Siegen/Burbach. Holz oder Metall? Im Prozess in Siegen um Misshandlungen in der Burbacher Flüchtlings-Aufnahmeeinrichtung geht es ums Detail.

„Ist richtig spannend, was hier passiert“, frotzeln die Angeklagten vor dem Ein- und Ausgang zum Hüttensaal der Siegerlandhalle. Zweimal noch soll vor Weihnachten verhandelt werden in Sachen „Burbach“, der drittletzte Verhandlungstag des Jahres 2020 ist nach einer Zeugenvernehmung zügig abgeschlossen worden.

Es geht wieder einmal um den 4. März 2014, als einige Bewohner der Einrichtung in einem Aufenthaltsraum beim Rauchen erwischt und dann „in ein Zimmer gebracht“ wurden. So hat es der Zeuge M. formuliert. Der 28-jährige Klimatechniker aus Dinklage, der polizeilich vorgeführt wurde, bestätigt auf Nachfrage des Gerichts, dass es sich um das „Problemzimmer“ handelte. Zwei Betten seien darin gewesen, die Tür war aus Metall und verschlossen, das Fenster vergittert.

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„Wie ein Gefängnis“, betont der Mann. „Vier oder fünf“ Security-Mitarbeiter hätten ihn und die anderen begleitet. Davor spricht er von bis zu sechs, was Verteidiger Tim Timmer zu Fragen verleitet. Zuvor vernommene Zeugen hätten von maximal drei Sicherheitsleuten gesprochen und davon, dass die Zimmertür nicht auf herkömmliche Weise verschlossen gewesen, vielmehr die Klinke abmontiert gewesen sei. Er selbst wisse nach einem Besuch vor Ort, dass die Tür aus Holz und nicht aus Metall bestanden habe.

Freiwillig ging niemand mit

Der Zeuge wehrt ab. Nach sechs Jahren seien seine Erinnerungen nicht mehr gut. „Ich möchte nur wissen, ob Sie sich überhaupt noch erinnern“, setzt Timmer nach. M. bleibt fest. Er kann sich nicht daran erinnern, dass ein Stuhl durch eine glühende Kohle beschädigt wurde und von den Bewohnern bezahlt werden sollte. Geschlagen worden sei niemand, „aber wenn fünf Sicherheitsleute vor Ihnen stehen, dann gehen Sie mit“. Freiwillig sei niemand in jenes Zimmer gegangen an jenem Tag.

Kammervorsitzende Elfriede Dreisbach bittet die Angeklagten darum, „sich bis zum nächsten Mal Gedanken zu machen, ob Sie sich zur Person einlassen wollen“. Ein entscheidendes Zeichen dafür, dass die Beweisaufnahme langsam dem Ende zugeht. Das „nächste Mal“ ist am Mittwoch, 16. Dezember.

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