Siegen. Als zweites Krankenhaus der Welt setzt das St. Marien-Krankenhaus in Siegen Künstliche Intelligenz in der robotischen Chirurgie ein

Das St. Marien-Krankenhaus in Siegen ist nach einer Klinik in New York das zweite Krankenhaus weltweit, in dem die robotische Chirurgie durch die Anwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) erweitert wird.

500 Operationen mit neuer Technologie in drei Jahren in Siegen

Erst vor drei Jahren wurde bei den minimal-invasiven Operationen der Chirurgie und der Gynäkologie erfolgreich die robotische Chirurgie eingeführt. Fast 500 Operationen sind inzwischen mit dem sogenannten Senhance-System erfolgt. Jederzeit stabile 3D-Sicht, Kamerasteuerung mit den Augen des Operateurs, Einsatz von verstellbaren Instrumenten zum Erreichen schlecht zugänglicher Körperregionen sowie ermüdungsarmes Operieren im Sitzen sind nur einige der Vorteile, die die Operateure im St. Marien-Krankenhaus Siegen der neuen Technologie attestieren. Jetzt erfolgt mit der Einführung von KI ein weiterer ganz entscheidender Schritt in die Zukunft in der Chirurgie.

Prof. Dr. Dietmar Stephan, der das Zentrum für minimal-invasive und robotische Chirurgie im St. Marien-Krankenhaus Siegen leitet, erklärt dies so: „Die Verringerung der Komplikationen und die Erhöhung der Patientensicherheit ist eine der entscheidenden Aufgaben in der Medizin im Allgemeinen und bei Operationen im Speziellen. Hier kann Künstliche Intelligenz helfen.“ Im Wesentlichen gebe es zwei Ansatzpunkte, wie künstliche Intelligenz Operationen sicherer machen kann: zum einen durch Automatisierung von notwendigen Standardprozessen innerhalb einer Operation, um die Konzentration des Chirurgen auf die eigentlichen Operationsschritte zu erhöhen, und zum anderen durch Bereitstellung von Echtzeitinformationen während der Operation, die dazu beitragen, fundierte und schnelle Entscheidungen treffen zu können.

Erster Schritt in digitale Zukunft in Siegen

„Operationen sind natürlich immer und werden auch in Zukunft von der persönlichen Erfahrung, dem Wissen und der Geschicklichkeit des Operateurs abhängig sein“, so Stephan. Die KI könne jedoch massiv mit der Lieferung von Informationen und Daten in Echtzeit unterstützen. Aus der Aufbereitung von Daten und Bildern aus hunderten vorangegangenen Operationen liefere KI Hinweise zur besseren Strukturerkennung und zur Einschätzung von Risiken bei der Präparation von Gewebe, die sonst alleine durch die Erfahrung des Chirurgen „gesteuert“ würden. „Im St. Marienkrankenhaus ist nun der erste Schritt in diese digitale Unterstützung durch Künstliche Intelligenz erfolgt“, sagt Stephan.

Alles für die Patienten

Die Einführung von Künstlicher Intelligenz in den OP sei nur ein Baustein des umfangreichen Digitalisierungsansatzes im St. Marien-Krankenhaus Siegen, sagt Hauptgeschäftsführer Hans-Jürgen Winkelmann.Zwar bringe die Digitalisierung hohe Kosten mit sich, doch „werden die sich langfristig rentieren“, so Winkelmann, Vor allem aber steige die Sicherheit und die Versorgungsqualität für die Patienten.

War bisher die Steuerung der Kamera manuell oder durch Aktivierung über die Augen des Operateurs notwendig, kann sie nun automatisiert erfolgen. Hierzu wird ein Spitze eines Instruments digital markiert und dann folgt die Kamera automatisch während der Operation immer diesem Instrument und der Operateur hat das Operationsgebiet immer optimal im Blickfeld. Flächen- und Abstandsmessungen im bewegten Bild in Echtzeit sollen bald folgen, um zusätzliche wertvolle Informationen während der Operation zu liefern.

Medizinischer Direktor in Siegen: „Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt“

Es könne keineswegs um die Übernahme der Operation durch Künstliche Intelligenz gehen, sondern immer nur um eine Unterstützung zur Erhöhung des Sicherheit des Patienten, betont Prof. Dr. Frank Willeke, Medizinischer Direktor des St. Marien-Krankenhauses. Er sieht sich dabei als klaren Befürworter moderner Technologien: „KI wird die Medizin in weiten Teilen tiefgreifend verändern, doch ist es wichtig, die Technologie stetig zum Wohle des Patienten weiterzuentwickeln.“

Während Künstliche Intelligenz aktuell vor allem in bereits hochdigitalisierten Bereichen wie der Radiologie zu finden ist, eröffnet sich mit dieser ersten Anwendung in der minimal-invasiven Chirurgie als zusätzliches Sicherheitselement ein neues Feld. Willeke sieht in der Nachsorge oder der Kommunikation zwischen Patienten, Angehörigen und niedergelassenen Ärzten zukünftige Bereiche, in denen KI zum Einsatz kommen kann. „Der Fantasie sind eigentlich kaum Grenzen gesetzt, was uns alle verpflichtet ist jedoch, über jede Anwendung sorgfältig nachzudenken und diese mit angemessener Skepsis zu hinterfragen“, betont der Medizinische Direktor. Im OP gelte: Robotik und insbesondere KI als digitale Unterstützungen helfen dem Chirurgen dabei, die Sicherheit des Patienten zu erhöhen und Komplikationen zu vermeiden, bestätigt Prof. Dietmar Stephan.

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