Burbach/Siegen. Früherer Wachmann schildert im “Burbach-Prozess“ vor dem Landgericht Siegen die angespannte Stimmung in der Flüchtlingsunterkunft.

Am Ende des - erneut kurzen - „Burbach“-Verhandlungstages am Mittwoch, 23. Dezember, wünscht Elfriede Dreisbach den Anwesenden schöne Weihnachten und einen guten Rutsch. Das ist allerdings der einzige Hauch des Lichterfestes, der an diesem Mittwoch durch den Hüttensaal der Siegerlandhalle weht. Keine Kerzen, kein grüner Zweig in Sicht - und auch die Bereitschaft von Anwälten und Angeklagten, der Vorsitzenden ein kleines „Geschenk“ zu machen, hält sich in Grenzen.

Nur zwei von neun lassen durch ihre Verteidiger etwas zu ihren Einkommensverhältnissen erklären. Ein Dritter hat ähnliches immerhin noch für den Januar angekündigt. Die Auskunft von Markus H. am Mittwoch vergangener Woche eingerechnet, blieben dann noch vier Angeklagte übrig, bei denen die Kammer von sich aus tätig werden müsste. Da werde das Gericht dann sehen, „wie wir mit den anderen umgehen“, kündigt Dreisbach an.

Die Sache mit dem "Problemzimmer" passierte bevor der Zeuge in Burbach anfing

Eine knappe Stunde vorher hat sie mit einem leichten Seufzer der Erleichterung feststellen können, dass der geladene Zeuge für diesen letzten Prozesstag im Jahr 2020 tatsächlich gekommen ist. Ein früherer Wachmann wird gehört, der irgendwann „in den Sommerferien vor fünf oder sechs Jahren“ in der Einrichtung gearbeitet hat, für wenige Wochen täglich zwölf Stunden. Auf Vermittlung eines Freundes, der auch einmal Angeklagter war, aber die Sache schon vor Monaten hinter sich gebracht hat.

Der 31-Jährige hat nichts mit dem „Problemzimmer“ zu tun gehabt, ist sich sicher, dass die Medienveröffentlichungen mit Foto und Video zu seiner Zeit bereits geschehen waren. „Mir wurde ein Raum gezeigt, in dem inzwischen Haare geschnitten wurden“, beantwortet er eine entsprechende Frage der Vorsitzenden. Unter den Kollegen, „ich kenne keinen Namen mehr, von denen, mit dem ich da gearbeitet habe“, sei über die Sache sehr wenig gesprochen worden.

Sicherheitspersonal in Burbacher Einrichtung laut Zeuge nicht mit Handschellen ausgerüstet

Allerdings habe er gemerkt, dass jede Form von Freiheitsberaubung oder Gewalt „ein Tabu“ gewesen sei. Die Polizei sei mindestens einmal pro Woche auf dem Gelände gewesen, da habe niemand erneut negativ auffallen wollen. An Schlagstöcke, Pfefferspray oder auch nur Handschellen erinnert sich der Zeuge nicht. Er selbst sei damit nicht ausgerüstet gewesen oder worden. Die begangenen Straftaten beträfen ja überwiegend hoheitsrechtliche Aufgaben, die dem Wachpersonal gewöhnlich gar nicht zukämen: „Deshalb sind wir ‚Securities’ auch kaum mit Handschellen ausgerüstet.“

Ob er auf die Aufgaben in Burbach vorbereitet worden sei, möchte Elfriede Dreisbach wissen. Es habe „natürlich eine Einweisung“ gegeben, antwortet der Zeuge. Auf die spezifischen Umstände sei er nicht vorbereitet worden. „Entweder es liegt einem, oder nicht“, betont der Mann, der inzwischen in Mainz Psychologie studiert. Er habe eine gewisse Vorerfahrung als Sicherheitsmann im Hotel Steigenberger - Frankfurter Hof sammeln können. Elfriede Dreisbach hat etwas von „Ordner im Stadion“ verstanden und sorgt für humorige Reaktionen.

"Schlechte Umstände in der Flüchtlingseinrichtung"

Es wird aber schnell wieder ernst. „Es waren halt sehr schlechte Umstände dort in der Flüchtlingseinrichtung“, stellt der junge Mann fest. Er meine damit den allgemeinen Umgang mit den Menschen, die viel länger als geplant hätten dort bleiben müssen, denen Gelder nicht ausgezahlt worden seien. Frust und Ärger seien da wenig überraschend gewesen. Ansonsten erinnert er sich nicht an größere Probleme. Hin und wieder sei es zu Rangeleien gekommen. „Nach mir wurde mit einer Regentonne geworfen“, schmunzelt er. „Hoffentlich eine leere“, fragt die Vorsitzende und erntet ein amüsiertes Nicken.

Jetzt geht es erst im neuen Jahr weiter, am 7. Januar 2021.

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