Netphen. Melanie Wolf unterrichtet Kinder in Poledance. Sie stellt die Sportart vor und erklärt, dass ihr Kurs nichts mit „sexy“-sein zu tun hat.

Verdienst du damit jetzt dein Geld?“ Das war der dümmste Spruch, den Melanie Wolf über ihr Hobby Poledance gehört hat. Seit drei Jahren wird die Tanzsportart in der Tanzschule „StepUp“ in Netphen angeboten. Melanie Wolf gibt dort auch Kindern ab vier Jahren Unterricht an der Stange.

Wieso Poledance in Netphen?

„Man sieht es oft in Filmen oder Musikvideos. Halbnackte Frauen rekeln sich meist eher sexy an einer Poledancestange. In Wirklichkeit ist das aber harter Sport“, sagt Lorena Schreiber, die Besitzerin der Tanzschule. Sie hat 2017 angefangen, Poledanceunterricht für Erwachsene zu geben und Melanie Wolf war eine ihrer Teilnehmerinnen. „Die Sportart kam aus den Großstädten und ich wollte mal ausprobieren, wie und ob es hier auch angenommen wird“, sagt Lorena Schreiber. Durch Mund-zu-Mundpropaganda sprach sich das Angebot schnell im Siegerland herum und es kam gut an.

Mittlerweile hat die Tanzschule fünf Poledancetrainer und rund 200 Teilnehmer, die an den Stangentanzkursen teilnehmen. „Die Leute kamen zu uns, haben es ausprobiert und sich teilweise wirklich gewundert, wie anstrengend es ist, sich an der Stange zu halten“, sagt Lorena Schreiber. Nur ein männlicher Teilnehmer traut sich bis jetzt an die Stange. Die älteste Kursbesucherin ist 66 Jahre alt.

Was braucht man fürs Poledance?

Die wichtigsten Voraussetzungen sind Kraft in Armen und Beinen und eine hohe Beweglichkeit. So kann es auch je nach Übung vorkommen, dass bis zu 200 Kalorien in einer Stunde verbrannt werden, weiß Melanie Wolf. Am Anfang hatte sie oft Muskelkater in den Schultern und musste ihre Griffkraft trainieren. „Bei jeder neuen Übung geht man über sich hinaus. Dieser Sport ist eine ständige Selbstüberwindung“, sagt sie. Vor allem die Positionen über Kopf würden einem am Anfang viel abverlangen. Außerdem sei es von Vorteil, mit viel nackter Haut an die Stange zu gehen, damit man weniger abrutscht.

„Es gibt aber mittlerweile auch spezielle lange Hosen, die mit Latex beschichtet sind“, sagt Melanie Wolf.Es werden unterschiedliche Kurssparten. „Das Exotic-Angebot ist für Leute, die auf High Heels an der Stange tanzen wollen und den Aspekt der ‘Sexyness’ mit einbringen wollen“, erklärt Lorena Schreiber. Die Nachfrage nach diesem Kurs, würde aber immer erst dann kommen, wenn Teilnehmer schon einen Grundpoledance-Kurs besucht hätten. Die Grundkurse sind unterteilt in: Kraft, Dehnübungen („Stretching“), Choreografie und Technik. „Das sind alles wichtige Elemente. Aber am Anfang sind vor allem der Kraftaufbau und das Stretching mit am wichtigsten“, sagt Lorena Schreiber.

Wieso Poledance für Kinder?

Melanie Wolf hat sich nach einem Poledancekurs bei Lorena Schreiber vor Ort zur Trainerin ausbilden lassen und gibt jetzt Kindern in der Tanzschule Unterricht. Der ist vor ungefähr zwei Jahren gestartet, mittlerweile nehmen 60 Kinder, in fünf Kursen aufgeteilt, an den Einheiten teil.

Die jüngsten Teilnehmer sind vier Jahre alt. Für den Kinderkurs, den die beiden extra nicht nach der Sportart benannt, sondern „Kraftzwerge“ getauft haben, haben sie keine Werbung gemacht. „Wie denn auch? Mit einem Foto, auf dem ein Kind an einer Stange tanzt?“, sagt Lorena Schreiber. Für sie und ihre Mitarbeiterin sei das ein ganz normales Bild, aber ihnen ist bewusst, wie schnell so ein Bild falsch rüber kommen kann. Durch das bloße Herumerzählen sind mit der Zeit immer mehr Kinder gekommen. „Meine Tochter ist acht Jahre alt und macht ebenfalls Poledance. Sie wurde schon wegen ihres Hobbys gehänselt. ‘Du tanzt an einer Stange?’ Das haben sie Jungen aus ihrer Klasse gefragt“, sagt Melanie Wolf. Ihre Tochter sei aber ganz souverän damit umgegangen und hätte den Jungs an einer Stange gezeigt was sie kann. Die seien daraufhin still gewesen.

Poledance als Spaß für Kinder?

„Vor allem die Väter kommen vorbei und gucken sich die Stangen vorher gerne mal an. Die Fragen dann auch ganz interessiert nach was wir den Kindern so beibringen“, sagt Melanie Wolf. Mit sexualisierten Übungen hat ihr Unterricht in keinerlei Hinsicht etwas zu tun. Die Kinder werden durch akrobatische und tänzerische Übungen an den Poledance herangeführt. Sie bauen dabei Muskeln am ganzen Körper auf.„Die Kinder haben keine Angst davor, von der Stange abzurutschen. Ich habe schon oft erlebt, dass sie einfach so die Stange herraufgeklettert sind. Da muss man natürlich vorsichtig sein und aufpassen“, sagt die Trainerin. Ein schwerer Unfall an den Stangen sei aber bis jetzt noch nicht passiert.

Tanzschulenbesitzerin Lorena Schreiber freut sich über den Erfolg ihrer Angebote und hat sich dazu entschlossen, selbstständig Poledancetrainer in ihrer Tanzschule auszubilden. „Ich habe ja selbst mal einen Kurs belegt, aber ich fand die Umsetzung nicht so gut. Deshalb haben wir vor, selbst Trainerkurse zu geben“, sagt sie.


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