Distanz? Präsenz? Hier bleiben fast alle zu Hause, dort höchstens die Hälfte. So starten Schulen in Siegen und Umgebung in die Lockdown-Woche.

Seit Montag, dem 14. Dezember, dürfen Eltern von Schülern der 5. bis 7. Klasse entscheiden ob ihre Kinder noch in den Präsenzunterricht gehen oder von zu Hause den Distanzunterricht in Anspruch nehmen. Ab der 8. Klasse findet nur noch Distanzunterricht über Online-Plattformen statt.

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Siegen

Am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium sind in den Klassen 5 bis 7 am Montag um die 50 Plätze leer geblieben. „Wir hatten mit mehr gerechnet“, sagt Schulleiter Rüdiger Käuser, „der Unterricht findet ganz regulär statt.“ Mit der Konsequenz, dass das Distanzlernen für diese Jahrgänge auf den Nachmittag verschoben wird. Nicht nur, weil die Lehrerinnen und Lehrer erst dann Zeit für den anderen Teil ihrer Klassen haben: „Mehr als drei Team-Sitzungen mit Klassenzuschaltung bekommen wir mit unserem Netz nicht hin“, sagt Rüdiger Käuser. Da kommt es dann halt auf die Breitband-Anbindung der Home-Offices an.

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Generell habe die Schule seit dem ersten Lockdown ihr Konzept für den Distanzunterricht weiterentwickeln können. Dennoch treffe das Angebot auf „ganz unterschiedliche Lernvoraussetzungen“ bei den Schülern, auch die bestellten digitalen Endgeräte seien noch nicht geliefert. Versäumnisse bei der Digitalisierung, so Rüdiger Käuser, der auch Sprecher der westfälisch-lippischen Direktorenvereinigung ist, „schlagen uns jetzt um die Ohren“. Die Schule versuche, zu allen Schülern engen Kontakt zu halten. „Ich kann nicht garantieren, ob uns das in allen Fällen gelungen ist.“ Rüdiger Käuser weiß auch am Montag nicht, ob die Schule für die Fünft- bis Siebtklässler tatsächlich – wie vom Land gefordert – Präsenzunterricht oder doch nur – so die Vorgabe des Bundes – „Betreuung“ anbieten soll: „Wir sind gespannt.“

Bertha-von-Suttner Gesamtschule Siegen: Von 450 Schülern der Klassen 5 bis 7 waren am Montag noch 150 Kinder in der Gesamtschule. „Ich glaube das wird sich ab morgen aber ändern“, sagt Schulleiter Dr. Mario Vallana. Die Information, dass Eltern ihre Kinder auch zu Hause lassen dürfen, kam sehr kurzfristig und nicht alle Eltern hätten die Informationen auf der Homepage der Schule gesehen.

Der Distanzunterricht findet an der „Bertha“ über eine eigene Schulcloud statt, die schon im Frühjahr in Betrieb genommen wurde. Darüber erfolgt ein Austausch von Lernmaterialien, die technische Ausstattung der Schule reicht aber nicht für das Angebot von Videokonferenzen. „Unser Schul-WLAN reicht dafür nicht aus, das Netz bricht dann zusammen“, sagt der Schulleiter. Für die Zeit bis zu den Weihnachtsferien macht er sich aber keine Sorgen, dass das Cloudsystem nicht funktioniert. Die Stadt Siegen arbeite intensiv an besseren IT-Voraussetzungen für die Gesamtschule.

„Unsere Lehrkräfte werden in der nächsten Zeit teilweise von zu Hause, aber auch teilweise hier in der Schule arbeiten“, sagt Mario Vallana. Die Lehrkräfte stellen den Schülern der 5. bis 7. Klasse das gleiche Lehrmaterial zur Verfügung, die sie mit den Kindern auch im Präsenzunterricht durchgegangen wären, „das soll ungefähr genau der gleiche Unterricht sein“. Die Klausuren der Stufen 12 und 13 werden in der kommenden Woche noch stattfinden, mit 1,5 Meter Abstand und doppelt so viel Aufsicht..

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Gymnasium am Löhrtor Siegen: „Von 270 Schülern der Stufen 5 bis 7 sind 50 Prozent heute zu Hause geblieben“, sagt der stellvertretende Schulleiter Dr. Holger Zeigan. Auch hier wird eine Schulcloud zur Informationsvermittlung genutzt. „Im Sommer hatten wir für die Nutzung der Cloud für Schüler und Lehrer Informationstage“, sagt er. Seine „Traumvorstellung“ wäre es auch, Online-Meetings mit den Schülern anzubieten, aber dafür ist auch hier das Schul-WLAN nicht ausgelegt. Die Schule wartet derzeit noch auf digitale Endgeräte für das Lehrpersonal, zurzeit wird mit privaten Geräten gearbeitet. Klassenarbeiten der Sekundarstufe I können von den Lehrkräften durchgeführt, verschoben oder abgesagt werden. „Die Klausuren der Q2 müssen wir vor Weihnachten noch schreiben lassen“, sagt Dr. Holger Zeigan.

Kreuztal

An der Clara-Schumann-Gesamtschule in Kreuztal sind in keiner Klasse mehr als zwölf Schüler gewesen, manche Klassen sind sogar komplett leer geblieben. Am Dienstag will Schulleiter Christian Scheerer die Klassen mit den verbliebenen Kindern zusammenlegen. Ihr Unterricht orientiert sich dann an dem, was ihre Mitschüler zu Hause lernen. „Damit die Schüler auf einem Stand bleiben.“ Für durchgehenden Videounterricht kommt auch hier der Lockdown zu früh: „Wir haben nicht in allen Klassenräumen WLAN.“ Die Schule nutze jede Präsenzstunde, sagt Christian Scheerer, der Wegfall der Klassenfahrten habe da sogar noch für einen Ausgleich gesorgt. Ob die Jugendlichen so viel lernen wie vor Corona? „Es wird gelernt“, betont der Schulleiter, „ich sehe da nicht so schwarz – wenn es denn nach den Ferien weitergeht.“ Aber das weiß natürlich auch Christian Scheerer nicht: „Ich lebe in erster Linie in Ungewissheit.“

Hilchenbach

Am Gymnasium Stift Keppel in Hilchenbach ist in den Stufen 5 bis 7 fast jeder zweite Platz in den Klasenzimmern leer geblieben. Die, die zu Hause bleiben, lernen mit: meist mit schriftlichen Aufgaben, online und live für „kurze Instruktionen“, wie es Schulleiter Dr. Jochen Dietrich beschreibt. Für mehr reicht die Netzkapazität nicht. „Wir sind viel zu viele. Wir hatten schon heute morgen Schwierigkeiten, uns aufzuschalten.“

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Das Ideal, Unterricht nach Stundenplan zu erteilen, sozusagen unabhängig vom Lernort, prallt auf die Wirklichkeit: Oberstufenschüler, die für eine Klausur in die Schule „einbestellt“ sind, sind halt in der darauffolgenden Doppelstunde nicht fürs nächste Fach verfügbar – sie sitzen erst mal wieder im Zug, zurück ins Homeoffice. Die Klassenarbeiten in der Mittelstufe sind in Keppel abgeblasen. Allerdings, so Schulleiter Dr. Jochen Dietrich, werden auch hier „alternative Formen der Notenfindung“ ausprobiert. Per Teams, mit kurzer Bearbeitungszeit. Das funktioniert, „wenn die Aufgabe vernünftig gestellt ist“, hofft der Pädagoge, der sich aber wohl auch keine Illusionen über jugendlichen Erfindungsreichtum macht: „Da ist ein Restrisiko.“

Netphen

An der Sekundarschule Netphen waren am Montag nur noch 50 der 152 Kinder aus den drei unteren Jahrgänge anwesend. Klassenarbeiten wurden weitgehend verschoben, ausprobiert werden sollen aber auch digitale Formen der Leistungsüberprüfung: „Wir wagen uns da vor“, sagt Schulleiterin Andrea Benito, ohne ins Detail zu gehen: Auf die Idee des digitalen Schummelns sollen die Schüler gar nicht erst kommen

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Das Gymnasium Netphen hat sich bereits am Freitag für die komplette Umstellung auf den Distanzunterricht entschieden – die Schule blieb am Montag fast völlig ohne Schüler. „Unser Stundenplan vor Ort wird 1:1 als Distanzunterricht über MS Teams (Video, Schreibkonferenz) erteilt“, heißt es auf der Homepage der Schule. Das gilt dann auch für die Jahrgänge 5 bis 7, die sonst noch Präsenzunterricht haben könnten – die Eltern haben zugestimmt. Klausuren werden nur noch in der Oberstufe geschrieben; dazu müssen die Schüler allerdings in die Schule kommen.

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Wilnsdorf

Realschule Wilnsdorf: „Bei uns haben sich 50 Prozent der Eltern der 5. bis 7. Klasse gemeldet, dass sie ihre Kinder zu Hause lassen und den Distanzunterricht in Anspruch nehmen möchten“, sagt Schulleiter Uwe Rinsdorf. Der Distanzunterricht findet wie auch schon im Frühjahr über die Lernplattform „Edupage“ statt, dort werden Lernmaterialien und Arbeitsaufträge an die Schüler vermittelt. „Über den Sommer haben wir an unseren digitalem Konzept gearbeitet und noch die Meetingplattform ‘Microsoft Teams’ hinzugefügt“, sagt der Schulleiter.

Die Plattform ermöglicht den Lehrern über eine Videokonferenzen Kontakt zu den Schülern zu halten. Durch den Digitalpakt hat die Realschule vor ein paar Tagen digitale Endgeräte für alle Lehrkräfte erhalten: „Das ging wirklich jetzt alles sehr schnell. Dafür will ich mich beim Schulträger bedanken.“ Mit den Endgeräten können die Lehrkräfte jetzt auch von zu Hause aus arbeiten. Ein Problem ist jedoch die IT-Versorgung in der Schule, neue und schnellere Internetzugänge seien aber in Arbeit. Die Klausuren vor den Weihnachtsferien wurden jetzt erstmal auf den Januar verschoben. Ob und wie dann die Klausuren nachgeholt unter coronakonformen Bedingungen nachgeholt werden können, ist noch unklar.

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Gymnasium Wilnsdorf: „Ein Drittel der 320 Kinder der Klassen 5 bis 7 sind heute zu Hause geblieben“, sagt Schulleiter Sören Leopold. Er vermutet, dass die Anzahl der Schüler, die zu Hause bleiben, aber noch weiter ansteigen wird. Die Schule arbeitet mit der Plattform „Microsoft Teams“. Diese bietet auch die Möglichkeit für Videokonferenzen an. „Das funktioniert aber nur mit viel Glück und ist abhängig davon, wie viele gerade im WLAN sind“, sagt er. Auch am Wilnsdorfer Gymnasium können die Lehrkräfte selbst entscheiden, ob die Klassenarbeiten der Sekundarstufe ein noch geschrieben werden müssen, oder nicht.

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