Siegen. Der Rettungsdienst der Feuerwehr Siegen sieht keine Hinweise auf Missstände in Alten- und Pflegeheimen. Es gibt allerdings ein anderes Problem.

Art und Häufigkeit der Einsätze in Alten- und Pflegeheimen legen laut Rettungsdienst der Feuerwehr Siegen keine Defizite in diesen Einrichtungen nahe. Das geht aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der FDP-Fraktion zur Sitzung des Ausschusses für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung am Donnerstag, 25. Februar, hervor.

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Die Verwaltung weist allerdings auf einen anderen Missstand hin: Generell falle auf, „dass der Rettungsdienst vermehrt zu, aus rettungsdienstlicher Sicht, Nicht-Notfällen ausrücken muss“. Derartiges sei bundesweit zu beobachten „und betrifft die beiden anderen Säulen der medizinischen Notfallversorgung, Krankenhäuser und hausärztliche Notfallversorgung, gleichermaßen“.

FDP Siegen stellt Anfrage nach beunruhigenden Nachrichten aus Berlin

Die FDP stützt ihre Anfrage auf einen Bericht aus Berlin. Dort hätten Rettungssanitäter „nach eigenen Angaben nach vorsichtigen Schätzungen“, wie die Liberalen schreiben, „20 bis 30 Prozent Einsätze in stationären Pflegeeinrichtungen, die vermeidbar wären, wenn ausreichend Personal oder andere Strukturen vorhanden wären“. Daraus ließe sich für Berlin ein Manko insbesondere in der nächtlichen Betreuung erkennen, weshalb ein Blick auch auf die Situation in Siegen „aus unserer Sicht unabdingbar“ sei.

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Im Jahr 2020 rückte der Rettungsdienst der Siegener Feuerwehr laut Verwaltung etwa 800 Mal zu Einsätzen in Alten- und Pflegeheimen aus, davon 200 Mal in der Nacht. Das entspreche rund acht Prozent der 10.000 Einsätze insgesamt, wobei teilweise auch Einrichtungen außerhalb Siegens angefahren worden seien. Umgekehrt könnten allerdings auch Einsätze innerhalb der Stadtgrenzen vom DRK-Kreisverband Siegen-Wittgenstein übernommen worden sein.

Auch in Siegen und Umgebung: Immer mehr Notrufe ohne wirkliche Notfälle

Aus Sicht des Siegener Rettungsdienstes sei „es nicht möglich, eine Kausalität zwischen dem Pflegeschlüssel eines Alten- und Pflegeheimes und der Einsatzhäufigkeit des Rettungsdienstes herzustellen“.

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Bei 19 der nächtlichen Einsätze hätten die Mitarbeiter den Hinweis gegeben, dass es sich nicht um Fälle für den Rettungsdienst gehandelt habe. Bezogen auf die generelle Tendenz, dass Menschen vermehrt Rettungsdienst, Notaufnahmen und hausärztlichen Notdienst ohne wirklich gerechtfertigten Grund in Anspruch nehmen, „wäre es wünschenswert, auch auf lokaler Ebene, gemeinsam mit diesen Beteiligten, den politischen Gremien sowie den Kostenträgern Lösungsansätze zu entwickeln“, schreibt die Verwaltung. „Diese könnten auch als Pilotprojekte durchaus lokalen Charakter haben, aber Ansätze für andere ländlich geprägte Strukturen liefern.“

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