Helberhausen. Die Helberhäuser gründen eine GbR und kaufen den früheren Landgasthof Nies: Seniorengerechte und barrierearme Wohnungen sollen hier entstehen.
Dort, wo bis vor kurzem noch der ehemalige Landgasthof Nies stand, ist nun nur noch eine freie Fläche. In der vergangenen Woche wurden die Abrissarbeiten abgeschlossen. Die Eigentümer, die „Helberhäuser Bürger GbR“, haben bereits einige Ideen, was hier entstehen könnte, entschieden ist aber noch nichts.
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Landgasthof Nies in Hilchenbach-Helberhausen ist abgerissen
Der Landgasthof Nies stand seit 2017 leer. Zuvor hatte Christof Nies die Dorfkneipe mit Gästezimmern und Bäckerei betrieben und nach fast zwei Jahrzehnten einen Schlussstrich gezogen – auch mit Blick auf die nötigen Investitionen. Ein Nachfolger fand sich nicht mehr.
Die Bausubstanz des Gebäudes war marode, das wurde mittlerweile auch durch ein Sachverständigengutachten festgestellt. Modernen Anforderungen an Brandschutz und Barrierefreiheit genügte der Gasthof nicht mehr, insgesamt wäre ein Erhalt wirtschaftlich nicht vertretbar gewesen. Schließlich stand die Zwangsversteigerung des Grundstücks mit Gebäude bevor.
Helberhäuser Bürger möchten beeinflussen, was im Dorf passiert
Ende 2019 gründeten 17 Helberhäuser Bürger die gleichnamige Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). „Wir wollten verhindern, dass wir keinen Einfluss mehr darauf haben, was im Dorf passiert“, erklärt Meinhard Menn, einer der Gesellschafter. Sie befürchteten, dass ein fremder Investor die Dorfidylle störten könnte. Die Bürger vereinigten ihr Kapital, um bei der Zwangsversteigerung mitbieten zu können. Nach vielen Gesprächen mit den Gläubigern gelang es der GbR, das Gebäude schon vor einer Versteigerung zu erwerben.
Am Wasser gebaut
Direkt am Schuppen vorbei verläuft die Ferndorf, nach heutigen Maßstäben des Wasserschutzes wäre das gar nicht mehr erlaubt.
Bei der Neu-Gestaltung soll diesem Element deshalb eine besondere Bedeutung zukommen.
Beim Neubau auf dem Grundstück muss der Umgebungsschutz beachtet werden.
Da direkt angrenzende Gebäude dem Denkmalschutz unterliegen, darf die Gestaltung – zum Beispiel Höhe, Form und Farbe – keinen negativen Einfluss auf die Nachbargebäude haben.
Anschließend stand die Frage im Raum, wie es mit dem ehemaligen Landgasthof weitergehen würde. Endgültig fiel die Entscheidung, das Gebäude abzureißen. Zunächst entkernten die Gesellschafter den ehemaligen Gasthof eigenhändig, wodurch sie erhebliche Kosten beim Abriss sparen konnten. Anschließend rückte der Abrissbagger an und ließ nichts vom ehemaligen Landgasthof übrig – außer der „Schanzenschuppen“, dessen Bausubstanz noch in Ordnung ist und der auch zukünftig erhalten bleiben soll. Nun gibt es in der Dorfmitte eine freie Fläche, für die die Helberhäuser verschiedene Ideen haben.
Mehrere Varianten für die Zukunft des früheren Landgasthofs denkbar
„Einen Schnellschuss an der Ferndorfstraße wird es nicht geben“, stellt Meinhard Menn klar. „Wir wollen uns für unsere Entscheidungen Zeit lassen, um zu guten Ergebnissen zu kommen.“ Ein „romantisches Comeback für einen Dorfladen und eine Gaststätte“ werde es allerdings nicht geben. Das sei in einem Neubau weder für die Bauherren noch für den Pächter wirtschaftlich darstellbar. Stattdessen ziehen die Gesellschafter nach aktuellem Stand drei mögliche Varianten in Betracht.
Die erste und von den Helberhäuser Bürgern favorisierte Möglichkeit ist die Errichtung von seniorengerechten und barrierefreien Wohnungen. Die Doreafamilie Siegerland betreibt in Sichtweite des Grundstücks das Haus Abendfrieden und sucht nach Erweiterungsmöglichkeiten. Es habe bereits Gespräche gegeben, berichtet Menn. Die Frage sei aktuell, ob sich ein Investor findet, der dieses Projekt mit Dorea als Betreiber umsetzt.
Eine Alternative ist, dass die Helberhäuser Bürger selbst als Bauherren für eine Wohnanlage auftreten. In diesem Fall würde die Gesellschaft weitere Mitstreiter und weiteres Kapital im Dorf sammeln. Dann gäbe es wiederum zwei Möglichkeiten: Entweder bauen die Helberhäuser die in der ersten Variante angedachte seniorengerechte Wohnanlage selbst oder sie errichten und vermarkten normalen Wohnraum. Denkbar wären zum Beispiel vier Einfamilienhäuser. Die Ingenieurgesellschaft Stoppacher hat im Auftrag der Helberhäuser bereits eine Ideenskizze erarbeitet.
Es tut sich zur Zeit einiges in Hilchenbach-Helberhausen
„Wir harren erstmal der Dinge, die da kommen“, sagt Meinhard Menn. Was die Zukunft bringt, können die Helberhäuser jetzt selbst entscheiden – womit das Hauptziel der GbR bereits erreicht ist. Zumindest was das Grundstück des ehemaligen Landgasthofes betrifft. Denn auch sonst tut sich einiges im Dorf. Unmittelbar nach Abriss des Gasthofes macht die Abrissfirma auf der gegenüberliegenden Straßenseite weiter. Diesmal im Auftrag der Stadt Hilchenbach: Das Unternehmen reißt die alte Schule ab, dort soll eine Kita entstehen.
Die Kapellenschule daneben möchte die Evangelische Kirchengemeinde an den Kapellenschulverein verkaufen. Der Verein, in dem auch einige Gesellschafter der Helberhäuser Bürger aktiv sind, möchte die Kapellenschule zu einer Begegnungsstätte machen. Obwohl schon lange beschlossen, zieht sich der Verkauf – die Genehmigung vom Landeskirchenamt in Bielefeld fehlt. Das Haus Menn wird aktuell zu Privatwohnungen umgebaut. Auch dort ist kein Gaststättenbetrieb mehr möglich, im Moment gibt es in Helberhausen also keine Kneipe mehr.
Deshalb legen die Helberhäuser Bürger besonderes Augenmerk auf den ehemaligen Schuppen, der diese Lücke schließen und als Ort für Bürgerbegegnung genutzt werden könnte. Die Gesellschafter nutzten ihn schon für diverse Versammlungen. Menn stellt sich dort in Zukunft ein Dorfcafé vor, eine Begegnungsstätte für die Helberhäuser Bürger – und die möglichen zukünftigen Bewohner des Grundstücks.
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