Siegen. Ein Siegener möchte mit seinem Startup eine Marktlücke schließen. Hans Ranke soll die Marke für vegane Fertiggerichte aus Hülsenfrüchten werden

Tosten Schuh möchte sein eigener Chef sein, selbstbestimmt arbeiten und leben. Und dabei mit seinem Unternehmen auch noch die Welt ein bisschen besser machen. Das klingt fast wie im Märchen – Da ist es nur passend, dass der 29-jährige S iegener sein Unternehmen nach einem solchen benannt hat.

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Zauberbohnen aus Siegen

Es war einmal eine arme Witwe, die hatte einen Sohn, der Hans hieß. So beginnt das Märchen „Hans und die Bohnenranke“. Der Protagonist tauscht darin eine Kuh gegen ein paar Zauberbohnen. Ein schlechter Tausch, so scheint es zunächst, doch am Ende halten die Bohnen, was sie versprechen, und machen Hans reich und glücklich.

So ähnlich stellt sich das Torsten Schuh auch vor, der Siegener Unternehmensgründer möchte sein Glück ebenfalls mit Bohnen machen – und mit anderen Hülsenfrüchten. Deshalb hat er sein Unternehmen auch nach dem besagten Märchen benannt. „Hans Ranke“ bringt nachhaltige und gesunde Fertiggerichte aus Hülsenfrüchten auf den Markt. Zunächst besteht das Sortiment aus drei verschiedenen Couscous-Gerichten.

Das aus der nordafrikanischen Küche stammende Gericht Couscous ist mittlerweile auch in Europa weit verbreitet. Traditionell wird es aus Hartweizengrieß hergestellt. Bei Hans Ranke jedoch werden stattdessen rote Linsen und Kichererbsen verwendet, die hochwertigere Nährstoffe enthalten. Durch sogenannte langkettige Kohlenhydrate entsteht ein längeres Sättigungsgefühl, gesunde Fette sorgen dafür, dass kein unangenehmes Völlegefühl entsteht. Das „Suppenkomma“ bleibt aus, weshalb sich die Produkte von Hans Ranke perfekt als Mahlzeit im Büro eignen. Dazu sind sie schnell und einfach zubereitet, man muss lediglich heißes Wasser über die Fertigmischung schütten und nach kurzer Wartezeit ist das Mittagessen bereit.

Siegener entdeckt Marktlücke

Nach dem Couscous sollen weitere Produkte, zum Beispiel Nudelgerichte, folgen. Generell möchte Torsten Schuh Hans Ranke zu der Marke für Gerichte aus Hülsenfrüchten machen. Das Sortiment ist komplett vegan, die Zutaten haben Bioqualität. Auch bei der Verpackung legt Torsten Schuh Wert auf Nachhaltigkeit. Sein Unternehmen soll gut für Mensch und Umwelt sein. Doch das ist nur die eine Hälfte von Torsten Schuhs Motivation.

Torsten Schuh steht hinter seiner Idee. Er ist selbst Sportler, legt Wert auf gesunde Ernährung und Nachhaltigkeit. Mit seinen Produkten möchte er eine Marktlücke schließen, unter der er selbst litt. Schuh treibt viel Sport – Fitnessstudio, Fußball, Fahrrad –, „meinen Fleischkonsum habe ich extrem runtergeschraubt“, erzählt der 29-Jährige. „Relativ häufig fehlte die Zeit, gesund zu kochen.“ Auf dem Markt gab es nichts, das seine eigenen Ansprüche erfüllte. Da traf es sich perfekt, dass Schuh ohnehin auf der Suche nach einer guten Geschäftsidee war.

Vorbereitung für die Selbstständigkeit an Universität Siegen

Denn noch vor der eigentlichen Idee stand bei Torsten Schuh der Wunsch, selbstständig zu sein. Auf dieses Ziel arbeitet er schon lange hin, hat deshalb überhaupt den Masterstudiengang „Entrepreneurship and SME Management“ an die Universität Siegen gewählt – Um alles zu lernen, was für die erfolgreiche Gründung eines Unternehmens nötig ist, und auch um mögliche Geschäftspartner kennen zu lernen.

„Ich bin schon lange gründungsinteressiert“, erzählt Torsten Schuh. Sein Ziel dabei sei es, selbstbestimmt zu arbeiten. „Selbstbestimmt bedeutet für mich vor allen Dingen, dass ich meine Ziele selbst stecken kann“. Auch die Arbeitszeiten will er sich selbst einteilen. Nicht um 8, sondern auch mal erst um 12 anfangen, wenn er vorher mit Freunden frühstücken möchte. Dafür dann auch mal bis in die Nacht hinein arbeiten. „Ich möchte nur mir Rechenschaft schulden“, sagt Torsten Schuh. Da Arbeit und Freizeit immer mehr ineinander überfließen, bedeutet das für ihn auch, „das eigene Leben in Gänze selbst zu bestimmen“.

Kampagne zum Start

Am 16. November startet Hans Ranke auf der Plattform „Start next“ eine C rowdfunding-Kampagne.

50.000 Euro hat Torsten Schuh als Ziel ausgerufen.

Die Unterstützer können während der Kampagne die ersten Produkte von Hans Ranke in verschiedenen Paketen vorbestellen und erhalten diese dann sofort im Anschluss an die Produktion.

Anschließend sollen der Onlineshop eröffnet und erste Einzelhändler beliefert werden.

Der Wunsch danach wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. In seiner Familie gäbe es viele Selbstständige, in unterschiedlichsten Bereichen, erzählt Schuh. Kreativ zu sein und immer wieder neue Dinge zu entwickeln, gehört ebenso zu seiner Vorstellung von einem erfüllten Arbeitsleben. Für Hans Ranke tut er das eben in der Küche. „Ich habe Stunden in der Küche verbracht“, erzählt Schuh – bis er endlich zufrieden mit dem Ergebnis war. Auch dabei profitierte er von seiner familiären Vorgeschichte, in diesem Fall von den Bohnen-Rezepten seiner Großmutter.

Corona sorgt für verzögerten Marktstart

Die Coronakrise hat den Marktstart verzögert, eigentlich sollte Hans Ranke bereits im Handel sein. Doch wirklich geschadet hat die Pandemie seinem Projekt nicht, glaubt Torsten Schuh. Fertiggerichte verzeichneten seit dem Lockdown einen höheren Absatz. Und die Struktur seines Unternehmens ist optimal für die Krise. „Alle physischen Prozesse sind ausgelagert“, erzählt Torsten Schuh. In Siegen kümmert er sich um Entwicklung, Marketing und Buchhaltung, sein Produkt lässt er in Italien herstellen, die Abfüllung passiert in einem Fulfillment-Lager – je nach Bedarf.

Den Startup-Flair soll Hans Ranke auch dann nicht verlieren, wenn sein Plan aufgeht. In fünf bis zehn Jahren soll Hans Ranke „das erste im Kopf sein, wenn man an gesunde und schnelle Ernährung denkt“, wünscht sich Torsten Schuh. Auch wenn Team und Büro dann größer sind, soll es offen und locker zu gehen. „Hackordnung gefällt mir überhaupt nicht“, sagt Torsten Schuh.

Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende.

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