Siegerland. Vor der Kommunalwahl in Siegen-Wittgenstein sprechen die drei jüngsten Ratskandidaten im Siegerland über Parteien, Wertvorstellungen und Vorsätze

Schon mit achtzehn oder neunzehn Jahren in die Politik zu gehen, ist eine Entscheidung, die nicht viele Jugendliche treffen. Die drei jüngsten Ratskandidaten des Siegerlands erklären, was sie motiviert und welche Ziele sie verfolgen.

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Daniel Stettner

Für den Wilnsdorfer Daniel Stettner steht schon seit einigen Jahren fest, dass er sich für andere einsetzen möchte. Er erzählt: „Schon in der Mittelstufe wurde ich in meiner Schule mit den vielen Ungerechtigkeiten und Problemen dieser Welt konfrontiert.“ Deswegen engagierte er sich zunächst in einer Umweltschutzgruppe und in der Schülervertretung, bis er schließlich Schülersprecher wurde. „Ich habe gemerkt, dass es mir gefällt, im Team zu arbeiten, zu gestalten, Probleme zu lösen und eigene Ideen umzusetzen“, so Stettner.

Daniel Stettner tritt für die SPD Wilnsdorf an.
Daniel Stettner tritt für die SPD Wilnsdorf an. © Daniel Stettner

Zur Politik fand er, als ihn Martin Schulz beim Bundestagswahlkampf 2017 von den Werten und Idealen der SPD überzeugte. Der 19-Jährige erzählt: „Als das Wahlergebnis dann so enttäuschend war, bin ich einen Tag später mit sechszehn Jahren in die SPD eingetreten. Ich wollte mithelfen, die Menschen wieder von der Sozialdemokratie zu begeistern, so wie ich zuvor begeistert wurde.“

Zur Person

Daniel Stettner (19) wurde in Siegen geboren und wohnt in Niederdielfen.

Bei der Kommunalwahl kandidiert er in Flammersbach für den Gemeinderat und in Wilnsdorf für den Kreistag. Er gehört zu den Wahlkampfteams um Andreas Müller und Hannes Gieseler.

Diese Begeisterung macht er auch mit den Projekten deutlich, die er politisch umsetzen möchte. So will Stettner eine ernstzunehmende Jugendbeteiligung in seiner Heimat schaffen. Er findet: „Es kann nicht angehen, dass junge Menschen nicht ausreichend in Prozesse eingebunden werden, die vor allem sie selbst betreffen.“ Dabei ist es ihm neben dem politischen Mitbestimmungsrecht der Jugend auch wichtig, diese überhaupt an die Wahlurne zu bekommen. „Es gilt jetzt auch, junge Menschen für die Wahl zu mobilisieren, denn nur, wenn wir wählen gehen, können wir auch mitbestimmen“, so Stettner.

Luisa Hübner

Mit politischem Engagement kommen auch Vorurteile und Herausforderungen, gerade bei jungen Politikern. Damit hat auch Luisa Hübner zu kämpfen, die sich in Netphen bei den Grünen engagiert. Sie hat allerdings auch Erfahrung mit dem Phänomen gemacht, „dass alles Mögliche am eigenen Auftreten diskutiert wird, nicht aber die angesprochenen Inhalte. Ein besonders eindrückliches Beispiel sind die Reaktionen auf die Fridays-for-Future-Demonstrationen und Greta Thunberg.“

Luisa Hübner tritt bei der Kommunalwahl 2020 für Bündnis 90/Die Grünen in  Netphen an.
Luisa Hübner tritt bei der Kommunalwahl 2020 für Bündnis 90/Die Grünen in Netphen an. © Luisa Hübner

Aus ihrer Sicht ist es am besten, sich zu beweisen, sich selbst auch Fehler zuzugestehen und den Vorsatz zu fassen, im Alter nicht die gleichen Vorurteile zu hegen. Ihr geht es bei dem politischen Engagement „weniger um die Tatsache in der Politik zu sein, als darum, der Verantwortung, die jeder Bürger für sein Lebensumfeld hat, gerecht zu werden.“ Dabei treibt sie an, dass die Wissenschaft von der Gesellschaft fordert, sich zu verändern, um beispielsweise den Klimawandel so gut wie möglich einzudämmen. Um das zu erreichen, versuchen Bündnis 90/Die Grünen, und damit auch Luisa, „Netphen mit Rad und Bus mobilzumachen“, erklärt Hübner und ergänzt: „Diese Alternativen müssen dafür alltagstauglich sein, sowohl für Familien als auch für ältere Menschen.“

Zur Person

Luisa Hübner (18) wurde in Siegen geboren und lebt seitdem in Eckmannshausen.

Sie kandidiert für Bündnis 90/Die Grünen in Netphen im Wahlbezirk 5 (Eckmannshausen, Fronhausen, Oelgershausen). Neben ihren politischen Aktivitäten liest, reist und schreibt sie gerne.

Angesichts der anstehenden Wahlen fordert sie junge Menschen dazu auf, „sich nicht nur vor den Wahlen zu informieren, sondern auch während der Amtszeit mitzuverfolgen, was geschieht und wer welche Entscheidungen trifft und vor allem keine Angst davor zu haben, zu einer Meinung zu stehen.“

Michel Schäfer

Auch für Bündnis 90/Die Grünen, allerdings in Freudenberg, tritt der Nachwuchspolitiker Michel Schäfer an. Auf die Frage, was ihn dazu motiviert hat, vor über einem Jahr ausgerechnet dieser Partei beizutreten, antwortet Schäfer: „Ich bin in mich gegangen und habe für mich festgemacht, was mir im Leben wichtig ist: soziale Gerechtigkeit, eine saubere Umwelt und nachhaltiges Wirtschaften.“ Diese Themen möchte er nun auch im Stadtrat einbringen können, dabei ist es ihm wichtig, dass vor Ort gehandelt wird.

Michel Schäfer tritt bei der Kommunalwahl 2020 für Bündnis 90/Die Grünen in Freudenberg an.
Michel Schäfer tritt bei der Kommunalwahl 2020 für Bündnis 90/Die Grünen in Freudenberg an. © Michel Schäfer

Besonders wichtig ist ihm der Ischeroth in Freudenberg. Schäfer erklärt: „Die Grünen sind die einzige Partei, die sich klar für den Erhalt des Ischeroth als Naherholungsgebiet einsetzt und eine Zerstörung von Freudenbergs Hausberg für ein weiteres Gewerbegebiet ablehnt.“ Auch politisch möchte Schäfer in Zukunft gerne vor Ort bleiben. Er findet: „In der Kommunalpolitik kennt man die Menschen, für die man sich einsetzt und hat die Möglichkeit, sich selbst ein Bild von der jeweiligen Situation zu machen. Bessere Bedingungen kann man in der Politik nicht haben.“

Zur Person

Michel Schäfer (18) kommt aus Freudenberg.

Bei der Kommunalwahl tritt er auf Listenplatz 5 für Oberfischbach und Heisberg an.

In seiner (knapp bemessenen) Freizeit liest er gerne oder spielt Gitarre.

Da nimmt er es auch in Kauf, dass es als Jungpolitiker manchmal herausfordernd werden kann. Schäfer ist der eindeutigen Meinung: „Wir brauchen die junge Generation in der Politik. Sie lernt diese Stadt von einer völlig anderen Seite aus kennen und ist dadurch eher in der Lage, Fragen ins Gespräch zu bringen, an die sonst gar niemand denken würde.“

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