Netphen. Sie will Netphener Eltern von der kleinen Gesamtschule in der eigenen Stadt überzeugen.

Auf sie haben sie lange gewartet. Mehr als ein Schuljahr hat das Leitungsteam überbrücken müssen, bevor sie die neue Direktorin in Empfang nehmen konnten: Am 9. November endlich ist Andrea Benito in der Sekundarschule auf dem Netphener Kreuzberg angekommen, eine ganze Weile nach Schuljahresbeginn – auch da hat Corona eben die Abläufe verzögert. Was zur Folge hat, dass sie bis zum neuen Stundenplan im nächsten Schulhalbjahr weder Mathe noch Kunst unterrichtet: „Ich kann mich in Ruhe einarbeiten.“

Was bisher war

Andrea Benito ist in Kredenbach groß geworden, hat in Stift Keppel Abitur gemacht, in Siegen studiert, Ihre Berufslaufbahn hat sie als Grundschullehrerin begonnen, wechselte zur Hauptschule. Erst in Bad Berleburg , dann auf dem Haardter Berg, wo sie als letzte und kommissarische Leiterin am Schluss den Schlüssel umdrehen musste. Als Abteilungsleiterin der Stufen 8 bis 10 ging sie 2015 zur Bertha-von-Suttner-Gesamtschule auf den Siegener Giersberg. „Ich werde bestimmt jetzt von allen Seiten beäugt“, ahnt sie. Bestimmt: Denn zum Verdruss der Stadt Netphen melden Eltern Jahr für Jahr Viertklässler in der Nachbarstadt an – übrigens auch nicht gerade zur Freude der Stadt Siegen, die auch in drei Gesamtschulen noch nicht genug Platz für die eigenen Kinder hat.

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Warum Netphen lockt

Mit um die 400 Schülern ist die Sekundarschule weniger als halb so groß wie die Bertha. Andrea Benito schätzt die kleineren Systeme, wo jeder jeden kennt. „Und ich wollte wieder in die Schulleitung.“ Die Gelegenheit zum Wechsel bot sich, als Julia Cruz Fernandez , Gründungsdirektorin der 2012 eröffneten Schule, 2019 nach Wenden ging.

Was die Sekundarschule bietet

Die Umstellung hält sich für die neue Schulleiterin in Grenzen: Die Sekundarschule ist eine Gesamtschule, betont sie, mit dem Unterschied, dass die zugehörige gymnasiale Oberstufe nicht im Haus, sondern beim Gymnasium auf dem Nachbarhügel ist: „Wir haben sogar gemeinsame Stunden.“ Die Zehntklässler vom Kreuzberg schnuppern schon einmal auf der Haardt, wenn sie Mathe, Englisch und Deutsch gemeinsam mit der 9 des Gymnasiums haben.

Es gibt den gesamtschultypischen Ganztag, ab Klasse 7 in vier Fächern differenziert in Grund- und Erweiterungskursen, bis in die Klasse 9 die Möglichkeit zu entscheiden, welcher Abschluss angestrebt wird. Andrea Benito hat auf den Abschluss des letzten Schuljahrs geschaut: Etwa die Hälfte des Jahrgangs hat den Qualifikationsvermerk für die Oberstufe geschafft, darunter auch viele, denen von ihren Grundschulen eine Hauptschul-Laufbahn empfohlen wurde. „Das ist das Tolle, dass die Kinder das hier schaffen können.“

Was auch noch wichtig ist

Auf dem Haardter Berg war Andrea Benito Inklusionsbeauftragte – dass Kinder mit und ohne Förderbedarf gemeinsam lernen, ist für sie fast schon keine Erwähnung mehr wert. „Das ist einfach normal geworden.“ Für die Netphener Sekundarschule von Anfang an: Drei Sonderpädagogen gehören zum Team, und manchmal sind in den durchweg kleinen Klassen auch Integrationshelfer dabei. „Für die anderen sind das einfach mehr Erwachsene, die man mal was fragen kann.“

Gewöhnen werden sich die Kinder und vielleicht auch das Lehrerkollegium an Yoga. Denn Yoga hat Andrea Benito, die das auch im TV Dreis-Tiefenbach, bei der VHS und im Kreuztaler Tanzclub Casino anleitet, bisher noch an jeder ihrer Wirkungsstätten eingeführt. In Netphen eignen sich dafür die Move-Stunden, 30 Minuten Bewegung am Mittag. „Nicht einfach auf der Matte chillen.“ Sondern zur Ruhe kommen, den Geist in den Körper holen, zu sich selbst kommen. „Das kann durchaus anstrengend sein.“

Zur Person

Andrea Benito (50) stammt aus Kredenbach, hat in Stift Keppel Abitur gemacht und in Siegen studiert.

Ihr Referendariat absolvierte sie von 1997 bis 1999 an der Grundschule Allenbach. Eine weitere Station war in Kreuztal die heutige Grundschule an Dreslers Park.

2001 wechselte Andrea Benito die Schulforum und ging zur Hauptschule nach Bad Berleburg. Von 2007 bis 2015 war sie, zuletzt als Leiterin, an der Hauptschule auf dem Haardter Berg, danach an der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule.

Was jetzt anliegt

Andrea Benito spricht nicht über neue Projekte, Veränderungen, Wünsche. „Die Schule ist gut aufgestellt“, sagt die neue Schulleiterin. „Werbung machen, das ist das oberste Ziel.“ Ihr „Zug durch die Gemeinde“, den sie ankündigt, ist nicht das, was man sich gemeinhin unter dieser Formulierung vorstellt – sie will sich in den Kollegien der Netphener Grundschulen bekannt machen. Und, wie auch immer das gerade möglich ist, bei den Eltern, über die neue Schulbroschüre und über Videos.

Die Netphener Gesamtschule, auch wenn sie nicht so heißt, ist nicht eine Bus-Fahrstunde weg, sondern in Netphen für viele sogar zu Fuß erreichbar. „Vielen ist das noch nicht klar.“ Den jährlichen Exodus in der Größenordnung von zwei Netphener Grundschulklassen in Richtung Siegener Giersberg möchte Andrea Benito stoppen. Und sie weiß, dass das geht: Immerhin sei die Schule ja auch vor ein paar Jahren erst „richtig gut gestartet“. Mit vier Parallelklassen.

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