Wilnsdorf. Der neue Bürgermeister wünscht sich respektvollen Umgang in der Kommunalpolitik: „Alle sitzen hier, weil Sie das Beste für Wilnsdorf wollen“

Wenn die konstituierende Ratssitzung die Blaupause ist für die Arbeit dieser Wahlperiode, dann wird die Kommunalpolitik in Wilnsdorf um einiges versöhnlicher. Der neue Bürgermeister Hannes Gieseler und die Vertreter aller Fraktionen bemühten sich am Donnerstagabend, 6. November, in der Festhalle sichtlich und aus Überzeugung um respektvollen Umgang. Fast alle Entscheidungen fielen einstimmig, das Bemühen politische Gräben der Vergangenheit zuzuschütten, war spürbar.

Bürgermeister Hannes Gieseler findet im Rat versöhnliche Worte


Gieseler fiel der Wechsel vom selbstständigen Juristen ins Beamtenverhältnis und als Sitzungsleiter als „Chef auf der politischen Bühne“ leicht, sicher auch dank inzwischen jahrzehntelanger Erfahrungen im Maschinenraum der Wilnsdorfer Parteipolitik. Souverän leitete der 36-Jährige seine erste Ratssitzung als Bürgermeister, aus alter Gewohnheit nannte er sich bei der Gremienbesetzung mehrfach „Ratsmitglied Gieseler“ – da müsse er sich wohl noch dran gewöhnen. Seine frühere SPD-Fraktion überreichte ihm das obligatorische Willy-Brandt-Portrait, „große Fußstapfen“, meinte Gieseler dazu.

Dass sein Wechsel vom Ratsmitglied zum Bürgermeister ein „Seitenwechsel“ sei, fand Gieseler unzutreffend: „Das suggeriert zwei Gegensätze. Aber wir sind gemeinsam gewählte Verantwortungsträger mit dem gemeinsamen Auftrag, sich für unsere Gemeinde einzusetzen.“ Der Bürgermeister dankte den Ratsmitgliedern, dass sie sich bereiterklären, ihr Können, ihre Kraft und Zeit der Gemeinde zu widmen – „leider keine Selbstverständlichkeit. Immer weniger wollen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, gerade in der Politik, wo man ständig Rechenschaft ablegen muss.“ Dafür gebe es selten Anerkennung, viel Kritik, die auch sein müsse, aber immer öfter persönlich und unfair werde. „Sie alle sitzen hier, weil Sie persönlich das Beste für Wilnsdorf wollen – nicht weil Sie sich bereichern wollen.“ Was das Beste für Wilnsdorf sei, darüber lasse sich natürlich streiten – und das wolle man in höflichem, respektvollen Umgang in den kommenden fünf Jahren miteinander herausfinden.

Annemarie Bender: Wilnsdorfer Ratsentscheidungen betreffen Bürger direkt

Annemarie Bender, Altersvorsitzende und nun auch 2. stellvertretende Bürgermeisterin, freut sich sichtlich, Hannes Giesler zu vereidigen.
Annemarie Bender, Altersvorsitzende und nun auch 2. stellvertretende Bürgermeisterin, freut sich sichtlich, Hannes Giesler zu vereidigen. © Unbekannt | Hendrik Schulz

Annemarie Bender, ehemals Wilnsdorfer Parteiunabhängige (WPU), noch früher CDU, inzwischen Bürger für Wilnsdorf und FDP (BfWuFDP) freute sich sichtlich, Hannes Gieseler einführen und vereidigen zu können. „Die Entscheidungen im Rat betreffen die Bürger direkt – wir können die Welt nicht verändern, aber entscheidend dazu beitragen, dass es sich in unseren elf Dörfern gut leben lässt.“

Ausgrenzung, Fundamentalopposition und persönliche Befindlichkeiten würden niemandem helfen. Kompromisse würde nicht ausbleiben, dem könne man aber nur gerecht werden, wenn man respektvoll zusammenarbeite. Kleine Seitenhiebe auf frühere Ratsmitglieder. „Und der neue Bürgermeister kommt auch noch aus Wilnsdorf“ – auch diesen Seitenhieb auf Amtsvorgängerin Christa Schuppler konnte sie sich nicht verkneifen.

Ehemalige Wilnsdorfer Ratsmitglieder herzlich verabschiedet

15 von 34 Ratsmitgliedern sind neu im Gremium – fast die Hälfte. Sie alle verabschiedete Hannes Gieseler individuell und persönlich, erinnerte an politische Biografien, gemeinsame Erlebnisse und je länger die ehemaligen Ratsmitglieder dabeigewesen waren, desto detailreicher wurden die Anekdoten. Für eine volle Wahlperiode überreichte der Bürgermeister neben einer Urkunde die Verdienstmedaille der Gemeinde Wilnsdorf, für zwei den Wappenteller – das kam, zusammen mit den herzlichen Worten Gieselers, ziemlich gut bei den so Geehrten an.

Auch bei Klaus-Dieter Schneider (SPD), Ratsmitglied seit 1987 und sachkundiger Bürger seit 1975 – „wir haben leider nichts größeres als den Wappenteller“, sagte der Bürgermeister fast bedauernd.


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