Kreuztal. Die traditionelle Weihnachtsfeier des Kreuztaler Mittagstisches kann im Corona-Jahr nicht wie sonst stattfinden. Ein Festessen gibt es trotzdem

Nur die lange Schlange vor der Kreuzkirche in Kreuztal erinnert an vergangene Weihnachtsfeste, bei denen traditionell über 100 Gäste und Verantwortliche des Kreuztaler Mittagstisches zusammenkommen und festlich speisen. Sonst ist alles anders: Keine festlich gedeckten Tische, keine Andacht und keine Musik, das lässt die aktuelle Corona-Lage nicht zu. Damit die Gäste trotzdem nicht leer ausgehen, hat sich das Team des Mittagstischs etwas einfallen lassen.

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Rindergulasch mit Klößen und Rotkohl, als Nachspeise Mascarponequark mit Erdbeersoße – Das Festtagsmenü, das die Gäste des Kreuztaler Mittagstisches in der Kreuzkirche bekommen, kann sich auch in diesem Jahr sehen lassen. Statt in festlichem Rahmen gemeinsam zu speisen und Reden und Musik zu lauschen, müssen die Gäste das Menü aber mit nach Hause nehmen. Dazu bekommt jeder Gast eine Tüte mit weiteren Lebensmitteln. Darin sind haltbare Konserven mit Fisch, Fleisch, Gemüse & Obst, Nudeln und Reis, Kaffee und Tee.

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„Ganz normal wie immer“, erklärt Mitarbeiterin Anne Pröpper, die die Tüten an die Gäste verteilt. Nur ein bisschen mehr sei heute in den Tüten. Für die muslimischen Gäste gibt es Pakete ohne Schweinefleisch. Für einen Gast haben die Mitarbeiter eine glutenfreie Tüte zusammengestellt.

Unterstützung in der Corona-Zeit ungebrochen

Die Lebensmittelausgabe wurde während der Pandemie immer angeboten, nur der Mittagstisch musste ausfallen. „Wie in der Gastronomie“, erklärt Leiterin Elisabeth Kramer. Am 27. Oktober wurde zum letzten Mal gekocht, wann es weitergehen kann weiß Kramer nicht. Da viele Gäste und auch Mitarbeiter zur Risikogruppe gehören, bleibt der Mittagstisch wahrscheinlich etwas länger geschlossen als Restaurants. Ausnahmsweise habe man für diesen Anlass trotzdem etwas gekocht – „weil das ja eigentlich etwas besonderes ist“, sagt Elisabeth Kramer mit Wehmut in der Stimme. Stattfinden sollte das Weihnachtsessen auf jeden Fall, nur leider „ohne Pastor und ohne Posaune“, seufzt Kramer.

Kreuztaler Mittagstisch

Der Kreuztaler Mittagstisch wurde 2008 als Gemeinschaftsprojekt der vier evangelischen Kirchengemeinden Kreuztals gegründet. Im Januar 2019 hat die Stiftung Diakoniestation Kreuztal den Mittagstisch übernommen.

Jeweils dienstags und freitags findet die Lebensmittelausgabe statt, nur an den Feiertagen pausiert das Angebot.

„Das Empfinden ist ein ganz anderes“ sagt Elisabeth Kramer. Sie ist seit Juli 2019 hauptamtliche Leiterin des Mittagstisches. Ihr erstes vollständiges Jahr hätte sie sich anders vorgestellt, trotzdem ist sie auch dankbar – für die ungebrochene Spendenbereitschaft der lokalen Lebensmittelgeschäfte und das Engagement ihres Teams. Über 40 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich insgesamt für den Mittagstisch. Aufgrund des Alters oder von Vorerkrankungen können einige in der Corona-Zeit zwar nicht mithelfen, aber „niemand hört ganz auf“. Auch für die Mitarbeitenden ist die Weihnachtsfeier ein Highlight. Heute musste Kramer sie in zwei Schichten einteilen, „weil fast jeder gerne helfen möchte“.

Alle Gäste werden in Kreuztal bedient

Zu viele Personen dürfen aber nicht auf einmal in die Kreuzkirche. Schon vor dem Eingang zeigen Markierungen den einzuhaltenden Abstand, im Inneren sind zusätzlich Richtungspfeile angebracht. Die Gäste mussten sich anmelden und bekamen Termine mit Uhrzeit. „Viel Hirnschmalz“ habe die Organisation gekostet, sagt Kramer. Eine Obergrenze gab es nicht, jeder, der ein Essen abholen wollte, bekam auch einen Termin. Trotzdem kommen mehrere Gäste ohne Anmeldung. Auch diese werden nicht abgewiesen, sie müssen sich allerdings hinten anstellen. „Ich denke, wir haben soviel“, sagt Kramer.

Mit Abstand stehende Tische und Speerbänder zeugen von der Zeit im Sommer, als die erste Corona-Welle überstanden war und der Mittagstisch wie die Gastronomie wenigstens ein paar Gäste empfangen konnte – unter Einhaltung der Hygienebestimmungen. Heute bleiben die Tische leer, ein bisschen weihnachtliche Deko verbreitet aber immerhin ein wenig Weihnachtsstimmung. Und für kurze Gespräche nimmt sich Elisabeth Kramer an der Tür Zeit. „Frohe Weihnachten“, wünschen ihr viele Gäste. „Weihnachten ist erst nächste Woche“, antwortet Elisabeth Kramer dann und fügt hinzu „Wir haben außerhalb der Feiertage weiter geöffnet.“ „Dankeschön für alles, Dankeschön für das ganze Jahr“, sagt eine Frau zum Abschied.

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