Krombach. Corona-Lockdown: Brauereien bekommen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum ein Entsorgungsproblem – die Krombacher in Kreuztal nicht.

Die Krombacher Brauerei schüttet kein Bier weg. Das Problem, das andere Brauereien in Deutschland haben, gibt es in Kreuztal nicht: „Glücklicherweise sind wir aufgrund entsprechender Bedarfsplanung so aufgestellt, dass wir aktuell keine nennenswerten Biermengen zurück erhalten, die entsorgt werden müssen“, sagt Krombacher-Sprecher Peter Lemm auf Anfrage dieser Zeitung.

Seit Anfang November sind Kneipen und Restaurants geschlossen – und damit sind auch die Zapfhähne stillgelegt, die Nachfrage nach Fassbier ist entsprechend eingebrochen. Nach über drei Monaten wird das Mindesthaltbarkeitsdatum der Bier-Vorräte erreicht.

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Aus dem ersten Lockdown gelernt

Die Großbrauerei Veltins in Meschede hat im ersten, kürzeren Lockdown eigenen Angaben zufolge so gut wie kein Bier vernichten müssen. Nun geht das Unternehmen davon aus, dass es ein paar tausend Liter sein werden. „Der Getränkefachgroßhandel und der Gastronom hat lange nicht so viel Bier gebunkert im Lager oder im Keller, wie es beim ersten Lockdown der Fall war“, sagt Geschäftsführer Volker Kuhl.

Auch der Kölner Brauerei-Verband berichtet, dass die Branche aus dem ersten Lockdown gelernt und die Absatzmengen vorsichtiger kalkuliert habe. „Das Problem ist die Ungewissheit, wie lange das dauert“, sagt Geschäftsführer Christian Kerner.

Brauer-Bund spricht von Millionenwerten

„Die Brauereien müssen Millionenwerte in den Gully kippen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, Holger Eichele, der dpa. Besonders regionale Betriebe, die stark vom Gastronomie- und Festgeschäft abhängig seien, müssten Bier in großem Stil vernichten, ebenso der Getränkehandel. Die Gesamtmenge an vernichtetem Bier könne man nicht abschätzen. „Nicht alles Bier, das bisher zurückgeliefert wurde, musste vernichtet werden, und nicht alles Bier, das nicht getrunken wurde, wurde auch gebraut“, sagte Eichele.

Brauer, Großhändler und Wirte seien vor dem zweiten Lockdown ab November zwar vorsichtig gewesen, erklärt Branchenexperte Niklas Other, Herausgeber des Branchenmagazins „Inside“. „Bis zum erhofften Ende des Lockdowns im Frühling werden es in Deutschland trotzdem einige Hunderttausend Hektoliter sein.“

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Biersteuer wird erstattet

Nach Zoll-Angaben haben sich die Rückläufe in die Brauereien bei der Biersteuer bislang nicht bemerkbar gemacht. Den Daten zufolge ist die Gesamtmenge an Bier, das in die Steuerlager der Brauer und der Großhändler zurückkam, 2020 nicht gestiegen. 72 Millionen Hektoliter versteuertem Bier standen demnach 0,95 Millionen Hektoliter sogenanntem Rückbier gegenüber. Das entspricht einem Anteil von 1,3 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 1,15 Millionen Hektoliter oder 1,5 Prozent Rückbier. „Die Zahlen zeigen, da hat sich nichts großartig verändert“, sagte Florian Richter, Sprecher der Generalzolldirektion. Rückschlüsse, ob das Bier aufgrund des Lockdowns zurückgenommen und ob es sich um Flaschen- oder Fassbier handelte, seien nicht möglich. Brauereien müssen Biersteuer zahlen. Wird Bier vernichtet, können sie diese Abgabe zurückfordern.

Krombacher ist startklar

In Krombach ist der Blick auf die Zukunft gerichtet. Peter Lemm: „In jedem Fall werden wir alles daran setzen, dass die Gäste, sobald die Gastronomie öffnet, auch dort wieder ein frisches Krombacher genießen können.“

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