Impfen in Siegen: Das müssen Sie über das Impfzentrum wissen
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Eiserfeld. Die Kliniken in Siegen-Wittgenstein haben mit der Impfung ihrer Mitarbeitenden begonnen. Alle wichtigen Informationen gibt es hier im Überblick.
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Das Impfzentrum für den Kreis Siegen-Wittgenstein ist in dem ehemaligen Sitz eines Baustoffhändlers in Siegen-Eiserfeld eingerichtet worden und einsatzbereit. Das müssen Sie jetzt zum Thema Impfen im Kreis Siegen-Wittgenstein wissen.
„Wir wären jetzt hier in der Lage am Tage bis zu 1500 Impfungen möglich zu machen“, sagte Landrat Andreas Müller im Wartebereich des Corona-Impfzentrums für den Kreis Siegen-Wittgenstein Mitte Dezember. Knapp zwei Wochen zuvor gab der Kreis bekannt, dass das Zentrum in dem ehemaligen Sitz eines Baustoffhändlers in Eiserfeld untergebracht werden soll, nun ist es schon fertig. Allein der Impfstoff fehlt noch.
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Impfzentrum Siegen - Wer übernimmt die Organisation?
„Wie wollen die das denn schaffen?“ – Diese Frage sei ihm seit der Bekanntgabe des Standorts und des Zeitplans für die Fertigstellung oft gestellt worden, erzählt Andreas Müller. Die Antwort: Mit einem gemeinsamen Kraftakt des Kreises, der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks, der Malteser, der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und verschiedener Baufirmen.
Von früh morgens bis in die säten Abendstunden wurde das Gebäude, das laut Müller in keinem guten Zustand war, in ein modernes Impfzentrum verwandelt, das die gestellten Anforderungen sogar noch übertrifft. „Wir wären in der Lage loszulegen“, sagt Andreas Müller, „jetzt muss eigentlich nur noch der Impfstoff kommen.“
Gute Gründe für den Standort in Eiserfeld
Die Gründe für die Auswahl des Standorts sind laut Andreas Müller die Größe, die Parkplätze und die Anbindung an den ÖPNV.
Außerdem hofft der Landrat, dass in der oft vorgeschlagenen Siegerlandhalle wieder Veranstaltungen stattfinden, während das Zentrum noch betrieben wird.
Die Haltestelle Siegboot erhält offiziell den Namenszusatz Impfzentrum Siegen-Wittgenstein.
Das Impfzentrum stehe auf zwei Beinen, erklärt Müller. Der Kreis ist für die gesamten nichtmedizinischen Belange zuständig, vor Ort übernimmt Christine Domnick die Leitung, die eigentlich im Kulturbüro des Kreises tätig ist. Sie ist unter anderem für die Organisation von „Kultur Pur“ verantwortlich und übernahm für den Kreis in der Coronakrise bereits die organisatorische Leitung des Ausweichkrankenhauses in Kredenbach. Für den medizinischen Bereich ist die KVWL zuständig, die Leitung übernehmen Dr. Thomas Gehrke und Dr. Michael Klock. „Wir werden als Team hier auftreten“, sagte Gehrke und lobte den Aufbau des Impfzentrums. Von Anfang an habe der Kreis das Fachwissen der Mediziner miteinbezogen.
Das Impfzentrum in Eiserfeld wird ab 8. Februar zunächst freitags bis mittwochs von 14 bis 20 Uhr für Impfungen der Seniorinnen und Senioren geöffnet sein. Dann sind täglich rund 170 Impfungen vorgesehen.
Wie läuft die Anmeldung? Wie bekomme ich einen Termin?
Das Impfzentrum kann nur mit Termin besucht werden. Diese werden zentral vergeben, der Kreis hat darauf keinen Einfluss. Auf dieser Basis wurden bis 4. April 8640 Impftermine über das Buchungssystem der KVWL vergeben – womit das Kontingent bis zu diesem Termin nach aktuellem Stand ausgeschöpft ist. Ab Montag, 25. Januar 2021, kann online auf www.116117.de und über die Telefonhotlines 116 117 sowie 0800/11611702 ein Termin vereinbart werden.
Wichtig: Es sind zunächst ausschließlich diejenigen Bürger berechtigt einen Termin zu vereinbaren, die das Informationsschreiben erhalten haben! Eine Terminvergabe vor dem 25. Januar findet nicht statt, es gibt auch keine Wartelisten! Die Termine werde nur über die oben aufgeführte Website oder Telefonnummer vergeben. Bereits zum Start am Montag, 25. Januar, waren Website und Hotline überlastet.
"Jeder, der möchte, wird geimpft – nur eben nicht alle auf einmal."
„Um es noch einmal klar und deutlich zu sagen: Wir können nur so viele Termine vergeben, wie Impfstoff da ist – und dieser ist im Moment begrenzt. Das sollte aber nicht zu Frust oder gar Verunsicherung unter den Bürgerinnen und Bürgern führen. Jeder, der möchte, wird geimpft – nur eben nicht alle auf einmal. Es ist wichtig, dass die Menschen bei allem Enthusiasmus, der durch die zugelassenen Impfstoffe in der Gesellschaft entstanden ist, realistisch bleiben“, erklärt der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), Dr. Dirk Spelmeyer, Dr. Volker Schrage und Thomas Müller.
Spelmeyer, Schrage und Müller appellieren zudem an die Bürger, umsichtig und geduldig zu bleiben. „Ärzte, medizinisches Fachpersonal, die Pflegeheime, die Verwaltungsmitarbeiter und alle weiteren Beteiligten: Wir alle tun unser Bestes, um einen reibungslosen und vor allem schnellen Ablauf der Impfungen zu ermöglichen. Wir alle müssen aber auch jeden Tag mit neuen Informationen und Entwicklungen umgehen, sie einsortieren und unser Handeln anpassen. Es stellen sich viele Fragen, aber nicht zu jeder Frage gibt es schon Antworten. Wann jemand einen Termin bekommt, wann die weiteren priorisierten Personengruppen dran sind, welcher Impfstoff verimpft wird – all diese Fragen hängen in erster Linie von einem Faktor ab: Der Impfstoffverfügbarkeit. Wir sind zuversichtlich, dass uns in den nächsten Wochen zunehmend mehr Impfdosen zur Verfügung stehen werden, sodass auch immer mehr Menschen geimpft werden können.
Die Impfungen selbst werden dann im Impfzentrum des Kreises in Eiserfeld stattfinden. „Auch für die Anreise werden viele ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger auf die Hilfe von Familienangehörigen angewiesen sein – wie beispielweise bei anderen Arztbesuchen auch. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir auch das gemeinsam hinbekommen werden“, so der Landrat.
Nachdem dann die Personen mit höchster Priorität geimpft worden sind, kann auch die Impfung in den Häusern der Eingliederungshilfe beginnen. Diese werden vom Kreis bereits jetzt Schritt für Schritt angesprochen, damit sie ausreichend Zeit haben, alle organisatorischen Maßnahmen zu ergreifen. „Die Impfung ist für uns die Trumpfkarte, um die Pandemie zu besiegen“, sagt Landrat Andreas Müller.
Die Corona-Impfungen in Siegen-Wittgenstein haben begonnen. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) wurden (Stand 14. Januar) bereits 29 Prozent der Menschen geimpft, die in einem Pflegeheim in Siegen-Wittgenstein leben, dort medizinisch arbeiten oder für die soziale Betreuung verantwortlich sind und im direkten Kontakt mit den Pflegebedürftigen stehen.
Am 14. Januar sind laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe 1332 Menschen in Pflegeeinrichtungen im Kreisgebiet Siegen-Wittgenstein erstgeimpft - 36 mehr als am Vortag. Davon sind 723 Bewohner und 609 Beschäftigte. Diese Gruppe umfasst insgesamt rund 4630 Personen, also haben knapp 29 Prozent aus der Kategorie eine Impfung erhalten.
Senioreneinrichtung: Impfbereitschaft über 90 Prozent
In 15 von 40 Senioreneinrichtungen in Siegen-Wittgenstein erfolgte die erste Impfung bereits. Die Impfbereitschaft der Bewohnerinnen und Bewohner liege in der Regel bei deutlich über 90 Prozent, heißt es.
Die Impfung in den Heimen wird direkt von der Kassenärztlichen Vereinigung organisiert. Die Heime müssen sich über eine Internetplattform anmelden und über diese dann auch einen Termin für die Impfung im jeweiligen Haus vereinbaren. „Manchen Heimen war das genaue Prozedere oder auch der Link zur Anmeldung nicht bekannt“, berichtet der Landrat. Der Kreis wolle nun Aufklärungsarbeit in den Heimen machen.
Wer geimpft werden möchte, muss impfberechtigt sein. In der ersten Phase sind dies Personen, die 80 Jahre oder älter sind.
Impfung an Kliniken in Siegen-Wittgenstein
Im Seniorenwohnpark Kreuztal-Krombach fand am Montag, 18. Januar, die erste Impfung statt. Zudem haben die Kliniken in Siegen-Wittgenstein mit der Impfung ihrer Mitarbeitenden begonnen Wegen Lieferproblemen in NRW mussten auch einige Kliniken im Kreis Siegen-Wittgenstein am Mittwoch, den 20. Januar, einen Impfstopp einlegen. Davon betroffen sind jedoch nur Erstimpfungen - für die zweite Impfung sei genug Impftstoff vorhanden.
Landrat Andreas Müller und die Bürgermeisterkonferenz Siegen-Wittgenstein unter dem Vorsitz des Kreuztaler Bürgermeisters Walter Kiß fordern vom Land NRW eine verlässliche Corona-Politik. „Dass wichtige Erlasse aus Düsseldorf immer erst am Freitagabend kommen und bis Montag umgesetzt werden sollen, ist inzwischen leider die Regel. Was aber am vergangenen Freitag passiert ist, ist an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten“, kritisiert der Landrat scharf.
Die Kommunen werden im Auftrag von Karl-Josef Laumann, NRW-Gesundheitsminister, in den nächsten Tagen ein Informationsschreiben an die mehr als 300.000 Impfberechtigten in Westfalen-Lippe verschicken.
Die „Impflinge“ bekommen dann einen Code, den sie bereits vor Betreten des Gebäudes dem Sicherheitspersonal zeigen müssen, das die Identität kontrolliert und die Temperatur misst. Im Impfzentrum melden sich die Impflinge an und bekommen umfassende Informationen über den Impfprozess. Dann heißt es warten, bis eine der zwölf Impfkabinen frei wird. Sechs sogenannte Impfstraßen mit jeweils zwei Kabinen hat der Kreis installiert – zwei mehr als gemessen an der Einwohnerzahl nötig wären. Ein Mediziner und ein medizinischer Fachangestellter betreuen jeweils eine Straße. Ob eine Kabine frei ist, zeigen Ampeln an.
In der Impfkabine findet zunächst ein Beratungsgespräch und dann die Impfung statt, in einem zweiten Wartebereich sollen geimpfte Personen dann 30 Minuten warten, ob Nebenwirkungen auftreten. Natürlich steht es jedem Patienten frei, früher zu gehen – auf eigene Gefahr. In jedem Fall müssen sich die Impflinge abmelden, denn dabei bekommen sie ihre Akte mit, in der unter anderem vermerkt ist, welcher Impfstoff verwendet wurde. Bei der zweiten Impfung, die drei Wochen nach der ersten erfolgen muss, muss derselbe Impfstoff verwendet werden.
Wie sind die Öffnungszeiten? Wie lange dauert ein Termin?
Auf etwa eine Stunde schätzt Dr. Gehrke die gesamte Aufenthaltsdauer im Impfzentrum – wenn alles glatt geht. Gerade in der Anfangszeit, wenn überwiegend ältere Menschen geimpft werden und sich alles noch einspielen muss, kann es auch länger dauern. Von 8 bis 20 Uhr soll das Impfzentrum geöffnet sein, in zwei Schichten sollen insgesamt ca. 100 Menschen täglich dort arbeiten. Über 100 Freiwillige haben sich bereits gemeldet, weitere werden allerdings noch gesucht. Wer Interesse an der Mitarbeit hat, soll sich bei der KV in Dortmund melden.
Der Impfstoff - die wichtigsten Infos
Der Impfstoff wird bei Minus 70 Grad Celsius an zentraler Stelle in NRW gelagert. Wenn er aufgetaut wird, ist er danach nur noch fünf bis sechs Tage haltbar, außerdem ist er hoch sensibel und muss „wie ein rohes Ei transportiert werden“, erklärt Junker. Die Verteilung wird aus Düsseldorf geregelt, „wir wissen absolut nicht, wie viel hier ankommt.“
Beim Transport und der Lagerung in Siegen muss der Impfstoff immer noch bei Kühlschranktemperaturen aufbewahrt werden. Erst kurz vor der Verwendung wird er von pharmazeutischem Personal vereinzelt – vorher bilden jeweils fünf Infektionen eine Portion. Jede Dosis, die dann nicht verabreicht wird, muss entsorgt werden.
Erst sieben bis zehn Tage nach der zweiten Dosis bietet der Impfstoff einen wirksamen Schutz gegen Corona. „Insofern ist dieser Impfstoff schon anders, als alles, was wir sonst kennen“, sagt Junker.
Im Gegensatz zu anderen Impfungen gibt es keinen Trägerstoff, erklärt Dr. Michael Klock. Deshalb gäbe es auch weniger Reaktionen des Körpers. Nebenwirkungen gäbe es nach jetzigem Stand der Dinge kaum und auch lokale Reaktionen gäbe es weniger als bei anderen Impfungen. Leichte Beschwerden wie Fieber oder Gliederschmerzen könnten dennoch auftreten. Die Ärzte im Impfzentrum seien nur für die Versorgung während des Aufenthalts verantwortlich, sollten im Nachhinein Beschwerden auftreten, ist der Hausarzt zu kontaktieren.
Impfen Siegen-Wittgenstein: Wer übernimmt die Kosten?
Bei der Impfung handelt es sich um keine kassenärztliche Leistung. Im Rahmen des Infektionsschutzes „verschenkt“ das Ministerium die Impfung an die Bevölkerung, erklärt Landrat Andreas Müller. Da der Kreis Siegen-Wittgenstein das Impfzentrum auf Weisung des Landes errichtet hat, hat er zunächst die Kosten übernommen. Müller geht davon aus, dass das Land sämtliche Kosten bis auf das Personal übernimmt – „hoffentlich“.
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