Wenn Menschen den Tod vor Augen haben, muss die Gesellschaft ihnen angemessen begegnen. Ein Kommentar von Florian Adam.

Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, dass es diese Fälle früher gab: Dass Menschen in Krankenhäusern zum Sterben in Neben- oder Badezimmer geschoben wurden; dass das Sterben mitunter auf das Unwürdigste abgehandelt wurde. Was mag in jemandem vorgehen, der weiß, dass er seine letzten Momente erlebt; der weiß, dass der größte denkbare Einschnitt bevorsteht; der vielleicht Angst hat, weil er nicht weiß, was kommt; und der in diesem Moment abgeschoben und allein ist? Ich mag es mir nicht vorstellen.

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In der Diskussion um Corona und Risikogruppen kamen anfangs manchmal diese Argumente: Wieso soll die Gesellschaft einen Lockdown und Einschränkungen hinnehmen, um alte und kranke Menschen zu schützen, die ohnehin nicht mehr allzu lange zu leben haben – da käme es doch eh nicht mehr drauf an. Doch: Genau darauf kommt es an!

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Eine Gesellschaft muss sich unter anderem daran messen lassen, welchen Wert sie Leben beimisst, und zwar unabhängig davon, ob dieses Leben voraussichtlich noch zwei Tage, zwei Monate oder mehrere Jahrzehnte dauern wird. Sofern der Betroffene noch an seinem Leben hängt, ist jeder Moment, den er länger hat, wertvoll. Nur eine Gesellschaft, die diesen Wert anerkennt, kann als so genannte zivilisierte Gesellschaft gelten. Wer Leben gering schätzt, weil dessen Ende in Sicht ist, schätzt Menschen gering.

Darum ist es auch so wichtig, dass es Hospize gibt: Damit das Sterben in Würde geschehen kann. Als unausweichlicher Teil des Lebens.

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