Kreuztal. Das neue Gutachten kommt zu dem alten Schluss. Für das Umspannwerk ist Junkernhees der bessere Standort, nicht Altenkleusheim.

Amprion bleibt dabei: Standort des Umspannwerks für die neue Höchstspannungsleitung soll die Dänische Wiese bei Schloss Junkernhees sein. Das ist das Ergebnis einer weiteren „vertieften Variantenbetrachtung“, die der Stadt Kreuztal und der Bürgerinitiative Junkernhees vorgelegt wurde – ein Auftrag, der nach dem Erörterungstermin über die Planung Ende 2018 von der Bezirksregierung formuliert wurde. Beide, Stadt und Bürgerinitiative, fordern den Verzicht auf das neue Umspannwerk. Sie regen an, stattdessen die Umspannanlage in Altenkleusheim zu erweitern.

Die Trasse: Kreuztal bereitst sich auf Prozess vor

Aus Kreuztal war auch gefordert worden, als Leitungstrasse die Meiswinkel-Variante zu wählen, die größeren Abstand von der Ortschaft Meiswinkel, vom Hof Wurmbach und von Schloss Junkernhees hält. Der Landschaftsverband hatte dies mit Rücksicht auf die sonst beeinträchtigte Kulturlandschaft des Heestals ebenfalls unterstützt. Amprion hatte die Meiswinkel-Variante am Ende angelehnt – unter anderem mit Verweis auf Einwände des Landesbetriebs Wald und Holz. Denn die Alternativtrasse hätte durch den Wald geführt.

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Seitdem richtet sich die Stadt Kreuztal darauf ein, gerichtlich gegen einen Planfeststellungsbeschluss vorzugehen. Der wird allerdings erst frühestens in einem übernächsten Verfahrensschritt zu erwarten sein. Weil Amprion den Mastentyp für die verwendeten Leitungsmasten ändert, muss der darauf bezogene Teil der Planung noch einmal offengelegt werden.

Das Umspannwerk: Ideal wäre die kürzeste Leitung

In Fellinghausen treffen die 110-kV-Leitung für das Ortsnetz und die Höchstspannungsleitung (bisher: 220, künftig: 380 kV ) aufeinander. Bisher wird in der Setzer Wiese bei den Edelstahlwerken in Geisweid umgespannt, bis dahin wird ein Abzweig der Hochspannungsleitung geführt. Die neue Leitung müsste mit höheren Masten und breiterem Schutzstreifen ausgestattet werden. „Unter rein technischen Gesichtspunkten ist im Schnittpunkt der sich kreuzenden Stromkreise der ideale Anlagenstandort“, heißt es in dem Gutachten.

Von insgesamt sieben Standorten wurden vier zwischen Fellinghausen und Geisweid ausgeschlossen und drei näher untersucht: Altenkleusheim, Junkernhees und ein Grundstück im Heestal südlich der L 908 am Ortsausgang von Fellinghausen in Richtung Junkernhees.

Halle oder Freiluft?

Für alle drei Standorte wurden sowohl Freiluftschaltanlagen als auch „Gasisolierte Schaltanlagen“ untersucht. Für eine in einem Gebäude eingehauste Anlage, wie sie in Junkernhees geplant ist, würde ein Hektar ausreichen, eine Freiluftanlage würde 3,4 Hektar gebraucht. In Altenkleusheim könnte die bestehende Freiluftanlage um 0,8 Hektar erweitert werden.

Alle drei Standorte wurden nach 15 Kriterien bewertet: mit einer orange-gelben „0“ für die ungünstigste, einer hellgelben „1“ für eine mittlere und einer grünen „2“ für die beste Eignung.

Am Ende bekommen Fellinghausen und Junkernhees mit je 22 Punkten die höchste Punktzahl, wobei Fellinghausen weniger nachteilig gesehen wird, was die Beeinträchtigung von Kulturgütern (Schloss und Hof Wurmbach) und die Beanspruchung von Boden angeht, für Junkernhees allerdings die dort weniger störende Erweiterung des Schutzstreifens und die geringere Beeinträchtigung benachbarter Bebauung spricht.

Altenkleusheim

Altenkleusheim fällt mit 16 Punkten zurück – orange und hellgelb sieht dort die technische Beurteilung aus, die an den Standorten Fellinghausen und Junkernhees deutlich grüner ausfällt. Bei den Umweltbelangen hingegen schneidet Junkernhees mit acht Punkten schlechter ab als Fellinghausen (12) und Altenkleusheim (9).

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Grundsätzlich sei der Ausbau einer vorhandenen Anlage „wesentlich komplexer“ als ein Neubau, heißt es in dem Gutachten, der Ausbau dauere zudem länger. Zur Setzer Wiese müsse von Altenkleusheim aus eine 13,4 Kilometer lange Anschlussleitung gebaut werden, von Fellinghausen sind es dagegen nur sechs Kilometer – je länger die Leitung, desto größer die „Netzdämpfung“. Die, so das Gutachten, könnte dem Lichtbogenofen in Geisweid schlecht bekommen.

Von Altenkleusheim bis Fellinghausen wären für die zusätzliche 110-kV-Leitung 23 Masten jeweils um zehn Meter auf 70 Meter zu erhöhen. Das Gutachten: „Der Trassenverlauf erstreckt sich teilweise über einen Höhenkamm, sodass die erhöhten Masten weit sichtbar sind.“

Fellinghausen & Junkernhees

Beim Vergleich der Standorte Fellinghausen und Junkernhees sehen die Gutachter Junkernhees vorn: Die Wohnbebauung sei weiter entfernt. Zwar sei die Strecke von Fellinghausen zur Setzer Wiese kürzer als von Junkernhees. Von Junkernhees aus müssten aber nur drei Masten um zehn Meter erhöht werden („geringfügige visuelle Auswirkungen“), während von Fellinghausen aus ein 70 Meter hoher Mast komplett neu gebaut werden müsste („im Landschaftsbild in der Entfernung sichtbarer“).

Erneut betont wird auch in diesem Amprion-Gutachten, dass es „keine Sichtbeziehungen“ zwischen dem Umspannwerk- eine 60 mal 20 Meter große, 15 Meter hohe Halle – und dem Schloss Junkernhees gebe. Eingeräumt wird der Verlust des historischen Grünlandstandortes: Der Bau habe „geringfügige substanzielle, funktionale und sensorielle Auswirkungen“. Amprion, so das Gutachten, habe den Bauplatz in Junkernhees bereits gekauft. Die Flächen stünden „unmittelbar für die Umsetzung des geplanten Vorhabens zur Verfügung“. In Fellinghausen hingegen würde hingegen eine „weitere Inanspruchnahme privater Flächen“ erforderlich.

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