Siegen. Die Stadt Siegen sieht keinen Anlass, Jugendlichen in ihre abendliche Freizeitgestaltung hereinzureden.

Mit drei gegen acht Stimmen hat der Jugendhilfeausschuss den Antrag der Volt-Fraktion abgelehnt, einen Arbeitskreis einzurichten, der ein Konzept für die abendliche Freizeitgestaltung von Jugendlichen erarbeitet. Zustände wie im vorigen Sommer auf dem Kornmarkt, den die Stadt schließlich an Wochenendnächten gesperrt hatte, „können nicht dauerhaft hingenommen werden“, sagte Samuel Wittenburg (Volt) und stellte klar: „Wir möchten nicht irgendeine Bespaßung.“ Statt mit Verboten müsse die Stadt aber mit dem Angebot von Möglichkeiten reagieren.Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus dem Siegerland

Sozialdezernent André Schmidt argumentierte dagegen: „Jugendliche dürfen und sollen sich im öffentlichen Raum aufhalten und auch selbstbestimmt auswählen, wo ihre Treffpunkte sind. Das muss nicht von Erwachsenen und Politik begleitet werden.“ Jugendliche verstießen so viel (und so wenig) gegen Coronaregeln wie andere Bevölkerungsgruppen auch. Sie verhielten sich „überwiegend rücksichtsvoll und konsequent, konsequenter als mancher Erwachsene“. Bei Streetworker-Einsätzen im letzten Sommer sei herausgekommen, dass nicht etwa bereits auffällig gewordene Jugendliche, sondern Erwachsene Auslöser von Auseinandersetzungen und Straftaten waren: „überwiegend junge Erwachsene, die gar nicht aus Siegen kamen“.

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Treffpunkte wechseln

Lisa Bleckmann (Grüne) fand, dass die Stadt sich dennoch um das Thema kümmern sollte: „Das steht uns gut an“ – zum Beispiel, indem an Treffpunkten Sitzgelegenheiten und mobile Toiletten installiert werden. Auch Günther Langer (UWG) riet, die Nutzung der Plätze „ein Stückchen zu begleiten“, über Corona hinaus: Schließlich entstünden im Zuge des Uni-Umzugs weitere Plätze: „Wie kann Politik unterstützen, dass sich Menschen hier wohler fühlen?“ Das, so Martin Helm (CDU), sei aber „insgesamt eine Frage der Stadtentwicklung, nicht der Jugendhilfe“. Wolfgang Schollmeyer, Geschäftsführer des Stadtjugendrings, riet dazu, das Jugendparlament in die Beratung einzubinden. „Wir werden nicht Treffpunkte vorgeben, indem wir Bänke dahinstellen.“

Ingmar Schiltz (SPD), neu gewählter Vorsitzender des Ausschusses, sah die Verwaltung gefragt. „Sie muss vorbereitet sein, wenn es wieder zu solchen Szenen kommt. Das kann nicht von politischen Gremien gelöst werden.“ In den Sommern zuvor habe sich das Geschehen auf andere Schauplätze konzentriert, zuletzt das Siegufer, davor der Schlosspark. Fingerspitzengefühl sei angebracht: Die Flutlicht-Ausleuchtung der Fißmer-Anlage sei nicht angemessen gewesen.

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