Siegerland. Die Eltern reagieren mit Verständnis, die Träger sind verärgert. So starten die Kita in Siegen und Umgebung in die Lockdown-Woche.

Die meisten Kitas im Siegerland waren am Montag, 14. Dezember, nur halb voll: Die Eltern kämen dem Appell der Landesregierung, ihre Kinder nur zur Not in die Einrichtungen zu bringen, überwiegend nach, berichten die Kita-Träger auf Anfrage dieser Zeitung.

Die Situation

Angesichts des aktuellen Infektionsgeschehens und dem harten Lockdown ab Mittwoch, 16. Dezember, hat das Land Eltern dringend dazu aufzurufen, ihre Kinder nur dann in die Kita zu bringen, wenn es keine andere Betreuungsmöglichkeit gebe. Durchaus schwierig am Jahresende – „viele Erziehungsberechtigte mussten in diesem Jahr schon viel Urlaub nehmen, um ihre Kinder zu Hause zu betreuen“, sagt die für die Kreuztaler Kitas zuständige Dezernentin Edelgard Blümel. Auch, dass die meisten Großeltern als Corona-Risikogruppe eingestuft werden und entsprechend in Sachen Kinderbetreuung ausfallen, dürfte vielen Eltern die Situation nicht gerade leichter machen – dennoch sind sie nicht nur in Kreuztal in dieser Frage überaus diszipliniert, lobt die Stadträtin.

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Wenig hilfreich indes sei – mal wieder – der Zeitpunkt gewesen, an dem Familienminister Joachim Stamp (FDP) Kitas und auch die Schulen informiert hatte. Freitags nachmittags sei kaum noch jemand in den Kitas. „Etwas unglücklich“ sei das. Unglücklich findet Michael Groß, Geschäftsführer des Vereins für Soziale Arbeit und Kultur (VAKS) als Träger dreier Kinderbetreuungseinrichtungen im Siegerland, die Regelung an sich: Er hoffe darauf, dass von offizieller Seite eine Notbetreuung wie im ersten Lockdown angeordnet werde. Der gegenwärtige freiwillige Nicht-Besuch der Kitas sei so wenig hilfreich, dauerhaft zum Infektionsschutz beizutragen, „wir brauchen in solch einer Krise klare Leitplanken.“ Eine solche Regelung sei aber nur dann sinnvoll, wenn ein Großteil der Kinder tatsächlich nicht kommt. Das scheint ja auch gerade der Fall. Natürlich sollen Kinder von Eltern in Not betreut werden, aber den Eltern die Verantwortung für diese Entscheidung aufzubürden, sei seiner Ansicht nach der falsche Weg. „Wir werden versuchen, die Regel so umzusetzen, dass es den gewünschten Effekt hat“, sagt Groß – ohne dabei eine eigene VAKS-Regel aufzustellen. Man könne und wolle sich nicht außerhalb der Anordnungen stellen.

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Die Träger

Stadt Kreuztal: Viele Eltern hätten ihre Kinder für die voraussichtliche Lockdown-Zeit, also seit Montag, 14. Dezember, bis 10. Januar 2021, bereits aus den Einrichtungen abgemeldet, berichtet Stadträtin Edelgard Blümel. Die Gruppen blieben in ihrer Zusammensetzung in der Regel weiter bestehen, die meisten hätten nun weniger als zehn Kinder. „Vielleicht noch weniger.“ Man habe den Appell der Landesregierung per Brief an alle Erziehungsberechtigten erneuert – aber auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine Zuhause-Betreuung nicht überall umsetzbar sei, betont die Stadträtin. Wer keine andere Möglichkeit zur Kinderbetreuung habe, dürfe und solle selbstverständlich von der Kita Gebrauch machen. Auch zwischen den Feiertagen seien die städtischen Kitas in Kreuztal geöffnet, auch mit Blick auf die zusammengeschmolzenen Urlaubsreserven vieler Eltern am Jahresende. Edelgard Blümel: „Wir möchten es den Eltern leichter machen. Wenn Hilfe nötig ist: Wir sind da, sie können sich an uns wenden.“ Der Vorstoß der Landesregierung, Eltern für die Kinderbetreuung unbezahlten Urlaub anzubieten, könne vermutlich auch nur von jemanden kommen, der ein gutes Polster habe, sagt Stadträtin Edelgard Blümel – sie habe zumindest schmunzeln müssen, als sie davon hörte. „Die Eltern arbeiten für den Lebensunterhalt ihrer Familie.“

AWO Siegen-Wittgenstein: „Die Eltern haben sehr verständnisvoll reagiert“, berichtet Gilda Hey von der Pressestelle der Arbeiterwohlfahrt. Nur die Hälfte der Kinder sei am Montag in die 70 AWO-Kitas im Kreisgebiet gebracht worden.

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DRK Siegen-Wittgenstein: „Die Tendenz: Mindestens die Hälfte der Kinder ist nicht da“, sagt Marcus Sting, Pressesprecher des DRK-Kreisverbands. In Niederdresselndorf seien sogar nur 3 von 43 angemeldeten Kindern in der Einrichtung gewesen, aber auch in der Kita am Höhwäldchen in Wilnsdorf waren nur 12 von 51 da. Auch wenn es sich nur um eine Momentaufnahme handle: Es scheine sich abzuzeichnen, dass sich dieser Trend in den kommenden Tagen durchsetzt und die Eltern ihre Kinder zuhause betreuen, so Sting nach Rückmeldungen aus den Einrichtungen. Auch wenn die Kitas nach wie vor grundsätzlich offen seien und man niemanden abweise – „wir haben an das Verantwortungsbewusstsein appelliert“, so Sting, „das scheint gut zu klappen.“

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