Kreuztal. Bei der Kommunalwahl in Kreuztal errang Sascha Zowierucha als SPD-Mitglied ein Direktmandat. Einen Monat später wechselt er zur CDU

„Mein Wahlauftrag gebietet mir, die SPD in Kreuztal zu verlassen“, sagt Sascha Michael Zowierucha. Der langjährige SPD-Politiker gab überraschend seinen Wechsel zur Kreuztaler CDU bekannt, die den Stadtverordneten einstimmig in ihre Reihen aufnahm.

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Direktmandat in Kreuztal-Nord

Bei der Kommunalwahl vor fast genau einem Monat war Zowierucha in seinem Wahlbezirk Kreuztal-Nord/Ratzebusch mit 41,25 Prozent der Stimmen direkt in den Rat gewählt worden – als SPD-Politiker. Bei seiner Ex-Partei und einigen Wählern sorgt der Wechsel für Unmut. „Die Kreuztalerinnen und Kreuztaler wählten mich in den Stadtrat, damit ich über Vorschläge der Verwaltung und der Parteien diskutieren und Einfluss nehmen kann“, begründet Zowierucha seinen Schritt. „Das ist unter dem SPD-Fraktionsvorsitz der nun beginnenden Wahlperiode für mich allerdings nicht möglich.“

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„Das ist für mich unverständlich“, sagt der neu gewählte SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Schreiber. In seiner Partei habe jedes Mitglied jederzeit die Möglichkeit, Themen anzusprechen. „Jeder, der ein Ratsmandat direkt erringt, muss für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht“, so Schreiber. Der Zeitpunkt für den Austritt sei aber „sehr ungünstig“, da die Konstituierung der Parteien schon abgeschlossen sei. Zowierucha hätte die Fraktion eher informieren müssen, „das ist nicht passiert“.

Ärger in der Kreuztaler SPD

Die Fraktion sei von der Nachricht „vor den Kopf gestoßen“ worden, bestätigt Julian Maletz, Geschäftsführer der neuen SPD-Fraktion. Er bezweifelt, dass der Parteiaustritt so kurz nach der Wahl den Wählerwillen widerspiegelt – ähnlich äußerten sich bereits viele Nutzer in den sozialen Medien.

In der heißen Wahlkampfphase auszutreten, hätte der Partei deutlich mehr geschadet, kontert Zowierucha die Vorwürfe. „Ich wollte die Partei verlassen, aber nicht verraten.“ Den Zeitpunkt habe er gewählt, um der Partei möglichst minimalen Schaden zuzufügen, „es ist schade, dass ich dafür jetzt angegriffen werde“, so Zowierucha. Vor seinem Austritt habe er außerdem mit vielen Mitgliedern gesprochen. Die „Kommunikationsprobleme in der SPD“ seien einer der Gründe für seine Entscheidung.

Drei Jahrzehnte SPD

31 Jahre war Sascha Zowierucha Mitglied bei den Sozialdemokraten, 23 Jahre Kassierer im Ortsverband Kreuztal.

2014 wurde er erstmals direkt in den Kreuztaler Rat gewählt.

Die Haltung, seiner ehemaligen Partei nicht Schaden zu wollen, habe ihm bei der CDU einigen Respekt eingebracht und mit dazu geführt, dass er einstimmig aufgenommen wurde. Eine neue Partei habe er sich suchen müssen, „damit ich meinen Auftrag erfüllen kann“, so Zowierucha. „Dass ein Ratsmitglied ohne Fraktion nichts bewegen kann, hat sich schon bei Uwe Saßmannshausen gezeigt, der die SPD vor zwei Jahren aus ähnlichen Gründen wie ich verlassen hat, jedoch ohne sich anderen Ratsmitgliedern anzuschließen.“

Freude bei der CDU in Kreuztal

„Sein Erfahrungsschatz und seine offene, bürgernahe Art sind ein Gewinn für die CDU-Fraktion“, freut sich Arne Siebel, Fraktionsvorsitzender der Kreuztaler Christdemokraten. Erst Ende der vergangenen Woche habe seine Partei von den Wechselabsichten erfahren. „Seine Beweggründe kenne ich nicht“, sagt Siebel, aber „dann einen Menschen hängen zu lassen, das haben wir durch unsere Entscheidung ausgeschlossen.“

„Der Zeitpunkt dafür ist nie gut“, ergänzt Siebel. Der Wechsel finde aber besser jetzt statt als nach der konstituierenden Ratssitzung im November. Die vorherigen Konstituierungen der Fraktionen seien nur Absichtserklärungen. Die SPD bleibt nach dem Abgang Zowieruchas stärkste Partei mit 16 Sitzen im Rat, die CDU als stärkste „Oppositionspartei“ hat nun 13.

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„Die CDU als Partei wird durch ein Mitglied verstärkt, das die politischen Werte der CDU als Volkspartei teilt und diese lebt, sodass wir uns freuen, Herrn Zowierucha eine neue politische Heimat geben zu können“, sagt Stadtverbandsvorsitzender Philipp Krause. „Die politischen Werte der CDU als Volkspartei der Mitte entsprechen meinem ethischen und demokratischen Selbstverständnis“, bestätigt Sascha Zowierucha.

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