Achenbach. Der Siegener Stadtteil Achenbach macht den Aufschlag für das erste Fahrzeug-Sharing-Projekt in der Stadt – mit einer eigenen „Währung“.

Seit Freitag um 18 Uhr ist die Plattform im Internet frei geschaltet, können sich Interessierte für das Projekt „Social Coin“ registrieren. Hinter diesem Begriff und dem Kürzel SoCo verbirgt sich eine neue Regionalwährung für einen Teil Siegens, die mit ehrenamtlichem Engagement verdient und dann in E-Mobilität eingetauscht werden kann: für die Ausleihe von E-Bikes, E-Scootern, einem E-Auto oder in Kürze auch E-Lasten-Fahrrädern.

Der Modellversuch wird vom Heimatverein Achenbach in die Tat umgesetzt, in Zusammenarbeit mit der Uni Siegen , für die Achenbach „Reallabor“ ist. Menschen jeden Alters, vor allem aber Kinder und Jugendliche, sollen dadurch motiviert werden, sich in Achenbach, am Heidenberg oder am Fischbacherberg sozial zu engagieren. Den Social Coin verdient sich zum Beispiel, wer für andere einkauft, Straßen und Plätze reinigt oder die Bekleidung im Sozialkaufhaus sortiert. Wer sich auf der entsprechenden Internetseite bis zum 20. September für die Testphase registriert und ein paar Fragen beantwortet hat, bekommt schon einmal ein kleines Startguthaben.

Mit einem kleinen Video wird das Projekt erklärt.
Mit einem kleinen Video wird das Projekt erklärt. © Michael Kunz

Das Projekt wurde bereits im Sommer 2019 gestartet, kann aber unter anderem aufgrund der Pandemie erst jetzt endgültig in die Tat umgesetzt werden. Für Günther Langer, Vorsitzenden des Heimatvereins Achenbach, lassen sich damit gleich mehrere Problemfelder angehen. „Es wird immer geklagt, Heimatvereine haben keinen Nachwuchs und finden keine Vorstände mehr“, sagt er. Dazu gibt es unter seiner Führung schon einige Bemühungen. Der „Social Coin“ ist ein weiterer Baustein, um gerade junge Menschen anzusprechen. „E-Mobilität ist teuer“, betont Langer. Nicht nur in Familien aus sozialen Brennpunkten, die es in und rund um Achenbach reichlich gibt, könnten sich viele solche Bikes oder Scooter gar nicht leisten. Damit, so Grünen-Stadtverordneter Michael Groß, beginne zugleich in kleinem Rahmen das erste Fahrzeug-Sharing-Projekt in Siegen überhaupt.

Ausweitung aufs Stadtgebiet denkbar

„Wir haben auch zwei ältere Damen, die am Witschert vorlesen und für Nachbarn einkaufen. Die sich aber kein Auto mehr leisten können“, ergänzt Günther Langer. Für die wäre dann etwa das E-Auto interessant. Anmelden kann sich jeder Siegener. Verdienen muss er seine SoCos aber in Achenbach, am Heidenberg oder am Fischbacherberg. Später einmal lasse sich vorstellen, das System auf die ganze Stadt auszuweiten.

Eine Stunde E-Auto als Startguthaben

Für die Wartung der E-Fahrzeuge ist durch eine Abmachung mit der Arbeitsagentur für fünf Jahre gesorgt. Es gibt auch eine Ausbildungsstelle im Rahmen des Gesamtprojektes für eine junge Frau mit Handicap.

Die Registrierung erfolgt im Internet auf Social-coin-siegen.de. Da gibt es dann direkt zehn Coins als Startguthaben, was vorläufig einer Stunde E-Auto oder zwei Stunden E-Fahrrad entspricht.

Was noch geklärt werden muss, ist die Höhe der jeweiligen Vergütung, mithin der Wert des Coins. Für den Plural-Ökonomen Valentin Seehausen ist der nächste Schritt die Freischaltung der Fahrzeuge überall in der Stadt durch die bereits entwickelte App.

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