Siegen. Mit der Livestream-Reihe „Nahaufnahme“ startet das Bruchwerk Theater Siegen in der Corona-Krise ein technisch und inhaltlich starkes Format.
Dass die Kulturszene durch Corona weitgehend ausgebremst ist, hat sehr unterschiedliche Reaktionen der Betroffenen hervorgerufen. Dieter Hallervorden etwa, der noch vor wenigen Tagen beim Pressegespräch im Apollo Theater so verbindlich und verständnisvoll daherkam, feuert ein Wut-Statement ab. Ganz anders machen es die Verantwortlichen des Bruchwerk Theaters in der Siegener Oberstadt.
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Denn gerade in einer Studiobühne, wo die menschliche Nähe zu den Schauspielern eine besondere Stärke ist, wird diese auch zu ihrem größten Schwachpunkt, wenn Nähe plötzlich Gefahr für Leib und Leben bedeuten kann. Also entwickeln sie ein der Situation angepasstes Konzept, eine hybride Livestream-Reihe, die sie „Nahaufnahme“ nennen.
Bruchwerk Theater Siegen verspricht im Stream ein intensives Liveerlebnis
Milan Pešl, der kreative Kopf des engagierten Bruchwerk-Teams, sagt dazu: „Wenn wir uns körperlich nicht nah sein können, müssen wir andere Möglichkeiten finden. Mit den Werkzeugen des Films und des Web 2.0 werden wir traditionelle Mediengrenzen sprengen und auditiv und visuell näher denn je zusammenkommen.“
Das Programm
3. Dezember: „Beben“, mit dem das Bruchwerk-Theater im April seine Pforten öffnete.
10. Dezember: „Meine Meinung, ein Bollwerk“: Bruchwerk-Talk mit Theologen, Künstlern, Philosophen, Politikern. Moderatorin: Gabi Rosenkranz (WDR).
17. Dezember: „Lenz“ nach Georg Büchner mit Christian Fries.
7. Januar: „Trashwerk TV, Zocken mit Pils und Kippe“, Gastgeber: Klaus Krückemeyer.
14. Januar: Konzert mit der Sopranistin Sophia Körber und Mario Mammone, dem Siegener Jazzgitarristen: Klassisches Lied trifft auf Jazz-Song, Opernarie auf Chanson.
21. Januar: „tollMut Theatersport“ – ein Improvisationstheater zwischen zwei Bühnenteams aus Akteuren, die die Leidenschaft Schauspiel als Hobby betreiben.
28. Januar: „Solaris“, ein Live-Hörspiel nach dem Roman von Stanislav Lem.
Die Veranstaltungen sind jeweils ab 20.15 Uhr live auf bruchwerk-theater.de/nahaufnahme zu sehen. Das Team ist sich bewusst, dass es nur ein Not-Programm ist: „Uns leitet der Wunsch, so schnell wie möglich wieder einen Spielbetrieb mit Präsenzpublikum aufzunehmen.“
Dazu wurden professionelle Kameramänner engagiert und eine Ton- und Lichttechnik installiert, durch die er den Zuschauern ein Liveerlebnis der besonderen Art verspricht: „Wir zeigen Ihnen das Weiß in den Augen unserer Künstler und lassen Sie Atemzüge hören, als flüstere man Ihnen ins Ohr.“ Und das zu Hause am Bildschirm, in der Badewanne oder im Schlafzimmer.
Viele meckern in der Corona-Krise – doch das Bruchwerk Theater Siegen lobt und dankt
Und damit der ohnehin kleine Zuschauerraum des Bruchwerk nicht ganz menschenleer bleibt, können sechs Zuschauer auch live dabei sein. Pešl: „Die Karten kosten nichts und wir verlosen sie.“
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In Zeiten des kollektiven Meckerns hört man aus dem Bruchwerk Theater Sätze voller Dankbarkeit. An die Bundesregierung, die mit ihrem Programm „Neustart Kultur“ signalisiere: „Macht was, wir wollen, dass Kultur weitergeht“ und auch innovative Konzepte unterstützt. An das Kulturbüro des Kreises Siegen-Wittgenstein, das für einen finanziellen Ausgleich für den Wegfall von Eintrittsgeldern sorgt. Und vor allem auch an die Sponsoren. Milan Pešl: „Kein Sponsor ging uns verloren. Gerade die großen Unterstützer der Region sind sehr interessiert, was wir machen.“
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