit dem nächsten Fahrplanwechsel soll eine „Revitalisierung“ der Strecke beginnen, der Fahrplan werde „auf ein Basisniveau“ gebracht. Außerdem sollen die „ins Stocken geratenen Ausbauplanungen“ zur Beschleunigung der Strecke „neu belebt und intensiv vorangetrieben“ werden.

Das sind die geplanten Maßnahmen: Betriebsbeginn um 5 statt um 7 Uhr, durchgehender Zwei-Stunden-Takt montags bis freitags auf der Gesamtstrecke – allerdings wegen der Eingleisigkeit bei zwei Fahrten mit 30 Minuten Halt in Würgendorf, sonntags vormittags Stundentakt zwischen Betzdorf und Neunkirchen, Spätfahrten statt nur bis 19 Uhr auch über 21 Uhr hinaus.

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