Netphen. Jens Küther hat seine Hundeschule in Netphen kurz vor der Coronakrise eröffnet. Im Lockdown steht er den Hundehaltern via Internet zur Verfügung

Anfang 2020 hat Jens Küther seine Hundeschule in Netphen eröffnet. Schnell hat er damit großen Erfolg, dann kommt Corona. Hunde, gerade junge Tiere, brauchen Training und sozialen Kontakt. Deshalb hat sich der Hundetrainer einiges einfallen lassen.

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Hundeschule in Netphen als Nebenjob geplant

„Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Jens Küther. 30 Jahre lang befasste er sich rein hobbymäßig mit Hunden und wie die Tiere bestmöglich in Familien integriert werden können. Freunde empfahlen ihm, sich auch professionell diesem Thema zu widmen. „Ich bin ein Typ der gerne etwas ausprobiert“, sagt Küther. 2017 traf er dann die Entscheidung, viel Zeit und Geld in seine Ausbildung zum zertifizierten Hundetrainer zu stecken. Ende 2019 war er fertig damit, erhielt schnell die erforderliche Freigabe des Kreisveterinäramts und eröffnete seine Hundeschule in der Straße Zur Ehreneiche, auf dem Gelände des Schäferhundevereins in Netphen, in dem er – und sein Hund Anton – selbst Mitglied sind.

Große Erwartungen hatte er nicht: „Ich wollte mal gucken wie es läuft“, erinnert er sich. Hauptberuflich ist Küther in der Handelsvertretung und im Industrieservice tätig, de Hundeschule war als „totaler Nebenjob“ geplant. Auf drei bis vier Kunden hoffte er im ersten Monat, wenn es gut läuft – es kamen sechs. Das ging so weiter bis im März der erste Lockdown kam. Eigentlich hätte er sich dank des Erfolgs seiner Schule entscheiden müssen, worauf er seine Priorität legt. Da die Aufträge im Rahmen seiner anderen Jobs stark zurückgingen, „brauchte ich nicht zu entscheiden“, erzählt Küther, mit der erfolgreichen Hundeschule habe er Glück im Unglück gehabt. Seit März lebe er trotzdem von seinem Erspartem. „Nicht das größte Problem in Corona-Zeiten“, sagt Jens Küther.

Chatgruppe im Corona-Lockdown schlägt ein wie eine Bombe

Mit dem ersten Lockdown wusste keiner so richtig umzugehen, erinnert sich Küther. Die Kunden aus den ersten drei Monaten wollten jedenfalls bedient werden. Küther führte einen Gruppen-Chat für die Kunden ein und veröffentlichte dort Praxisvideos – kostenlos. „Damit sie im Training bleiben“, erklärt der Hundetrainer. Die Videos seien „eingeschlagen wie eine Bombe.“

Neue Homepage

Ursprünglich gründete Jens Küther seine Hundeschule als Franchisenehmer unter der Marke „TopDog“. Das Unternehmen löste sich Ende 2020 jedoch auf, nun ist Küther selbstständig und kümmert sich neben dem Training auch noch um Marketing und die Homepage.

Stattdessen kooperiert Jens Küther nun mit der befreundeten Trainerin Jenny Seefeld von „Teamwork4dogs“ und stellt seinen deren Online-Akademie zur Verfügung.

Weitere Informationen unter www.dogsundteamtraining.de.

Seine Schülerinnen und Schüler antworteten mit Videos, in denen sie die Übungen mit ihren Vierbeinern ausführten. „Die Leute hatten Zeit“, scherzt Küther. Sie erwarteten wiederum Antworten auf ihre Videos, die Küther – ebenfalls kostenlos – auch lieferte. Diesen Chat pflegte er immer weiter. Mittlerweile sind darin etwa 80 Gleichgesinnte und zumindest manchmal wird die Gruppe zu einem Selbstläufer, in der sich die Hundehalter gegenseitig helfen. „Sensationell“, freut sich Küther. In der Gruppe motiviert er seine Kunden auch, sich zu treffen, zu zweit oder wie es eben gerade erlaubt ist, damit sich die Hunde auch untereinander treffen können, „da sind jede Menge Hundefreundschaften entstanden.“ Es sei jedes Mal ein Highlight für ihn, abends in der Gruppe zu sehen, welche Hunde sich neu kennengelernt haben.

Für den zweiten Lockdown hat er außerdem seine kompletten Theoriestunden im Videoformat für die Kunden auf seine Homepage gestellt. Bei Problemen bietet er auch Live-Stunden per Video oder Telefon an. Neue Kunden erhalten ihre erste Stunde gratis.

Wie Hunde und Katzen sich vertragen

„Bei Hunden ist es so, die brauchen zum einen Training, zum anderen Sozialkontakt, auch innerartlich“, erklärt Jens Küther. Besonders Welpen brauchen den Kontakt zu anderen Hunden. „Wenn die in den ersten sechs Monaten nicht lernen, dass andere Hunde Freunde sind, fällt es später schwer“, erklärt der Hundetrainer.

„Hunde kommunizieren ständig“, erläutert Küther. Auch diese Kommunikation müsse den Tieren untereinander erlaubt sein, und zwar auch mal ohne Leine. Wenn die Hunde immer zurückgehalten würden, wenn sie Artgenossen treffen, setze sich irgendwann der Gedanke fest, dass andere Hunde etwas schlechtes seien. Es sei extrem wichtig, dass die Hunde untereinander einfach mal spielen, toben, raufen und „einfach mal Hund sein dürfen.“ Das gelte auch für den Kontakt mit anderen Tieren. Je früher und je mehr andere Tiere die Hunde kennen lernen können, desto besser. Auch Katzen und Hunde zusammen zu halten, sei eigentlich gar kein Problem. Die Halter müssten ihnen klarmachen, dass sie beide Teil der Familie sind – und ansonsten möglichst wenig dazwischenfunken. „Die Katze muss sagen dürfen: ‘So weit und keinen Schritt weiter’“, Hunde verstünden das dann auch.

Ansonsten komme es darauf an, dass die Halter lernen, ihren Hund zu verstehen und sich dem Tier gegenüber verständlich auszudrücken. „Kein Hund versteht Deutsch“, sagt Küther, ein einfaches Klicken als Bestätigung hingegen schon. „Nur wenn der Halter weiß, wie sein Hund tickt, kann er ihn erziehen“, das sei seine Grundphilosophie, erklärt Jens Küther. Und das könne er jedem Kunden beibringen. „Das ist kein Hexenwerk und auch keine Raketenwissenschaft“, sagt der Hundetrainer.

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