Freudenberg. „Von uns ist alles weg“, sagt Christian Kalmbach, Schlagzeuger von „For Heads Down“. Sieben Bands haben beim Großbrand ihre Ausrüstung verloren.

Christian Kalmbach erfuhr per WhatsApp, dass ihr Proberaum brennt. In der Band-Gruppe wurde ein Foto gepostet, Rauchschwaden quollen aus der Tür. „Der Proberaum brennt“ stand da. Kalmbach hielt das für einen Scherz. War aber keiner. Das Feuer in der alten Musikfabrik an der Asdorfer Straße in Freudenberg (wir berichteten) hat den kompletten Proberaum seiner Band „For Heads Down“ vernichtet, genauso das Equipment von sechs weiteren Bands.

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Die alte Musikfabrik ist eine umgebaute alte Lagerhalle. Der frühere Pächter hatte hier ein Geschäft für Schlagzeuge und eine Musikschule für Drummer betrieben und die Räume entsprechend umgebaut. „Seitdem ist da immer Musik drin gewesen“, sagt Christian Kalmbach, der Schlagzeuger von „For Heads Down“ . Die Band probt seit mehr als 20 Jahren in der alten Musikfabrik , gute Proberäume sind rar. Sieben Bands waren es zuletzt, außerdem ein kleines Tonstudio für Musikaufnahmen. Im Keller, erreichbar von der Rückseite, hatten zahlreiche Schrauber ihre Werkstätten in den Garagen mit Hebebühnen oder Gruben. Außerdem bearbeitete hier eine kleine Firma Metall.

Das Feuer fraß sich rasend schnell durch die alte Musikfabrik

Die Bauweise der Halle wurde ihr zum Verhängnis. Wie das Feuer ausgebrochen ist, untersuchen die Brandspezialisten der Siegener Kripo noch. Die Halle ist ein Anbau des Geschäftshauses mit dem Getränkehandel – das hat das Feuer zumindest äußerlich einigermaßen überstanden. Aber alle Räume sind miteinander verbunden. Alle Decken waren aus Holz, die Proberäume durch Leichtbauwände abgetrennt. Ein gefundenes Fressen für die Flammen. Was das Feuer nicht zerstört hat, ist von einem Löschschaumteppich bedeckt.

Christian Kalmbach (Zweiter von rechts) und seine Bandkollegen: Zur Zeit ist die Stimmung bei „For Heads Down“ eher gedrückt.
Christian Kalmbach (Zweiter von rechts) und seine Bandkollegen: Zur Zeit ist die Stimmung bei „For Heads Down“ eher gedrückt. © Band

„Bei uns ist alles weg“, sagt Christian Kalmbach. Instrumente, Verstärker, Soundanlage, Mikrofone. Das Feuer brach wohl im Nachbar-Proberaum aus und fraß sich in hohem Tempo durchs Haus. Sie haben mit einem der Feuerwehrleute gesprochen: Er sei 15 Minuten nach der Alarmierung unter Atemschutz reingegangen, habe der Mann erzählt. Er sei drinnen keine drei Meter weit gekommen. Stundenlang war die Feuerwehr am Dienstag, 1. Dezember, mit den Löscharbeiten beschäftigt .

Instrumente und Equipment mit hohem emotionalen Wert für die Bands

Ein anderes Band-Abteil, fast schon im Getränkehandel, sieht optisch noch einigermaßen aus. Ein Musiker war mit einer Drohne reingeflogen, weil nach wie vor Einsturzgefahr besteht. Aber auch hier: Alles geflutet, Schaum überall.

Alle Mieter haben fast ihre gesamte Ausrüstung verloren. Musiker, Schrauber, Tontechniker, Metallbauer. Christian Kalmbach hat kein Schlagzeug mehr. Die Gitarristen packen nach der Probe die Klampfe ein und nehmen sie mit nach Hause – der Drummer tut das nicht. Ein Gitarrist von „For Heads Down“ sammelte alte Verstärker, sogenannte Vintage-Amps. Die haben oft einen beträchtlichen finanziellen Wert und immer einen emotionalen. So wie alles andere im Proberaum auch. Tourplakate, Poster mit Unterschriften, „gut 20 Jahre gemeinsam Musik machen – das bringt kein Geld der Welt zurück“, sagt Christian Kalmbach.

Mehr als nur ein Raum zum Proben in der alten Musikfabrik

Er sei eigentlich kein emotionaler Mensch, sagt der Schlagzeuger, aber als er am Abend die kurze Strecke zum noch qualmenden Proberaum gefahren sei, da hätten ihm die Tränen in den Augen gestanden. Die Musik, die Band, der Proberaum, das war für alle nicht nur ein Hobby. „Wir haben uns auch einfach so da getroffen, um eine gute Zeit zu haben“, sagt Kalmbach. „Es ging nicht nur um Musik, wir haben da Geburtstage gefeiert. Es war immer Leben in der Bude, man traf immer einen von den anderen Bands zum quatschen.“

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Auch das werde fehlen. Irgendwann wird es einen neuen Proberaum geben, hoffentlich. Denn mit der alten Musikfabrik brannten etwa 30 bis 40 Prozent der Bandräume in Freudenberg nieder. „Es wird schwierig, etwas neues zu finden“, meint Christian Kalmbach. „Aber wir sind auch froh, dass wir so viele Jahre da proben konnten.“

Spendenkampagne für die Musiker der alten Musikfabrik Freudenberg

Alle Bands, die Proberäume in der alten Musikfabrik hatten, machen nicht gewerblich Musik. Eine Instrumentenversicherung konnten sie sich nicht leisten, die Anforderungen waren zu hoch, „das war für uns nicht bezahlbar“, erinnert sich Christian Kalmbach.

Sie haben eine Spendenkampagne ins Leben gerufen in der Hoffnung, vielleicht einen Teil des Verlusts kompensieren zu können - auch und gerade der Tonstudio-Betreiber. 50.000 Euro ist dort als Spendenziel angegeben, „es musste irgendeine Summe angegeben werden“, stellt Kalmbach klar. Es sei leider schon zu negativen Reaktionen gekommen – man wolle niemandem etwas wegnehmen, natürlich sei die Musik „nur“ ein Hobby. „Aber die materiellen und emotionalen Schäden sind enorm“, schreiben die Bands. Das gesammelte Geld soll zu gleichen Teilen aufgeteilt werden, um die Bands etwas zu unterstützen.

Die Spendenkampagne im Netz: www.gofundme.com/f/musikfabrik-freudenberg , auch via Paypal ist das Spenden möglich.

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