Siegen. Da fällt was ab: Haare, Härchen, ganze Mähnen. Der Friseursalon von Elke Seidel in Siegen-Eiserfeld darf wieder öffnen. Mit vollem Terminkalender
Da fällt was ab. Haare, Härchen, ganze Mähnen. Seit dem frühen Montagmorgen wird auch im Eiserfelder Friseursalon von Elke Seidel gewaschen, geschnitten, gefärbt und geföhnt, was Shampoo, Schere, Färbemittel hergeben. Dass das nach wochen- und monatelangem Lockdown wieder möglich ist, macht alle irgendwie glücklich. Die Chefin und ihre Angestellten und die Kundschaft natürlich auch.
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Das „volle Programm“ gebucht hat Michael Debus. Der Sternekoch (früher: „L’école“ in Hesselbach und „Fiester Hannes“ in Holzhausen) aus Haiger-Offdilln hadert um kurz vor halb elf noch damit, dass er seit Mitte Dezember „total ergraut“ ist; eine gute Stunde später präsentiert er sich runderneuert. Mit millimeterkurzem Haar in frischem Ton; er fühlt sich gut. Ja, er habe sich auch mal selbst am „Maschinchen“ probiert, aber das sei schrecklich schiefgegangen. Für ihn geht es nun im geübten Rhythmus weiter, heißt: in etwa drei Wochen wieder.
Die ganz große Frisur-Katastrophe ist bei der Siegener Kundschaft ausgeblieben
Durchweg ist zu beobachten, dass für die Frauen und Männer, die gleich am ersten Tag nach dem Lockdown einen Termin bekommen haben, die friseurlose Zeit nicht die ganz große Katastrophe war. Klar ist jeder und jede dankbar, endlich wieder in den Genuss der Profi-Haarpflege zu kommen. Doch die Zeit dazwischen war zumindest erträglich. Zumindest wenn sich Ansprüche zurückschrauben ließen.
So hat sich Barbara Elbers mit Ansatzspray beholfen („meine Haare fühlten sich aber zuletzt wie Stroh an“) und auch mal versucht, ihr Pony zu kürzen. Kerstin Wüllner hat ihrer Mutter Charlotte die Haare mit einer guten Schere selbst geschnitten und auch das Waschen übernommen. Die Naturkrause in Form gebracht hat die Mutter, im 88. Lebensjahr, dann selbst.
Vorfreude und Unbehagen vor der Wiedereröffnung – Ansturm auf Termine
Renate Arndt, die an Tag eins der Wiederöffnung aushilft, hat beobachtet, dass manche Frauen die lange Zeit des Nicht-färben-lassen-Könnens für eine radikale Lösung nutzten: zurück zur natürlichen Haarfarbe. Barbara Elbers freilich ist die Wochen der ungewollten Strähnchen leid: Die Eiserfelderin möchte am Montag Farbe satt „und ‘nen Schnitt“. Beides bekommt sie, und es scheint, als sei ihr Tatendrang gegen Mittag noch gewachsen. Einen Kaffee, was zu essen und dann in den Garten – das Leben ist schön!
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Mit Vorfreude, aber auch ein wenig Unbehagen startete Salon-Besitzerin Elke Seidel in den 1. März . Als Mitte Februar die Nachricht kam, dass die Friseursalons an diesem Tag wieder öffnen dürften, sei sie natürlich glücklich gewesen. Doch in das Gefühl von Glück, von Erleichterung mischte sich auch ein bisschen Angst: „Hoffentlich überstehe ich das.“ Denn nach wochenlangem Stillstand ging es von jetzt auf gleich wieder los, begann der Ansturm auf die Termine. „Noch in derselben Nacht kamen Anrufe, Whatsapp-Nachrichten.“ Das Auftragsbuch war ganz schnell gut gefüllt.
„Ich war nicht in der Lage, die ganzen Zahlungen zu leisten“
Zum Neu-Start bekam der Salon an der Eiserfelder Siegtalstraße neuen Schliff. Grundgereinigt, frisch gestrichen und tapeziert, das Parkett auf Hochglanz gebracht – mit dieser Generalüberholung hat Elke Seidels Tochter Tatjana die Mutter mit Unterstützung des Malermeisters Uwe Ermert überrascht. „Das tat so gut“, sagt die Chefin von drei Angestellten. Denn dieser zweite Lockdown habe sie regelrecht krank gemacht. „Auch psychisch. Ich war nicht in der Lage, die ganzen Zahlungen zu leisten.“
Genug Platz für mehrere Kunden
Als Segen empfindet es Elke Seidel, dass ihr Salon groß genug ist, einige Kundinnen und Kunden gleichzeitig zu fassen.
Vier von ihnen können bei der geforderten Mindestfläche von zehn Quadratmetern pro Person frisiert werden.
Kommen die bereits georderten Plexiglastrennwände für den Salon hinzu, erhöht das die Kapazität zusätzlich.
Das Kurzarbeitergeld – für Januar gerade erst eingegangen, für Februar noch gar nicht zugewiesen, die Miete – monatlich fällig, das Verbrauchsmaterial – schwierig zu bezahlen. „Ich arbeite seit 42 Jahren selbstständig, aber das habe ich noch nicht mitgemacht“, sagt Elke Seidel. Was ihr half, war psychologische Unterstützung und auch, dass sie auf ihr Team zählen kann.
Auftrieb gibt zudem das Angebot der Eiserner Blumenhändlerin Bärbel Jung, ihr frühlingshafte Deko kostenfrei auszuleihen. Ein Neuanfang jedenfalls ist wieder gemacht. Die erste Aufgeregtheit wird der Routine weichen. Beim Waschen, Schneiden, Färben, Föhnen.
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