Netphen. Der Netphener Rat nimmt seine Arbeit auf, etwas holprig, mit einer Mischung aus guten Vorsätzen und Misstönen.
Auch der Netphener Rat hat seine Arbeit unter Corona-Bedingungen aufgenommen – mit noch ein bisschen strengeren Schutzbestimmungen, als dies bei den Vertretungen in anderen Städten der Fall ist: Ratsmitglieder und Gäste wurden mit FFP-2-Masken ausgestattet, die Ratsmitglieder zusätzlich mit Handschuhen, um die Stimmzettel für die geheimen Abstimmungen anzufassen.
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Der Bürgermeister: „Spannende Zusammenarbeit“
Der Dreis-Tiefenbacher UWG-Stadtverordnete
Erhard Braas
ist mittlerweile 79 Jahre alt. Und weil er damit der Senior im neuen Rat ist, war es seine Aufgabe, Bürgermeister
Paul Wagener
in seine dritte Amtszeit einzuführen. Ihm wünschte Braas eine „allzeit glückliche Hand bei der Gestaltung der Zukunft der Stadt Netphen“. Gegenüber dem Rat sprach Erhard Braas die Hoffnung auf eine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ aus: „Politische Uneinigkeiten sollten stets in einem Klima ausgetragen werden, das von einem respektvollen Umgang miteinander geprägt ist.“ Als Geschenk für die „langen Abende im Büro“ hatte der Altersvorsitzende eine Flasche Rotwein mitgebracht.
Ob das der Arbeit förderlich ist, ließ der Bürgermeister unkommentiert. Paul Wagener wandte sich zunächst an die ehemaligen Ratsmitglieder – immerhin 15 der 34 Stadtverordneten sind neu im Amt: „Wir haben in der Vergangenheit viel geschafft und stehen jetzt vor zahlreichen neuen Aufgaben“, sagte Wagener, „vor uns allen liegen große Herausforderungen.“ Er wünsche sich eine „sachliche, ehrliche, konstruktive Zusammenarbeit“ mit den Ratsfraktionen. „Ich sage hierfür die notwendige Bereitschaft gern zu. Ich freue mich auf eine konstruktive, spannende Zusammenarbeit mit Ihnen allen.“
Die Stellvertreterinnen: Drei geheime Wahlgänge
Mit einem durchaus eigenwilligen Verfahren ging direkt danach die Wahl der stellvertretenden Bürgermeisterinnen schief. Statt, wie in der Gemeindeordnung vorgesehen, in einem Wahlgang die Stimmen für die beiden Kandidaten einzusammeln, wurden die Ratsmitglieder für einen „gemeinsamen Wahlvorschlag“ in die Wahlkabine gerufen. Das hätte funktioniert, wenn alle einig gewesen wären. Weil es aber zwei Gegenstimmen und eine Stimmenthaltung gab, wurde neu gewählt. Diesmal wurden für jede Kandidatin Stimmen gesammelt, in getrennten Wahlgängen.
Nach drei geheimen Abstimmungen, bei denen jedes Ratsmitglied – je nach Lage des Sitzplatzes – insgesamt sechs Mal die Georg-Heimann-Halle durchquerte, stand das Ergebnis fest.
Dr. Sandra Groos
(CDU) ist neue erste Stellvertreterin von Paul Wagener, gegen sie stimmten vier Ratsmitglieder. Fünf Gegenstimmen musste
Annette Scholl
(SPD) hinnehmen, die als zweite Stellvertreterin im Amt bleibt. „Ich freue mich, dass die nächste Generation der Politikerinnen kommt“, begrüßte Annette Scholl ihre neue Kollegin. Dr. Sandra Groos ist 36, studierte Wirtschaftsingenieurin mit Promotion im Maschinenbau – „und Mutter, von demnächst drei Kindern
“. „Und ich bin schon Oma und habe zwei Enkel“, ergänzte Annette Scholl.
Die Sparkasse: Die UWG ist sauer
Einen erwartbaren Misston gab es bei der Wahl der beiden Netphener Vertreter in den Verwaltungsrat der Sparkasse Siegen. Drei Gegenstimmen aus den Reihen der UWG wurden gegen die erneute Bestellung von
Bruno Büdenbender
(CDU) und
Manfred Heinz
(SPD) registriert. Der zweite Sitz, so
Wolfgang Decker
(UWG), stehe der UWG und nicht der SPD zu – zumindest, wenn man der Auffassung der Sparkasse folge und den Netphener Bürgermeister in der Zweckverbandsversammlung der UWG zurechne. Dann nämlich zögen CDU und UWG in dem Gremium, das den Verwaltungsrat wählt, gleich. CDU und SPD sahen das anders und reklamierten für sich den Anspruch der stärksten und der zweitstärksten Ratsfraktion. „CDU und SPD finden sich auf wunderbare Weise zusammen“, spottete Wolfgang Decker, „die UWG wurde um den ihr zustehenden Sitz betrogen.“
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